Die zerbrochene Krone
zweitausend Hektar waren stets in kleine Parzellen aufgeteilt. Alle Pächter haben sie während des Aiel-Krieges verlassen.«
Rand nickte. »Es ist Zeit, das zu ändern. Zu viel Land hat zu lange brachgelegen. Ich möchte, daß die Leute wieder dorthin zurückkehren, um das Land erneut zu bestellen. Dobraine, Ihr werdet herausfinden, welcher der Bauernhöfe, die Colavaere in der Nähe der Drachenmauer besaß, der kleinste ist. Colavaere, ich schicke Euch auf diesen Bauernhof ins Exil. Dobraine wird dafür sorgen, daß ihr das bekommt, was für den Unterhalt eines Gehöfts nötig ist, einschließlich jemandem, der Euch beibringt, wie man den Boden bestellt, und Wächtern, die darauf achten werden, daß Ihr Euch niemals weiter von dem Hof entfernt, als Ihr an einem Tag gelangen könnt, solange Ihr lebt. Kümmert Euch darum, Dobraine. Ich möchte, daß sie in einer Woche unterwegs ist.« Ein verwirrter Dobraine zögerte, bevor er nickte. Perrin hörte die Versammlung hinter sich murmeln. So etwas hatte man noch nie erlebt! Niemand verstand, warum sie nicht sterben sollte. Und warum das andere sein mußte! Adlige waren schon früher in die Verbannung geschickt worden, auch auf Lebenszeit, aber niemals auf einen Bauernhof.
Colavaere reagierte prompt: Sie verdrehte die Augen, brach zusammen und taumelte rückwärts gegen die Stufen.
Perrin sprang vor, um sie aufzufangen, aber jemand anderer kam ihm zuvor. Bevor er noch einen Schritt getan hatte, wurde ihr Fall aufgehalten. Sie sank mitten in der Luft zusammen und lag dann schräg und mit herabhängendem Kopf über dem Podest. Ihre bewußtlose Gestalt erhob sich langsam, drehte sich um und ließ sich sanft vor dem Sonnenthron nieder. Rand. Perrin zweifelte nicht daran, daß die Asha'man sie hätten fallen lassen.
Annoura schnalzte mit der Zunge. Sie schien nicht überrascht oder beunruhigt aber sie rieb nervös die Daumen an den Zeigefingern. »Sie hätte den Scharfrichter vermutlich vorgezogen. Ich werde mich um sie kümmern, wenn Ihr Euren Mann, den ... Asha'man...«
»Sie geht Euch nichts an«, sagte Rand rauh. »Sie lebt, und ... das ist alles.« Er atmete tief und abgehackt ein. Min war da, bevor er wieder ausgeatmet hatte. Sie stand nur neben ihm, aber augenscheinlich wollte sie mehr tun. Sein Gesichtsausdruck festigte sich allmählich wieder. »Annoura, Ihr werdet mich zu Berelain bringen. Laßt sie los, Jahar. Sie wird keine Schwierigkeiten machen. Nicht allein gegen uns neun. Ich möchte herausfinden, was geschehen ist, während ich fort war, Annoura. Und was Berelain sich dabei gedacht hat, Euch hinter meinem Rücken hierher zu bringen. Nein, sagt nichts. Ich will es von ihr hören. Perrin, ich weiß, daß du ein wenig Zeit mit Faile verbringen willst. Ich...«
Rands Blick schweifte langsam durch die Halle, über all die Adligen, die schweigend warteten. Niemand wagte unter seinem Blick einen Muskel zu regen. Der Geruch der Angst überwog alle anderen Düfte bei weitem. Außer den Jägern hatte jeder der Anwesenden ihm gegenüber den gleichen Eid geleistet wie Colavaere. Vielleicht war es schon Verrat, einfach nur an dieser Versammlung teilzunehmen. Perrin wußte es nicht.
»Die Audienz ist beendet«, sagte Rand. »Ich werde die Gesichter aller vergessen, die jetzt gehen.«
Die vorne Stehenden, die Höchstrangigen, die Mächtigsten, begannen sich allzu hastig zu den Türen voranzuarbeiten, wobei sie die Töchter des Speers und die Asha'man mieden, die im Gang standen, während die Restlichen darauf warteten, an die Reihe zu kommen.
Jedoch mußten alle überdacht haben, was Rand gesagt hatte. Was genau hatte er mit ›jetzt‹ gemeint? Zielbewußte Schritte wurden beschleunigt, Röcke wurden gerafft. Jäger, die der Tür am nächsten standen, schlüpften hinaus, zunächst nur einer auf einmal, dann in Scharen, und die niedrigeren Adligen unter den Cairhienern und Tairenern, die dies sahen, eilten den höhergestellten Adligen voraus. Innerhalb weniger Momente befand sich eine mahlende Masse an der Tür, Männer und Frauen, die drängten und die Ellenbogen benutzten, um hinauszugelangen. Niemand schaute zu der Frau zurück, die ausgestreckt vor dem Thron lag, den sie nur so kurze Zeit innegehabt hatte.
KAPITEL 6
Alte Angst und neue Angst
Rand gelangte ohne Schwierigkeiten durch die wogende Menge. Vielleicht war es die Anwesenheit der Töchter des Speers und der Asha'man , oder vielleicht handhabten Rand oder einer der schwarzen Männer die Macht -auf
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