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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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langes Fernbleiben.
    »Also?«, fragte sie, als ich an den Tisch zurückkam. Ihre Lippen waren angespannt, ihr Ton eisig. »Sind deine Geschäfte zu deiner Zufriedenheit verlaufen?«
    »Fast wie es sich gehört«, entgegnete ich. »Es tut mir leid, aber das war ein äußerst dringlicher Vorgang.«
    Sie schnaubte, und dann, zu meiner großen Überraschung, lächelte sie. »Ich nehme an, wir alle haben es gelegentlich etwas eilig. Aber nun, da das erledigt ist, was sagst du zu meinem Angebot?«
    »Ist es ein kleines Paket?« Zwar hatte ich die Absicht, den Auftrag anzunehmen, doch nicht, ehe ich alle notwendigen Informationen hatte.
    »Zwei Bögen zusammengefaltetes Pergament.«
    »Wohin muss es geliefert werden?«
    »Auf der Rückseite des Gebäudes gibt es einen großen Balkon im zweiten Stock des Hauses. Du wirst neben einem der Fenster warten – ich werde dir sagen, neben welchem. Dort wirst du die Person treffen, für die die Botschaft bestimmt ist. Und mehr musst du nicht wissen, bis du dem Auftrag zugestimmt hast.«
    Ich hätte sie nach wie vor lieber abgewiesen, aber ich hatte Triss mein Wort gegeben. Außerdem war der Lohn gut, und Triss hatte recht – ich war gelangweilt und außerdem pleite.
    »Zwei Bedingungen habe ich noch.« Ich tippte auf den Beutel, der noch genau da lag, wo ich ihn zurückgelassen hatte. »Verdoppelt meinen Lohn und sagt mir, wo Ihr dieses Kleid her habt.«
    »Das Erste betrachte als erledigt.« Sie griff in ihren Schnürleib und zog einen zweiten, identischen Beutel hervor und dazu zwei Bögen fest zusammengefalteten und versiegelten Pergaments. Langsam fragte ich mich, welche anderen Schätze sie dort noch verbergen mochte. »Das Paket muss morgen Nacht ausgeliefert werden, fünf Minuten nach dem Zehn-Uhr-Glockenschlag. Warte neben dem fünften Fenster von rechts auf dem Balkon auf der Rückseite des Hauses. Der Empfänger wird dort sein.«
    »Am Stadthaus derer zu Marchon?« Ich wollte sicher sein, dass wir uns auch richtig verstanden hatten.
    Sie nickte und erhob sich mit einem Lächeln.
    »Und das Kleid?«
    »Nun, das habe ich natürlich gestohlen.« Damit machte sie kehrt und ging von dannen.

2
    M aylien war kaum zur Vordertür hinausgegangen, da schlüpfte schon Jerik hinter seinem Tresen hervor und kam auf mich zu. Er war ein großer Mann, ausgestattet mit einem dicken Narbengewebe, dort, wo sein linkes Auge und etwa die Hälfte seiner Kopfhaut hätten sein sollen. Erkundigte sich jemand danach, pflegte er auf den Greifenschädel zu zeigen, der hinter dem Tresen hing, und zu erzählen: »Den anderen hat es schlimmer erwischt. Hab seine jämmerliche Visage an die Wand genagelt.«
    »Arbeit?«, fragte er mich.
    »Sieht so aus.«
    »Dann kannst du ja zahlen.«
    Ich warf ihm einen der Beutel zu. »Nimm eine Hälfte für meine Zimmerrechnung, die andere für die Bar. Das sollte reichen, um für beides ein Stück weit im Voraus zu zahlen.«
    Jerik warf einen Blick in den kleinen Beutel und lächelte. »Das wird es. Soll ich dir eine neue Flasche Kyles holen?«, erkundigte er sich und schnappte sich derweil die leere.
    Nur zu gern hätte ich ja gesagt, und vielleicht hätte ich es auch getan, wäre da nicht dieser leichte Druck gewesen, der murmelnd überall dort über meinen Rücken glitt, wo mein Schatten auf meinem Körper ruhte, ein Gefühl, als würden Dutzende Tausendfüßer zornig von meinen Hüften zu den Schultern und wieder zurück stapfen. Bedauernd schüttelte ich den Kopf.
    »Nicht heute Nacht, fürchte ich. Die Arbeit ruft.«
    Jerik zuckte beiläufig mit den Schultern und machte kehrt. Mit der Trinkerei mochte es für heute genug sein, aber er wusste,ich würde zurückkommen, sobald die Arbeit erledigt war. Zum zweiten Mal binnen einer Stunde huschte ich durch die Hintertür hinaus in die Dunkelheit des Hofes. Dieses Mal ging ich in den Stall und die Leiter hinauf, die zum Speicher und dem kleinen Zimmer führte, das ich während der letzten beiden Jahre gemietet hatte.
    Dort oben gab es kein Licht, nur den muffig-staubigen Geruch des Heus aus dem letzten Sommer und eine beinahe vollkommene Finsternis. Wegen des Heus war es zu gefährlich, eine Laterne unbeaufsichtigt brennen zu lassen, und Jerik würde gewiss keine kostspielige Magierlampe an mich vergeuden. Nicht dass mich das gestört hätte. Die Tempelpriester hatten mich, seit ich mit vier Jahren in den Orden aufgenommen worden war, gelehrt, im Dunkeln zu agieren.
    Obwohl ich allein war und in Anbetracht des

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