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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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neben sich zu haben, die sich nahezu permanent rührte – entweder zuckten ihre Zehen oder sie knirschte mit den Zähnen –, war auch nicht hilfreich. Aus welchem Grund auch immer, Dana fand sich in dem längst geschlossenen Paragon Park ihrer Jugend wieder.
    Wo sind sie?
    Es war dunkel, und der Ort schien verlassen, obwohl die Fahrgeschäfte immer noch weiterschlingerten. Sie stürzte von einer Attraktion zur anderen, sicher, dass Morgan und Grady irgendwo waren, auf sie warteten, sie brauchten. Sie saßen nicht auf dem Karussell, das ihr die trillernde Musik seiner Orgel entgegenbrüllte. Auch nicht auf der Wilden Maus oder der Wasserbahn, dem Congo Cruise. Sie suchte weiter, wollte sie unbedingt finden.
    Â»Mom!« Das war Gradys Stimme, und sie rannte darauf zu, vorbei am Geruch von brennendem Zucker – Zuckerwatte, erkannte sie, die man zu lange in der riesigen, heißen Wanne gedreht hatte. Grady war der einsame Fahrgast auf der Matterhorn-Achterbahn, deren Wagen wild schlingerten, während sie in ein mit schroffen Felsen bemaltes Gebilde hinein- und wieder hinausfuhren. Sein Wagen war voller Golfbälle, die er auf der Suche nach Erkennungszeichen nacheinander in die Hand nahm. »Spring!«, rief Dana ihm zu.
    Â»Ich muss ihn finden!«, brüllte er. Sein Wagen sauste in das verdunkelte Gebäude, und sie wartete, doch er kam nicht wieder heraus.
    Â»Mom!« Ein Schrei aus der entgegengesetzten Richtung. Sie rannte hinüber. Dann war sie auf der Plattform des Comet und schrie Morgan, die neben ihrem Cello eingeklemmt im ersten Wagen saß, etwas zu. Die Panik in Morgans Gesicht nahm groteske Ausmaße an, als der Zug sich in Bewegung setzte, ruckelnd und knirschend die Schienen hinauf bis zum höchsten Punkt der Achterbahn mit ihren abblätternden, weißen Stahlstützen. Dana stürzte sich in den letzten Wagen. Im Traum schrie sie, doch als sie die Augen aufschlug, wusste sie, dass es ein Wimmern gewesen war.
    Connie stöhnte. »Alles klar?«
    Â»Sie sind weg«, hauchte Dana, ehe ihre Kehle sich um die Worte schloss. Sie kommen nie mehr zurück . Nach dem Schrecken des Traums erschien ihr diese Möglichkeit sehr real.
    Â»Was ist weg?«, murmelte Connie und kratzte sich am Hals. »Die Kinder? Sie sind bloß mit ihrer Pappnase von Vater in Plastikland.«
    Das stimmte. Es gab jedoch ein Wegsein, das sich über Geografie hinwegsetzte, und Dana konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass etwas Wesentliches sich gerade änderte, dass sie jetzt durch mehr als nur Meilen von ihr getrennt waren. »Ich vermisse sie«, stieß sie hervor. »Es kommt mir vor, als wären sie tot.«
    Â»Sie sind in Disney World«, sagte Connie. »Sie werden sich davon erholen.«
    Dana gab ihr einen Schubs. »Du machst dich über alles lustig! Ich hab die Nase voll davon! Geh woanders schlafen.«
    Â»Okay, okay. Y-ross.«
    Das rüttelte an etwas in Danas Hinterstübchen, und sie drehte sich um und blinzelte Connie in der nachlassenden Dunkelheit an.
    Â»Komm schon«, sagte Connie. »Als wir Kinder waren, hast du mich das ungefähr jede zweite Nacht zu dir sagen lassen.«
    Früher hatten sie sich ein Zimmer von der Größe eines begehbaren Schranks geteilt, in das nur zwei Einzelbetten mit einem winzigen Nachttisch dazwischen passten. Y-ross . Dana erinnerte sich. »Sorry« rückwärts buchstabiert – mehr oder weniger. »Du kannst nicht einfach Y-ross sagen und meinen, damit wär alles wieder in Butter.«
    Darüber dachte Connie einen Augenblick nach. »Doppel-Y-ross«, sagte sie. »Besser geht’s nicht.«
    Ãœberhaupt nicht zufrieden mit dieser Entschuldigung, lag Dana schmollend da. Der Schrecken des Traums saß ihr immer noch im Nacken.
    Â»Ich kenne mich damit übrigens auch ein bisschen aus«, sagte Connie nach einer Weile. »Du hast mein Kind jetzt schon fast zwei Monate.«
    Â»Ja, aber ich behalte es ja nicht. Ich werde nicht irgendeinen Dreißigjährigen heiraten und noch mehr Kinder kriegen und Alder, ohne mit der Wimper zu zucken, in mein neues Leben entführen.«
    Â»Und wenn dein Leben ihr besser gefällt als meins?«, sagte Connie leise. »Wenn sie sich für dich entscheidet?«
    Dana starrte an die Decke, die beginnende Dämmerung fing an, der Dunkelheit die scharfen Konturen zu nehmen. Wenn Alder nun bleiben wollte – bleiben

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