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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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daß die Berichte über eine Epidemie im Südwesten des Landes der Wahrheit nicht standhalten. Der Ausbruch einer fiebrigen Erkrankung in verschiedenen Erholungsgebieten gibt zu keiner Besorgnis Anlaß, und die Gesundheitsbehörden haben die Lage vollkommen unter Kontrolle. Der Premierminister befindet sich zur Zeit auf Urlaub in Sumatra, steht aber in ständiger Verbindung mit den zuständigen Behörden. Auch er hält besondere Maßnahmen für nicht erforderlich. Eine leichte Zunahme der Krankheiten ist zu bestimmten Jahreszeiten als durchaus normal zu betrachten. Trotzdem rät der Automobilclub von Ausflügen in das Erholungsgebiet D ab. Impfstellen sind eingerichtet, falls ein Besuch dieses Gebietes unerläßlich ist. Weitere Einzelheiten darüber hören Sie in den Regionalnachrichten … In Washington ist die Menge, die das Weiße Haus umzingelt hat, mit Juckgas zurückgetrieben worden. Einheiten der Nationalgarde unter dem Befehl von General Morgan …«
    David drehte das Radio ab. Die Probleme Amerikas waren nicht seine Probleme. Es war jetzt klar, daß die Lage im Südwesten des Landes ernst war. Wenn der Automobilclub von einem Ausflug in diese Gegend abriet, war das ein Euphemismus. David kannte die Pläne für Straßensperren und Quarantänegebiete. Daß man diese Pläne jetzt in die Tat umsetzte, war ein deutlicher Hinweis, daß sich hier eine Katastrophe abzeichnete. Man hatte keine statistischen Angaben gemacht, und – was noch bedenklicher war – man hatte die fiebrige Erkrankung nicht beim Namen genannt. Vielleicht gab es gar keinen Namen dafür. Es gab verdammt viele resistente Bakterienstämme oder mutierte Abarten, die möglicherweise jede Impfung fragwürdig machten. Man konnte eben nur tun, was man tun konnte. David Silberstein griff nach dem Telephon und gab Anweisungen, diesen verdammten Roses Varco ins Hospital zu schaffen.
    Roses Varco hielt sich gerade am Strand auf, als der Sanitäter ihn fand. Roses wollte nichts mit dem Krankenhaus zu tun haben, und man mußte erst zwei Sicherheitsbeamte, schließlich noch einen dritten herbeirufen, ehe man den Tobenden ins Krankenhaus schaffen konnte. Zum Glück war Liza Simmons bereits im Krankenhaus eingetroffen. Ihre Gegenwart wirkte beruhigend auf Roses Varco. Sie ging mit ihm in die chirurgische Abteilung, wo der Arzt seine Untersuchung vornahm. Zwischen Scham und Sicherheit hin und her gerissen entschied er sich schließlich für die Sicherheit. Liza fand seine schüchternen Versuche, seine Blößen zu bedecken, ganz zauberhaft.
    Die Ergebnisse aller Tests waren negativ. Der Arzt sah zu, wie sich Roses rasch wieder das Hemd überzog. Das würde bestimmt kein bequemer Patient werden, überlegte er.
    »Würden Sie nicht gern für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben?« fragte er mit falscher Begeisterung.
    »Will ich nicht.«
    »Ich fürchte, das muß sein.«
    »Hier herinnen, meinen Sie? Nicht einen Tag. Nicht eine Minute.«
    Der Arzt seufzte. Er hatte zwar eine geschlossene Abteilung, konnte aber keine Leute entbehren, um sie zu überwachen. Er blickte Liza hilfesuchend an.
    »Der Arzt meint, wir hätten vielleicht gestern etwas einfangen können. Von den beiden Burschen auf dem Fluß.«
    »Von den beiden Kerlen? Denen hat nichts gefehlt, was eine Tracht Prügel nicht heilen könnte.«
    »Das kann man jetzt noch nicht wissen. Du willst doch nicht krank werden, oder?«
    »Bin nie krank gewesen. Außerdem habe ich noch einen Schrank voll Flaschen von meinem Dad. Die kurieren alles, was es gibt.«
    Der Arzt bedeckte das Gesicht mit den Händen und täuschte einen Hustenanfall vor. Liza nahm Roses’ Hand zwischen die ihren.
    »Ich werde auch hier sein. Willst du mir denn nicht Gesellschaft leisten?«
    Roses dachte nach. »Gleiches Zimmer?«
    Liza sah den Arzt fragend an. Der nickte zustimmend. »Ja, Roses. Das gleiche Zimmer.«
    Er bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. In einem Zimmer mit einem Mädchen zusammen zu wohnen, gehörte sich nicht. Es war nicht richtig … Er wußte zwar nicht, warum. Aber es schickte sich nicht, wenn er sich vor ihr auszog. Nun war sein Hemd ziemlich lang, und er konnte ja immer auf der anderen, von ihr abgewendeten Seite des Bettes aufstehen … Außerdem hatte sie ihn ja schon gesehen, als der Arzt an ihm herumklopfte. Es war nicht so schlimm gewesen wie bei den Schwestern, die ihn mit ihren verkniffenen Gesichtern taxiert hatten …
    »Also gut«, sagte er. »Ich bleibe.«
    Der Arzt blickte von einem zum anderen

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