Die Zeit-Moleküle
Sorge gegeben.
David saß vor dem Monitor und plauderte über die direkte Leitung mit Sergeant Cole. Das nächstemal verrieten sich die Eindringlinge am hinteren Rand des Dorfes bei dem Elektrizitätswerk. Das bedeutete, daß die Eindringlinge, nachdem sie die ersten Sensoren recht ungeschickt passiert hatten, vollkommen unbemerkt die Kette der zweiten Sensoren überwinden konnten. Dabei war es vollkommen unwahrscheinlich, daß die Lücken in der zweiten Linie der Sensoren nur durch Zufall gefunden hatten. Zu viele Zufälle. Auch die Sensoren für Kurzschluß am Zaun hatten sie nicht einfach vorausahnen können. Eine Kette, ein Muster entwickelte sich, das David beunruhigte und deprimierte. Er wartete ab, was die Eindringlinge als nächstes taten. Er hoffte, sie würden sich zu etwas entschließen, was sein Instinkt jedoch von vorneherein für unwahrscheinlich hielt.
Das Elektrizitätswerk bot sich als gutes Ziel an, wenn man dem Dorf einen ernsthaften Schaden zufügen wollte. Man hatte es deshalb buchstäblich unzerstörbar gemacht. Der Generator war zehn Meter unter der Erde und mit einem Panzer umgeben, der aus zwei Meter dickem, mit Titan verstärktem Beton bestand. Was von dem Elektrizitätswerk über der Erde zu sehen war, bestand aus acht Zentimeter dickem Stahl. Und wenn die Sensoren, die die Gebäude umgaben, einen Impuls ausstrahlten, wurde das Gebäude sofort mit zweitausend Volt aufgeladen. Außerdem waren noch Gassprüher über die Landschaft verteilt und Radiofelder, die sofort Zeitzünder zur Explosion brachten oder ferngesteuerte Zünder erfolgreich blockierten. Die Vorsichtsmaßnahmen waren also so umfassend, daß man sie fast übertrieben nennen konnte. Doch ohne Kraftversorgung war das Dorf zum Tode verurteilt. Also waren diese Maßnahmen gerechtfertigt.
Um das Elektrizitätswerk herum war ein Garten angelegt, in dem Stockrosen, Kapuzinerkresse, Bartnelken und Sensoren mit halbem Meter Zwischenraum eingepflanzt waren. Der Projektleiter wartete vergeblich auf ein Zeichen von diesen Sensoren. Die Eindringlinge wußten viel zu gut Bescheid. Obwohl das Elektrizitätswerk sich als Ziel geradezu aufdrängte, hatten die unbekannten Eindringlinge sich vorsichtig daran vorbei gedrückt.
Dann meldeten die Sensoren wieder die Gruppe aus einer Gasse neben der Poststelle. Normalerweise würde man annehmen, daß die Hauptstraße besonders gut bewacht wird, und die Gassen hinter den Häusern benutzen. Doch diese Gruppe wußte es besser und war ganz frech die Hauptstraße hinuntergegangen. David runzelte die Stirn. Diese sorgfältige Planung war langsam unheimlich. Vor der Poststelle trennte sich die Gruppe. Die eine Hälfte marschierte in Richtung Laboratorium weiter, die andere in Richtung Schule. Die Art der jetzt einlaufenden Signale verriet, daß beide Gruppen keine Sicherheitsmaßnahmen gegen radioaktive »Markierer« getroffen hatten, die jetzt ständig anzeigten, wo die Leute sich gerade im Dorf bewegten. Ihre Kenntnisse von den verschiedenen Verteidigungsmethoden waren also lückenhaft.
»Sollen wir die Leute hochgehen lassen, Sir?« fragte Sergeant Cole.
»Nein.« Die Aufteilung in zwei Trupps interessierte David ungemein. »Nein, ich möchte erst herausfinden, was die linke Gruppe jetzt im Sinn hat. Was wollen sie denn in der Schule?«
»Vielleicht eine Geisel fangen. Die Schule ist ein sehr schwacher Punkt in unserem Verteidigungssystem.«
»Mag sein. Aber ich glaube nicht, daß die so etwas vorhaben.« Wenn die Unbekannten schon so viel von den Sicherheitseinrichtungen des Dorfes wußten, wußten sie auch, daß man lieber eine Geisel opfern als ihnen die Forschungsgeheimnisse preisgeben würde. »Aber lassen Sie jetzt Ihre Leute ausschwärmen, Cole. Wir wollen jedes unnötige Risiko vermeiden.«
Die Gruppe, die sich dem Labor näherte, hatte sich so bewegt, wie er das vorausgesehen hatte – hinter den Werkstätten entlang und dann quer über den Rasen vor dem Quartier der Chrononauten. Hier hatten sie anscheinend keine Ahnung mehr, wo Sensoren verborgen sein konnten, denn sie vermieden keinen einzigen mehr. Vor dem Labor hielt diese Gruppe an, um vielleicht auf ein Signal zu warten oder eine bestimmte Zeit verstreichen zu lassen. David schaltete ein Mikrophon ein, das dieser Gruppe am nächsten war, konnte aber nichts hören außer leisem Geraschel.
Die andere Gruppe, die sich auf die Schule zubewegte, verschwand plötzlich vom Monitor. David markierte ihre letzte bekannte Position und
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