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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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habe? Ich fordere die Gerechtigkeit des Lord Drache. Euren eigenen Gesetzen gemäß, muß es Beweise geben.«
    »Woher wißt Ihr, daß sie sich nicht mehr in Cairhien befindet?« verlangte Dobraine zu wissen. »Wo ist sie?«
    »Ich nehme an, sie ist fortgegangen«, antwortete Colavaere zu Rand gewandt. »Maire ist aus meinen Diensten ausgetreten, und ich habe sie durch Reale ersetzt.« Sie deutete auf die dritte Bedienstete zur Linken. »Ich weiß nicht, wo sie ist. Bringt sie her, wenn sie sich in der Stadt befindet, und bringt sie dazu, diese lächerlichen Anschuldigungen vor mir zu wiederholen. Ich werde sie der Lüge bezichtigen.« Faile wirkte, als wollte sie sie ermorden. Perrin hoffte, sie würde nicht einen jener Dolche ziehen, die sie versteckt mit sich führte. Sie hatte die Angewohnheit, das zu tun, wenn sie wütend genug war.
    Annoura räusperte sich. Sie hatte Rand zu Perrins Beunruhigung viel zu gründlich betrachtet. »Darf ich sprechen, Meister ... ehm ... mein Lord Drache?« Auf sein Nicken hin fuhr sie fort, während sie ihre Stola richtete. »Ich weiß nichts über die junge Maire, außer daß sie an einem Morgen noch hier war, vor Einbruch der Nacht nirgends mehr zu finden war und niemand wußte, wo sie hingegangen war. Aber bei Lord Maringil und Hochlord Meilan liegt die Sache anders. Die Erste von Mayene brachte zwei ausgezeichnete Diebefänger mit, Männer, die Erfahrung im Aufklären von Verbrechen haben. Sie haben zwei der Männer zu mir gebracht, die Hochlord Meilan auf der Straße aufgelauert hatten, obwohl beide darauf beharrten, daß sie nur seine Arme festgehalten hätten, während andere ihn niederstachen. Sie brachten mir auch die Dienerin, die Gift in den gewürzten Wein getan hat, den Lord Maringil vor dem Schlafengehen zu trinken pflegte. Sie beteuerte ebenfalls ihre Unschuld. Sie sagte, ihre kränkliche Mutter und sie selbst wären gestorben, wenn sie es nicht getan hätte. Ich glaube ihr. Der Trost, den sie in diesem Eingeständnis fand, schien mir nicht gespielt. Aber sowohl die Männer als auch die Frau stimmten in Folgendem überein: Die Befehle für ihre Handlungen kamen aus dem Munde der Lady Colavaere selbst.«
    Mit jedem Wort wich der Trotz aus Colavaere. Sie stand still, was sehr verwunderlich schien. Sie erweckte den Eindruck, versteinert zu sein. »Sie haben es versprochen«, murmelte sie zu Rand gewandt. »Sie haben versprochen, Ihr würdet niemals zurückkehren.« Zu spät schlug sie sich die Hände vor den Mund. Ihre Augen traten hervor. Perrin wünschte, er könnte die aus ihrer Kehle dringenden Laute nicht hören. Niemand sollte solche Laute ausstoßen.
    »Verrat und Mord...« Dobraine schien zufrieden. Die wimmernden Schreie berührten ihn nicht. »Die Strafe ist die gleiche, mein Lord Drache. Nach Eurem Gesetz ist es der Tod durch Erhängen.« Rand sah aus irgendeinem Grund Min an. Sie erwiderte seinen Blick mit tiefer Traurigkeit. Nicht wegen Colavaere, sondern wegen Rand. Perrin fragte sich, ob eine Vision damit zu tun hatte.
    »Ich ... ich verlange den Scharfrichter«, gelang es Colavaere mit erstickter Stimme hervorzubringen. Ihre Gesichtszüge erschlafften. Sie war schlagartig alt geworden, und ihre Augen spiegelten ihr starres Entsetzen wider. Aber obwohl ihr nichts geblieben war, kämpfte sie weiter. »Es ist ... es ist mein Recht. Ich will nicht ... wie eine Bürgerliche gehängt werden!«
    Rand schien mit sich zu kämpfen und schüttelte dann auf diese beunruhigende Art den Kopf. Als er schließlich sprach, klangen seine Worte winterkalt und amboßhart. »Colavaere Saighan, ich entziehe Euch Eure Titel.« Die Worte trafen wie Nägel. »Ich entziehe Euch Eure Ländereien und Güter und Besitztümer - alles außer der Kleidung, die Ihr tragt Besitzt - besaßt Ihr einen Bauernhof? Einen kleinen Bauernhof?«
    Jeder Satz ließ die Frau stärker wanken. Sie schwankte wie betrunken und formte mit den Lippen unhörbar das Wort »Bauernhof«, als hätte sie es niemals zuvor gehört. Annoura, Faile und alle anderen starrten Rand erstaunt an. Perrin nicht minder. Ein Bauernhof? War es schon zuvor still in der Großen Halle gewesen, so schien jetzt nicht einmal mehr jemand zu atmen.
    »Dobraine, besaß sie einen Bauernhof?«
    »Sie besitzt ... besaß ... viele Bauernhöfe, mein Lord Drache«, antwortete der Cairhiener zögernd. Er verstand eindeutig nicht mehr als Perrin. »Die meisten sind groß. Aber die Ländereien in der Nähe der Drachenmauer von ungefähr

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