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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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mehr zu so einer anregenden Konstellation vereinigten.)
     
    Währenddessen wartete David Silberstein vergeblich auf einen Anruf der Polizei. Doch als sich auch nach dem Mittagessen noch kein Beamter wegen des Vorfalls auf dem Fluß am Abend zuvor bei ihm beschwerte, beschloß er, von sich aus die Initiative zu ergreifen. Silberstein wollte sich nicht den Anschein geben, als weiche er irgendwelchen Konsequenzen aus.
    Auch wenn die Verbindungen des Gründers allmächtig waren, konnte es bestimmt nicht schaden, wenn man richtige, wohlmeinende Schritte unternahm. Er rief fünfmal bei der Polizei an, und fünfmal sagte ihm die Vermittlung, die Polizei sei besetzt. Als er endlich mit ihr verbunden wurde, teilte ihm ein Beamter mit abgehetzter Stimme mit, der Chef sei leider nicht erreichbar. Als David sich nicht damit abfinden wollte, sagte der Beamte kurz angebunden: »Ist Ihnen nicht bewußt, Sir, daß wir seit dem Ausbruch der Epidemie ununterbrochen im Einsatz sind?«
    David: »Nein … nein, das wußte ich gar nicht.« Doch die Leitung war bereits tot.
    David legte auf. So bald schon. Eine Epidemie. So früh also schon … Er saß da und starrte aus dem Fenster. Man hätte ihm das schon früher melden müssen. Irgend jemand mußte doch am Radio oder am Fernseher etwas davon erfahren haben. Es sei denn, daß die Regionalverwaltung die Sache herunterspielte, um eine Panik zu vermeiden, und abwartete. Konsum und Vollbeschäftigung war oberstes Gebot, und wenn in einem der traditionellen Urlaubsgebiete die Gesundheitskontrolle versagte, konnte das böse finanzielle Folgen haben. Vielleicht hatte man die Zeitungen gar nicht von der Epidemie unterrichtet. David saß am Schreibtisch und biß sich auf die Fingernägel. Egal, wie sehr man mit einem Ereignis gerechnet hatte, egal, wie oft man sich die Konsequenzen ausgemalt hatte, es war doch ein Schock, wenn es eintrat. Außerdem hätte ihm jemand Bescheid geben sollen … Er drehte das Radio an, doch BBC brachte nur sein übliches leichtes Musikprogramm für alle. Er drehte das Radio leise und rief Sergeant Cole an. Er solle seine Leute alarmieren, sagte David, weil man mit Schwierigkeiten rechnen müsse. Die Fernsehspione an der Mündung des Pill seien vierundzwanzig Stunden in Betrieb zu halten. Er kam in Schwung, zeigte, daß der Job des Projektleiters genau seine Kragenweite war. Er rief das Hospital an und ließ eine Massenimpfung vorbereiten. Er rief das Lagerhaus an und befahl, ihm eine genaue Aufstellung aller Lebensmittelvorräte zu übermitteln. Dann ließ er zum Chefingenieur durchstellen und beauftragte ihn, alle halbe Stunde an der Mündung des Pill Wasserproben zu entnehmen und zu analysieren. Auch die Leute vom Wasserwerk wurden alarmiert, denn das Dorf verfügte über eine eigene, große Wasseraufbereitungsanlage, falls die öffentliche Versorgung nicht mehr richtig funktionierte. Jetzt war der Augenblick da, wo er zeigen konnte, wie fähig er war. Er genoß ihn.
    Schließlich schaltete er die Dorfsprechanlage ein, an die jedes Haus angeschlossen war, und ließ das Band mit seinem Rufzeichen abspielen. Er mochte Schubert nicht und schon gar nicht dessen Forellenquintett; doch der Gründer (ein Mann mit leichtem Geschmack) hatte darauf bestanden. In jedem Büro, jedem Laden, in jeder Werkstätte, in jeder Wohnung (außer in Roses Varcos Wohnhöhle, bei dem eine solche Anlage nur eine verschwendete Ausgabe gewesen wäre) ertönte das banale Leitmotiv. David Silberstein räusperte sich. Seine Worte würden Geschichte machen, und er wußte es auch.
    »Ich halte den Zeitpunkt für gekommen, wo wir die Zugbrücke hochziehen müssen. Wie Sie wahrscheinlich alle wissen, hat die Umweltverschmutzung in den letzten Wochen stetig zugenommen. Heute habe ich die Mitteilung bekommen, daß irgendeine Epidemie in St. Kinnow ausgebrochen sein soll. Um was für eine Art von Epidemie es sich dabei handelt, habe ich noch nicht feststellen können. Sie wissen wahrscheinlich auch, daß die Beziehungen zwischen den Bewohnern der Stadt und uns sich in letzter Zeit verschlechtert haben. Wir können also nicht mehr mit dem Wohlwollen unserer Nachbarn rechnen. Wie Sie ebenfalls wissen, hatten wir für diesen Fall schon vor vielen Monaten vorgesorgt. Deshalb werden wir in Ruhe abwarten können.
    Von jetzt ab ist jeder persönliche Kontakt mit der Außenwelt verboten. Wir schicken auch keine Post hinaus und empfangen keine Post mehr. Wer von Ihnen Verwandte in der Außenwelt hat, bekommt

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