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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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nach acht hatte er bereits drei Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.
    Er war gerade in die Küche gegangen, um nach der Tomatensauce zu sehen, als es klingelte. So so, dachte er – erleichtert, aber sofort auch gereizt –, dazu noch den Schlüssel vergessen. Jetzt war er es, der sich Zeit ließ. Er schaltete die Platte unter dem Wasser ein, als es bereits wieder klingelte. Diesmal Sturm.
    »Ja, ja, ich musste auch warten!«, schimpfte er vor sich hin, ging gemächlich zum Türöffner und drückte. Das Klingeln hatte aufgehört.
    Taler öffnete die Wohnungstür einen Spaltbreit und ging zurück in die Küche. Dort wollte er von ihr angetroffen werden.
    Wieder ließ sie sich Zeit.
    Gerade als er ein zweites Mal auf den Türöffner drücken wollte, klingelte es wieder. Er drückte, aber es klingelte nochmals.
    »Was ist denn?«, rief er gereizt ins Mikrofon.
    »Herr Taler?« Es war die aufgeregte Stimme des inzwischen weggezogenen Herrn Zeier.
    »Ja?«
    »Kommen Sie herunter. Ihre Frau, wir brauchen einen Krankenwagen!«
    Er erinnerte sich nicht daran, den Krankenwagen gerufen zu haben. Nur noch daran, dass er Laura in den Armen hielt und ihren Namen sagte, immer wieder, »Laura, Laura«. Und an das Blut überall.
    Peter Taler trank die Flasche leer, holte sich die zweite und starrte aus dem Fenster.
    Kein Mensch, kein Tier, keine Bewegung. Der Regen hatte aufgehört, Amy Winehouse sang Love Is a Losing Game.
    Warum, fragte er sich, habe ich nie ein Foto gemacht? Dann könnte ich jetzt die Bilder vergleichen. Wie bei »Finde die sieben Unterschiede«.
    Er ging in die Küche und begann zu kochen. Als er zurück zum Fenster kam, legte die Straßenlaterne schon ihre Glanzlichter auf den nassen Asphalt und die geparkten Autos.

3
     
    Lauras kleine Digitalkamera war dort, wo sie immer gewesen war: Im Rollkorpus, der unter ihrem Zeichentisch stand. Er stammte aus der Zeit, als sie Illulaura gründete. So nannte sie die GmbH, mit der sie sich als Illustratorin selbständig machen wollte. Peter war als gleichberechtigter Partner eingestiegen, hatte die Administration übernommen und die Hälfte beigesteuert zu den zwanzigtausend Franken Gründungskapital. Diese waren rasch für Büroausstattung, Elektronik, Material und laufende Ausgaben draufgegangen, und bald musste Laura einsehen, dass sie gegen die etablierten Grafiker, die zu Dumpingpreisen ihre Beschäftigungslücken stopften, keine Chance hatte. Die Illulaura stellte ihre Tätigkeit ein. Vorläufig, wie Laura immer betonte. Löschen komme nicht in Frage, schon wegen des Namens. Bis heute hatte sich Taler daran gehalten.
    Laura nahm eine feste Anstellung als wissenschaftliche Illustratorin in einem Lehrmittelverlag an. Immerhin durfte sie einen Teil ihrer Arbeit zu Hause machen. Deswegen war eines der drei Zimmer der Wohnung ihr Atelier geblieben, das Illulaura-Zimmer. Dort hatte sie ab und zu geschlafen, wenn sie Streit hatten.
    In diesem Raum stand auch ihr Computer mit einem großen Flachbildschirm. Nach ihrem Tod hatte die Polizei vergeblich die Festplatte nach Indizien durchsucht, die auf ein Motiv hindeuteten. Seither stand er kaum benutzt an seinem Platz. Taler besaß keinen eigenen, er verbrachte im Büro schon zu viel Zeit vor dem Bildschirm.
    Taler nahm die Batterie aus der Kamera und steckte sie ins Ladegerät. Ein rotes Licht ging an. Bis es grün war, hatte er Zeit, ein paar Einkäufe für das Wochenende zu machen. Es war Samstag.
    Ein kühler Morgen. Der Himmel war von einem hellen Grau, das sich im Laufe des Tages in ein blasses Blau verwandeln dürfte. Es war trocken bis auf die Pfützen des gestrigen Regens. Peter Taler überquerte die Straße und betrat das Trottoir, das an den Gärten der Einfamilienhäuser entlangführte.
    Knupp, in einem grauen Overall, harkte im Gemüsebeet. Er sah kurz auf, und Taler nickte ihm zu, obwohl er wusste, dass der Alte ihn ignorieren würde. Beim Vorbeigehen roch er die frischen feuchten Erdschollen.
    Etwa zehn Minuten ging er durch das noch stille Wohnviertel, bis er »Juanitos« erreichte. Ein Spanier der zweiten Generation hatte den dahinsiechenden Quartierladen vor ein paar Jahren übernommen und daraus mit einem klugen Sortiment einen florierenden Minisupermarkt gemacht. Bei Juanitos gab es alles, was man in der Stadt zu kaufen vergessen hatte oder was einem zu Hause ausgegangen war. Und wer keine Lust hatte zu kochen, konnte sich dort mit täglich frisch gemachten Tapas eindecken.
    Mit einer

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