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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Menschheit.
     
    Er saß ganz ruhig auf der Startbühne, nicht im geringsten im Bilde, weshalb und wofür. Sein Weg hierher war so unerbittlich vorgezeichnet, wie der Sonnenaufgang am Morgen, seitdem Manny Littlejohn sich dafür entschieden hatte, daß Penheniot der ideale Ort für sein Forschungszentrum wäre. Und nun, da er es endlich geschafft hatte, war keiner über seine Rolle erstaunt. Sein Daseinszweck war jetzt offenkundig, der Grund, weshalb er auf die Welt gekommen war.
     
    Nachdem Dr. Meyer ihn gewogen, untersucht und für vollkommen gesund erklärt hatte, saß er jetzt auf der Startbühne und hörte sich die komischen Geräusche an, die sein Puls in seinen verstopften Ohren erzeugte. Er schluckte seinen Speichel, sah sein Gesicht ein dutzendmal auf den Linsen kopiert, und alle Leute waren so nett zu ihm, was ihm ganz gut gefiel. In den Köpfen der Spezialisten, die ihn umringten, herrschte eine beruhigende Ungewißheit darüber, wer von ihnen zuerst vorgeschlagen hatte, ihn als Versuchskaninchen zu verwenden. Zweifellos war es eine Gruppenentscheidung gewesen, streng demokratisch, das Ergebnis einer unbewußten Übereinstimmung, die aus der gegebenen Lage zwangsläufig herauswachsen mußte. Nicht, daß das jetzt noch eine Rolle gespielt hätte. Oft lagen im Leben ein Mangel und eine Möglichkeit, ihn zu beseitigen, dicht nebeneinander. Und da die Hauptgefahr bei der chronomischen Fahrt in die Zukunft in einem möglichen Gehirnschaden bestand, war es doch nur vernünftig, daß man Roses als Versuchskaninchen benutzte, den man kaum als ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft – selbst in der Blüte seines Lebens nicht – bezeichnen konnte.
    Falls die geringe Zuverlässigkeit des peripherischen Schrittmachers Roses weit über sein zeitliches Ziel hinausschießen lassen sollte, hatte man für ihn in aller Eile ein Plakat vorbereitet, das jetzt auf seinem Rücken hing. Ich komme aus dem Jahre 1988. Ich bin kein typischer Vertreter meiner Zeit. Bitte, schicken Sie mich zurück, wenn Sie das können, und schreiben Sie auf dieses Plakat, ob noch mehr von meinen Zeitgenossen bei Ihnen willkommen sind und welche Lebensbedingungen sie bei Ihnen antreffen werden. Ich stelle in keiner Weise eine Bedrohung für Sie dar. Nehmen Sie mich bitte freundlich auf. Niemand zeigte ihm den Text, der auf dem Plakat stand. Es hätte zu lange gedauert, ihm den Text zu erklären.
     
    Nach einem kurzen protokollarischen Streit zwischen Professor Igor Krawschensky, dem wissenschaftlichen Direktor des Forschungsdorfes Penheniot, und dessen Gründer, Manny Littlejohn, wurde das Plakat unterzeichnet. Das Plakat drückte etwas und scheuerte am Hals. Doch man fuhr ihn barsch an, als er versuchte, es zu entfernen.
     
    Liza arbeitete konzentriert am Computer. Sie berechnete die Werte, die sie aus dem peripherischen Schrittmacher wußte. Sie war nicht ganz zufrieden mit sich selbst. Sie hatte heftig protestiert, die unverletzlichen Grundrechte des Menschen zitiert und dabei heimlich mit der Faust Roses einen Stups in den Rücken gegeben, damit er sich schneller auf die Startbühne zubewegte. Sie wußte, was sie ihm angetan hatte. Daß David Silberstein sich an dieser Entscheidung beteiligte, machte die Lage nur noch schlimmer. Und jetzt berechnete sie die Ladung des Schrittmachers … Sie tastete das Gewicht und die Koeffizienten der Molekularstruktur ein. Sie fügte die üblichen 50 Prozent Toleranz als Sicherheitsfaktor hinzu. Dann betrachtete sie die Zahlen und blickte zu Roses hinüber, der schwitzend auf der Startbühne hockte. Er verrenkte den Hals und versuchte, die Inschrift auf dem Plakat zu lesen. Liza löschte die 50 Prozent Sicherheitszugabe wieder aus und tastete 75 Prozent ein. Es war wichtig, daß er keinen Schaden nahm – jetzt, wo alles zu spät war. Um ganz sicher zu gehen, verbesserte sie auf 80 Prozent. Oder vielleicht legte sie nur die 5 Prozent zu, weil er so verletzbar aussah. Oder vielleicht auch nur, weil sie sich schämte. Hätte man ihm wenigstens nicht sagen können, was man von ihm verlangte? Und ganz zuletzt, ganz verstohlen, erhöhte sie den Sicherheitsfaktor auf 85 Prozent, um ihr schlechtes Gewissen ein wenig zu erleichtern.
     
    Als Professor Krawschensky Roses Varco ins Auge faßte, sah er nur Haut, Haare und Kleider. Er sah das Muskelfleisch und die Knochen darunter, die aus zehntausendmillionen Atomen bestanden, die sein eigentliches Problem darstellten. Manny Littlejohn sah weder die Haut noch die

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