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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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hallte im kalten Raum wider, und ich hörte ihn nur im Nachhinein. Ynge beruhigte mich. „Siehst du, das wollte ich dir zeigen. Jetzt weißt du es. Ist es nicht furchtbar?“
    Als ich mich wieder gefasst hatte, hielt mir der Arzt mit einer groben Pinzette eine kleine Apparatur entgegen, die aus zwei ungleich gewickelten Spulen auf einem Eisenrahmen bestand.
    „Hat Ihre Frau mit dem ænglischen Professor zu tun gehabt? Wissen Sie etwas über diese Abscheulichkeit?“
    „Nicht … das … Geringste“, sagte ich mit Nachdruck.
    „Das hier ist ein Transformator, im Nacken des Shellys. Nehmen Sie die Lupe!“
    Ich nahm die Lupe, die er mir auf den Tisch gelegt hatte, direkt neben die geöffnete Hand des Shellys, als würde der sogleich danach greifen und sich erheben, um seine eigenen Bauteile zu ergründen. So, wie wir es taten und damit Gott dem Allmächtigen die Lupe aus der Hand nehmen.
    Meine Hand zitterte, als gehöre sie nicht zu mir, und ich brauchte lange, bis ich betrachten konnte, worauf der Doktor wies.
    Firma Hoesch, Æsta stand dort, auf dem Eisenrahmen eingeprägt.
    „Æsta?“, las ich tonlos.
    „Die schwimmende Stadt“, bestätigte Belluni. „Zumindest dieses kleine Teil wurde dort hergestellt, aber es ist die einzige Spur, die ich der Polizei geben kann.“
    „Besser als gar nichts“, erwiderte ich pragmatisch, doch der Polizist unterbrach mich.
    „No, no, Signor, nicht besser! Alle Scheiße! Der Stadtstaat Venezia hat keine Befugnis, Polizei zu schicken nach Æsta. Die Stadt fährt unter kaiserlicher Hoheit.“
    Belluni schnitt eine Grimasse. „Es ist ein Jammer, Herr von Erlenhofen. Wer in Venedig einem Mordanschlag zum Opfer fällt, sollte darum beten, dass es der Polizei gelingt, den Mörder noch im Herrschaftsbereich des Dogen zu fassen. Denn darüber hinaus gibt es keine polizeiliche Verfügungsgewalt, und die Beziehungen zwischen dem Dogen und dem deutschen Kaiser sind ohnehin etwas abgekühlt in den letzten Jahren.“
    „Gibt es Hoffnungen, dass – gesetzt den Fall, ich bete – der Mörder noch innerhalb des … was auch immer … gefasst wird?“
    „Wir haben leider zur Zeit nur diesen Hinweis – und wenn ich der Mörder wäre und hätte die Leiche Ihrer Frau und einige wichtige Dokumente im Gepäck, dann hätte ich bereits in der letzten Nacht ein Luftschiff genommen. Gibt es Hoffnung, dass Ihre Frau noch lebt?“
    Ich wollte nicken, wollte hoffen können, aber auch der Polizist blickte mehr als mitleidig drein und wiegte seinen kleinen, runden Kopf. Ich antwortete nicht.

Das Flugfeld von Venedig, Sturm und Schnee

    Aquarell
    E ine Ahnung von Befreiung, von Erleichterung ließ mich aufatmen, als ich aus dem Schutz der Flughafenmauern aufs Flugfeld trat. Eine Sturmbö blähte die Windhose am anderen Ende des Feldes auf und straffte all die Taue, die um die sich wehrenden Zeppeline herum verankert waren. Der Wind schob den Lärm ihrer Maschinen und Propeller hin und her und heulte von Zeit zu Zeit wie ein Untier.
    Trotz der Unbilden des Wetters würde die „Nordluft“ planmäßig nach München aufbrechen, und dort würde ich umsteigen und ein Luftschiff dorthin nehmen, wo sich Æsta, die Stadt auf dem Eisberg, gerade befand. Mein Portemonnaie fühlte sich in diesem Moment beinahe so leicht an wie mein Herz – angereist waren wir mit vielen Koffern und noch mehr Plänen, sowohl in Form von Skizzen als auch als bloße Gedanken in unseren Köpfen, und nun war mir kaum etwas geblieben, außer einem Hemd zum Wechseln, dem Zylinder und der Puppe meiner Frau – und den unwirklichen Eindrücken der letzten Stunden. Die Luft war schneidend kalt und holte einen Teil meiner selbst, der sich wie unter einer Schicht aus Watte befunden hatte, wieder ans Tageslicht. Blinzelnd folgte ich den anderen Reisenden und dem Lotsen zu einem der Ankermasten. Am Fuß der Metalltreppe, über die ich das Luftschiff betreten würde, musste ich meinen Ausweis vorzeigen – doch als Bürger des Kaiserreichs ließ mich der Zollbeamte passieren und tippte sich beflissen an seine Mütze.
    „Freu dich, Æmelie. Ynge. Beim letzten Mal warst du im Gepäck, jetzt habe ich dir einen Fensterplatz gebucht. Einen Fensterplatz, Æmelie!“ Aufgeregt drückte ich Puppe und Ledertasche an mich. Ein verrückter Mann auf dem Weg in eine schwimmende Stadt.

    Das Fliegen behagte mir nicht; wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, war ich kein Draufgänger, sondern ein eher ruhiger und besonnener Mensch, der gerne mit

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