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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Liza bereits mit einem Superpuffer, der den Zellstrukturen ermöglichen würde, die Chronoküle im umgekehrten Zeitsinn zu durchdringen. Der Simmons-Effekt – ein würdiges Gegenstück zur Zeittheorie von Krawschensky.
    Um zehn Uhr brach Professor Krawschensky seine Vorführungen ab.
    »Heute früh, als ich sah, daß die Technik reibungslos funktionierte, beschloß ich, ein Versuchsobjekt längere Zeit in der chronomischen Einheit zu belassen. Neun Stunden lang, Liza Simmons. Da wir unsere Zeitschrittmacher gut kennen, wissen wir, daß sie niemals die Objekte zu früh aus dem Zeitstrom zurückholen. Trotzdem wollen wir die Bühne jetzt freihalten – für alle Fälle.«
    »Was für einen Versuchsgegenstand haben Sie gewählt?«
    »Morgens um zwei ist man ja noch etwas benommen. Und unsere Versuchsobjekte sind immer so statisch …« Du meine Güte, dachte Liza. »Ich füllte einen emaillierten Badezuber voll Wasser und schüttete Badesalz hinein. Ich habe ein Schaumbad in chronomische Einheit versetzt. Ein Schaumbad mit Gardeniensalz …« Er seufzte vor Behagen. Dann wurde er wieder sachlich. »Ich fürchte, Sie werden das mißbilligen.«
    »Natürlich mißbillige ich nicht.« Sie war wieder als Partnerin zugelassen. Und ein bißchen Humor war besser als gar keiner.
    Während sie auf die Wiedererscheinung des Schaumbades warteten, rief Professor Krawschensky den Projektleiter an, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Der Projektleiter war begeistert, aber dabei eigenartig distanziert, als ob seine Aufmerksamkeit abgelenkt wäre, vielleicht von der Aussicht aus seinem Bürofenster. Doch Igor Krawschensky war heute nicht zu entmutigen. Er meldete sofort ein Gespräch nach London an. Jeder mußte die großartige Neuigkeit erfahren, selbst (ganz besonders?) der Gründer. Seit dem Debakel mit dem gescheckten Hund, hatte sich der Professor in eine beträchtliche Wolke des Schweigens gehüllt.
    »Emmanuel? Igor am Apparat. Störe ich bei wichtigen Entscheidungen?«
    »Nun, wenn du schon bei wichtigen Entscheidungen störst – was ist es diesmal? Erfolg, will ich hoffen. Oder totalen Fehlschlag.«
    »Erfolg, Emmanuel. Selbst mit lebender Materie. Hundertprozentigen Erfolg.«
    »Höre, Igor, diese Experimente mit lebenden Wesen gefallen mir nicht. Ich glaube, du überstürzt das alles.«
    »Nur eine blaue Wasserlilie, Emmanuel. Nur eine Wasserlilie.«
    Liza versuchte, nicht hinzuhören. Sie wollte nicht Zeuge werden, wie der Professor sich freiwillig erniedrigte. Und noch vor so einem Mann … Die Stimme des Gründers war jedoch so wenig zu überhören, wie man auch ein häßliches Tapetenmuster kaum übersehen kann.
    »Eine blaue Wasserlilie – okay, Igor. Blumen sind okay. Aber laß dich nicht hinreißen. Keine Katzen, keine Hunde und, bitte, Igor, keine Menschen.«
    »Natürlich nicht, Gründer.«
    »Schön. Und jetzt mußt du mir erzählen – das Zuckerbrot –, jetzt mußt du mir erzählen, was du geschafft hast.«
    Professor Krawschensky sagte es ihm. Sein Gesicht war verklärt. Der Gründer ließ eine lange Pause verstreichen und seufzte dann.
    »Ach, ja, all das Kommen und Gehen, Igor. Das ist doch Zeitreise, nicht wahr? Du läßt Dinge verschwinden. Schön. Sehr clever. Später erscheinen sie dann wieder. Sehr schön. Sehr clever. Aber ich frage mich – ist das Zeitreise oder ist das einfach ein Verschwinden und Wiederauftauchen von Dingen? Beweise mir, daß das Zeitreise ist, und du machst mich zu einem sehr glücklichen Menschen.«
    Der Professor schrumpfte zusammen. Er vergilbte gleichsam wie ein sterbendes Blatt. Er verbesserte nicht einmal die Wortwahl des Gründers.
    »Ich werde versuchen, es zu erklären«, sagte er dann. »Das Schaumbad – wenn es ist, wo es ist, ist es jetzt dort. Es ist jetzt dort, sofort, schon im Augenblick des Übertritts in die chronomische Einheit, treibt dort auf dem chronomischen Fluß. Wir, die wir uns dem Fluß des Chronos, der Zeit, entgegenstemmen, holen es nur langsam ein. Es erscheint nicht wieder – sondern wir holen es ein.«
    »Du solltest Vorlesungen halten, Igor. Das ist mein Ernst, Igor. Du meinst also, das Schaumbad steht die ganze Zeit über auf der Bühne, nur können wir es nicht sehen, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich ist es nicht so. Passen Sie auf, ich erkläre es Ihnen. Im ersten Moment steckt das Schaumbad auf der Zwei-Uhr-Bühne. Im nächsten Moment steckt es auf der Elf-Uhr-Bühne. Die Drei-Uhr-, Vier-Uhr-, Fünf-Uhr-, Sechs-Uhr-Bühnen existieren

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