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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ernst?«
    »Natürlich, mein lieber Junge. Ich werde dich zurückbringen.«
    »Schön.«
    »Es gibt nur etwas Seltsames an dieser Geschichte: Ich denke, du wirst herausfinden, dass es kein Zurück gibt, sondern immer nur ein Weiter. Trotzdem - wenn es das ist, was du möchtest. Trink aus, und dann lass uns gehen.«
    Kit schob seinen Krug zur Seite und stand auf. »Ich bin bereit.«
    Der alte Mann erhob sich, wühlte in seiner Manteltasche und holte zwei Münzen daraus hervor. Er schnipste sie dem Mädchen zu, das sie bedient hatte, und versprach, wieder hier einzukehren, wenn er das nächste Mal vorbeikomme.
    Sie gingen hinaus und spazierten wieder durch das Hafengelände. Schließlich kamen sie zu der schmalen Gasse, die hier zwischen zwei Lagerhäusern endete.
    »Wir sind da«, sagte der ältere Cosimo. »Du brauchst nur den Weg entlangzugehen, und im Nu wirst du zu Hause sein.«
    »Danke.« Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, begann Kit, die Gasse entlangzulaufen.
    Als er in den Schatten zwischen den beiden großen Gebäuden eilte, hörte er, wie der alte Gentleman hinter ihm herrief: »Wenn du deine Meinung ändern solltest, weißt du ja, wo du mich finden kannst.«
    Nein, danke, fuhr es Kit durch den Kopf, während er weiter durch die enge Gasse hastete. Er warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der Eingang bereits weit weg war und im Dunklen lag. Ein böiger Wind wehte durch die schmale Häuserschlucht, und die Schatten wurden immer düsterer. Am Himmel zogen urplötzlich Wolken auf, und es begann zu regnen; zudem fielen spitze, stechende, kleine Hagelkörner wie Geschosse von oben herab.
    Über den Geräuschen des sich rasch zusammenbrauenden Sturms vernahm Kit die weit entfernte und doch klare Stimme seines Urgroßvaters: »Lebe wohl, mein Junge. Bis wir uns wiedersehen!«

DRITTES KAPITEL

    N ass bis auf die Haut und vollkommen desorientiert tauchte Kit aus dem Stane Way auf. Er hatte das Gefühl, als hätte er gerade einen kleinen Ausflug durch eine Autowaschanlage gemacht - allerdings ohne in einem Fahrzeug zu sitzen. Während er sich das Wasser aus dem Gesicht wischte, stolperte er vorwärts und wäre beinahe mit einer jungen Mutter zusammengestoßen, die einen Kinderwagen vor sich herschob. »Tut mir leid!«, sprudelte es aus ihm heraus. Die Frau funkelte ihn zornig an, als er unverzüglich weiterhastete.
    Kit blickte sich um: Die Bürgersteige waren von großen Gebäuden gesäumt, und der Verkehr wälzte sich durch die Straße. Er war zurück.
    Erleichterung durchfuhr ihn. Es hat funktioniert, dachte er. Ich bin wieder zu Hause!
    Ohne Vorwarnung wurde ihm plötzlich übel, und der Inhalt seines Magens wurde nach oben gepresst. Rasch hielt er sich die Hand vor den Mund, taumelte zum nächsten Rinnstein und übergab sich.
    »Wie widerlich«, murmelte ein Mädchen im Teenageralter, das in diesem Moment an ihm vorbeistolzierte. Sie und ihr Freund machten einen großen Bogen um ihn. »Werd endlich erwachsen, Ekelpaket!«
    Ich versucht, sagte sich Kit im Stillen. Er spie noch einmal aus und wischte sich anschließend den Mund mit dem Ärmel ab. Das Gefühl, seekrank zu sein, ließ allmählich nach. Er schickte sich an, auf wackligen Beinen zu seiner Wohnung zurückzukehren, um seine Kleidung zu wechseln. Doch auf halber Strecke gab er seinen Plan auf. Er drehte sich um und ging nun Richtung Clapton, wo Mina auf ihn wartete. Seine Kleidung würde auf dem Weg dorthin trocken werden.
    Während er so bei normalem Tageslicht durch vertraute Straßen eilte, war es ihm beinahe möglich, sich selbst einzureden, dass die ganze Serie von unwirklichen Geschehnissen eher durch irgendeine Form von eigenartigem Wahn hervorgerufen worden war als durch reale Sachverhalte. War die Fremdartigkeit des Erlebten nicht etwas gewesen, das genau den absonderlichen Eigenschaften eines Traumes entsprach? Das stimmt wirklich, redete er sich ein. Und war es nicht allgemein bekannt, dass Halluzinationen oftmals außerordentlich lebendig wirkten? Offensichtlich war der ganze Vorfall eine Halluzination, die durch eine starke Unzufriedenheit verursacht worden war - ausgelöst durch Erschöpfung und angetrieben von Gefühlen der Frustration. Und trotzdem ...
    Und trotzdem besaßen die Geschehnisse nicht die surreale, halluzinatorische Qualität eines Traumes. Der Boden an jenem Ort hatte sich unter seinen Füßen völlig fest angefühlt; die Sonnenstrahlen, die Kit auf seinem Gesicht gespürt hatte, waren so warm wie immer

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