Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht. Das Schaumbad braucht nicht zu warten. Für uns ist der Zeitzwischenraum neun Stunden lang. Für das Schaumbad gibt es überhaupt keine Zeit, die verstreicht.«
    Warum mußte es ausgerechnet ein Schaumbad sein, fragte sich Liza. Der Dialog war auch schon banal genug.
    »Ich will nicht behaupten, daß du mich hinters Licht führen willst, Igor.« Natürlich behauptete er das. »Wenn ich das begreifen würde, würde ich sogar sagen, daß es überzeugend klingt. Aber ich bin ein einfacher Mann, alter Freund – ich möchte Beweise haben. Tu mir den Gefallen, Igor. Beweise mir, daß dazwischen überhaupt keine Zeit verstreicht.«
    »Was soll ich dazu sagen, Gründer?« Sein Überschwang war weg. Sein Triumph war durch leisen Spott vernichtet. »Vielleicht mit einer radioaktiven Kohle … Aber wir haben so etwas nicht in unserem Labor. Es gibt natürlich schlüssige mathematische Beweise; aber ich bezweifle, daß ich …«
    »Sie meinen, Sie können es nicht.«
    Das war keine Frage, sondern ein Sieg. Der Erfolg eines Mitmenschen war in dessen Niederlage verwandelt worden. Der Gründer konnte beruhigt weiterschlafen. Liza wunderte sich, warum man sich seinetwegen so viel Mühe gab. Sie wendete sich abrupt von ihrer Konsole ab und schrie fest in das Mikrophon: »Den Beweis, den Sie verlangen, liegt direkt vor Ihrer Nase, Mr. Littlejohn. Dieses verdammte Schaumbad, von dem Sie dauernd reden – Sie wissen doch, daß heißes Wasser abkühlt! Und eine Schaumblase hält sich auch nur wenige Sekunden. Ist es nicht klar, daß so ein Schaumbad …«
    »Gut, sehr gut – ich wartete darauf, daß bei Ihnen der Groschen fallen würde. Nicht bei dem Professor – solche Dinge liegen seinem Verstand nicht. Dazu ist er viel zu subtil und verschlungen.« Sie hätte vor Zorn fast geweint. »Sie sind Liza Simmons, nicht wahr? Sie sind sehr intelligent. Ihr Vater würde stolz auf Sie sein, Liza. Sie verdienen eine Gehaltserhöhung.«
    »Ich pfeife auf Ihre Gehaltserhöhung.«
    Im Telephon schepperte es. Manny Littlejohn lachte.
    »Verzeihen Sie mir, Miss Simmons.« Es schepperte wieder. »Aber die Menschen sind so leicht durchschaubar. Sie haben mir eben dreißig Pfund die Woche eingespart. Und ich werde Ihnen wohl kaum noch einmal eine Gehaltserhöhung anbieten.« Es summte, und dann kam die Stimme des Gründers noch einmal durch: »Und Sie können Professor Krawschensky ausrichten, daß ich mit seinen Fortschritten sehr zufrieden bin.« Diesmal hielt das Summen in der Leitung an.
    Vielleicht arbeitete man für Manny Littlejohn, weil er aus ganzem Herzen boshaft war. Er hatte aufrichtige Freude an diesem Spiel mit seinen »Kreaturen«. Sobald er jemand vor den Bauch getreten und mit Spikes auf dessen Geschlechtsteilen herumgetrampelt hatte, half er ihm mit dem liebenswürdigen Lächeln der Welt wieder auf die Füße. Deshalb hatten solche Mitarbeiter wie Professor Krawschensky am Ende noch das Gefühl, sie müßten ihm sogar dankbar sein.
    Der Wiedereintritt des Schaumbades in die irdische Zeit geschah eine Stunde und fünfundvierzig Minuten später. Trotz der Zeitdifferenz von zehn Stunden und fünfundvierzig Minuten war das Wasser noch genauso heiß, wie es beim Überwechseln in die chronomische Einheit gewesen war, und der Schaum war noch genauso blasig. Ein paar Blasen quollen sogar über den Rand des Badezubers und blieben auf der Bühne kleben. Beim Anblick dieser heißen Blasenpracht führte der Professor einen kleinen Tanz auf. Liza, die auch ihren Teil zu diesem Festakt beitragen wollte, zog ihren Kittel aus und tauchte genießerisch in das heiße Wasser ein. Der Anblick von seifenglänzenden Brüsten und Schenkeln, die von Gardenienschaum garniert waren (selbstverständlich mit wissenschaftlichem Hintergrund), ermutigten Professor Krawschensky so sehr, daß er es für angebracht hielt, seine Hose ebenfalls auszuziehen. Der Morgen hatte anstrengende Arbeit gebracht, und er hatte eine Erholungspause wohl verdient. Er und Liza beschäftigten sich rund vierzig Sekunden miteinander. Sie hielten das beide für einen geeigneten Klimax. Liza erwartete zwar nicht viel davon und wurde in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht. Igor erwartete viel und erhielt mehr, als er gedacht hatte. Tatsächlich glaubte er sogar einen Augenblick lang, ihm würde der Kopf bei zu hohem Blutdruck zerspringen.
    Es war der Anfang einer neuen Ära in ihren Laborbeziehungen. (Und zugleich das Ende, da Erfolg, Seife und Liza Simmons sich nie

Weitere Kostenlose Bücher