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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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musste? Und wenn sie ging, wie würde es ohne ihre beruhigende Anwesenheit sein? »Ich würde dir Alder nie wegnehmen«, sagte Dana.
    Â»Schon, aber wenn es trotzdem passiert?«
    Gegen Mittag konnte Dana die Augen kaum noch aufhalten. Wie es schien, war das bisschen Schlaf, das sie bekommen hatte, nicht genug gewesen. Für diesen Tag hatten sie eigentlich einen vollen Terminplan gehabt, aber mehrere Patienten hatten abgesagt und als Grund den Feiertag, Verwandtenbesuch und Lebensmitteleinkäufe genannt, die das Ausmaß der Vorbereitungen zur Mount-Everest-Besteigung angenommen hatten. Ohne irgendeinen Patienten in der Praxis war Marie schon früh zu ihrem Mittagspausenlauf aufgebrochen, und Dana legte für einen Moment den Kopf in der Armbeuge auf den Schreibtisch und schloss die Augen.
    Meine Kinder haben sich in Luft aufgelöst , dachte sie im Wegdämmern.
    Sie wusste, dass der Ausfahrer von Nellys Feinkostladen bald kommen würde, sagte sich aber, sie würde schon das Bimmeln der Türglocke hören und sich aufgerichtet haben, bevor irgendjemand sie sähe. Ein Haarbüschel glitt ihr ins Gesicht, sie war jedoch zu träge, um es zurückzuschieben. Haare schneiden , dachte sie. Das war Monate her.
    Würden sie verändert aus Plastikland zurückkommen? Würden sie so voll sein von sensationellen Attraktionen und Restaurantessen und sorglosem Gelächter mit ihrem Vater und ihrer künftigen Stiefmutter, dass sie sich kaum noch an das langweilige Leben mit ihrer klammen, arbeitenden Mutter erinnern konnten? Ein Geräusch drang an ihr Ohr, doch als sie sich aus der Behaglichkeit ihres Arms lösen wollte, verweigerte ihr Kopf ihr den Gehorsam. Stimmen waren auch zu hören, eine in mittlerer Lage und unbekannt, eine tief und sonor, ein Rumpeln wie ferner Donner. Stimmen!
    Â»Ach du je!«, nuschelte sie entschuldigend, ohne genau zu wissen, zu wem. Als sie den Blick schärfte, sah sie Tony, der eine weiße Tüte in der Hand hielt und gerade Geld in die Brusttasche seines Arztkittels gleiten ließ. »Die Tür ist zugeschlossen«, murmelte er. »Legen Sie Ihren Kopf ab und schlafen Sie weiter.«
    Â»Oh … nein, ich …« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie zu bändigen. »Ich habe nur … heute Morgen bin ich so früh wach geworden …« Eine Strähne klebte ihr an der Lippe, und obwohl sie sich mehrmals übers Gesicht wischte, konnte sie sie nicht recht orten. »Und dann hat meine Schwester …«
    Â»Also gut, Rapunzel«, frotzelte er, »dann rappeln Sie sich mal auf.« Er streckte die Hand aus und strich ihr mit einem Finger über die Stirn, und nachdem er die abtrünnige Haarsträhne erwischt und hinter ihrem Ohr festgesteckt hatte, ließ er die Finger an ihrem Haar hinabgleiten und berührte sie dabei leicht an der Schulter. Die Spur, die sie über ihre Haut gezogen hatten, fühlte sie hinterher noch, und ihre Wangen liefen rot an. Sein Blick war ungeheuer intensiv, doch mischte sich zugleich ein Hauch von Erstaunen hinein. Sie fragte sich unweigerlich, ob er seine Geste schon bereut hatte. Beschämt wandte sie sich rasch ab und sagte: »Ich hole nur noch rasch mein Mittagessen.«
    Er ging, worauf sie die Bürste aus ihrer Handtasche zerrte und sich damit durch die Haare fuhr. Beruhig dich, um alles in der Welt! , sagte sie sich. Das hat er bei seinen Töchtern wahrscheinlich schon hunderttausend Mal gemacht .
    Als sie an dem kleinen Tisch saßen, die Bestandteile ihres Mittagessens wie Schachfiguren darauf verteilt, fragte er sie nach ihrer schlaflosen Nacht, und sie erzählte ihm von den Linsen und dem Albtraum und dass sie ihr Bett mit Connie teilte. »Unsere ganze Kindheit über haben wir im selben Zimmer geschlafen, und wenn ich sie besuche, liegen wir immer in einem Bett. Ihr Haus ist klein, und Gästebetten hat sie keine. Nur wenn sie nach Cotters Rock kommt, schläft sie in einem anderen Zimmer.« Dana dachte darüber nach. »Ich glaube, das hält sie Kenneth seit inzwischen fünfzehn Jahren vor.«
    Â»Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie beide sich so nahestehen.«
    Â»Tun wir auch nicht.« Dana überlegte einen Moment. »Aber in mancher Hinsicht … Wir mögen einander nicht so schrecklich, sind aber trotzdem – ich weiß nicht – anhänglich.«
    Â»Lizzie und Abby sind genauso. Sehr

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