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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Mangels an Licht nicht einmal hätte gesehen werden können, fummelte ich mit großem Getue an meinem Schlüssel herum, als ich an der Tür anlangte. Die Priester hatten mich auch gelehrt, meine Rolle zu leben , eine Lektion, die sich für meine Arbeit als Löhner als ebenso nützlich erwiesen hatte wie für mein ehemaliges Handwerk.
    Während ich mit dem Schlüssel an der Tür kratzte, tat Triss die eigentliche Arbeit. Im Dunkeln vollends unsichtbar, kletterte er um mich herum und umhüllte meinen Körper, umgab mich mit einer beinahe transparenten Schicht puren Schattens wie mit einer rauchigen, zweiten Haut. Es war ein bisschen so, als würde man in eiskalte Seide gewickelt werden. Dann verlängerte er den Teil von sich, der meine rechte Hand umgab, bohrte einen Tentakel gehärteten Schattens in das Schlüsselloch. Durch unsere temporär gemeinsamen Sinne fühlte/schmeckte ich das Gesperre und die Magie, die es hielt, als er die Verlängerung herumdrehte, um die Verriegelung zu lösen.
    Die Tür öffnete sich mit kaum hörbarem Klicken, und ichglitt in den noch düsteren Raum und zog sie hinter mir zu. Das Schloss dieser Tür war weitaus besser, als es der Raum gebot. Ein Durkotherzeugnis und verdammt teuer, aber ich schätzte meine Privatsphäre sehr.
    Ich reckte den Arm hoch und berührte mit einer schattenverhüllten Hand die kleine Steinkugel, die über der Tür angebracht war – ihre Magie zeigte sich dem Magiesichtigen als blassgrüner Funke. Das milderte den Bann der Finsternis über der winzigen, aber sehr hellen Magierlampe, die meinen Raum erleuchtete. Die Tür zu schließen, ehe ich meine Magie anwandte, entsprang eher der Gewohnheit lebenslanger Übung als einer ernsten Sorge, ich könnte hier und jetzt entdeckt werden.
    Langgezogen, wie er jetzt war, tönte Triss meine Haut nicht stärker, als es ein paar Stunden in der Mittagsstunde vermocht hätten. Wer jedoch gelernt hatte, genau hinzusehen, hätte vielleicht bemerkt, dass ich, während ich in meinen Schatten gekleidet war, keinen solchen warf, selbst im hellsten Lichtschein nicht. Zu meinem Glück waren derart geschulte Individuen außerordentlich selten.
    Die kleine Magierlampe offenbarte einen schmalen Raum unter einer tiefreichenden Dachschräge. Meine Pritsche verbarg sich in der Ecke, wo das steile Dach auf den rohen Dielenboden traf. Die einzigen anderen Möbelstücke waren ein niedriger Tisch und, gleich daneben, eine kleine Truhe, die zugleich als Sitzbank diente. Ein ramponierter, arg fleckiger Teppich sorgte dafür, dass nicht der kleinste Schimmer des magischen Lichts durch die Ritzen zwischen den Dielen in den darunterliegenden Stall dringen konnte.
    Von der Form abgesehen unterschied sich der Raum kaum von der Zelle, die die Priester mir vor all diesen Jahren in den Tempelanlagen zugewiesen hatten. Na ja, es war die Form und die Tatsache, dass meine alte Zelle nun unter hundert Tonnen Schutt begraben lag, umgeben von endlosen Morgen unfruchtbaren Landes unter einer Saat aus Salz, ausgebracht von den Streitmächten des Himmelssohns. Ich verdrängte den Gedanken, wenn auch nicht, ohne schmerzhaft zu bedauern, dass ich Jeriks Angebot, mir eine neue Flasche zu bringen, ausgeschlagen hatte.
    Triss drückte mich in einer Art von Ganzkörperumarmung, ehe er sich auf dem Boden entspannte, seine übernatürlichen Sinne mitnahm und mir wieder so etwas wie einen Schatten gab. Auch wenn besagter Schatten eigentlich zu einem kleinen Drachen gehören sollte.
    »Danke, dass du den Auftrag angenommen hast«, sagte Triss.
    Ich zuckte mit den Schultern, kniete nieder und strich mit dem Finger um seinen Unterkiefer – wie stets war ich fasziniert von den Schuppen und dem warmen, lebendigen Fleisch dort, wo meine Augen nichts als einen Schatten auf einem fadenscheinigen Teppich erkennen konnten. Sogar in dieser Gestalt hatte er eine gewisse Substanz. »Du bist alles, was mir geblieben ist, und du wolltest, dass ich es tue. Wie hätte ich dir das abschlagen können?«
    Der Drachenschatten zog verlegen den Kopf ein. »Ich hatte befürchtet, ihre Lügen und ihr Versuch, ihre Magie vor dir zu verbergen, könnten dich dazu veranlassen, sie abzuweisen.«
    »Magie?« Ich schloss die Augen und rieb mir einen endlosen Moment lang die Lider. » Das hast du vorhin nicht erwähnt. Du hast nur gesagt, Maylien wäre mehr, als sie zu sein scheint. Vielleicht solltest du langsam ein bisschen mehr ins Detail gehen.«
    »Ich weiß, dass sie keine sichtbaren Banne an

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