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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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knickte ein, und der Todesstoß verfehlte mich.
    In diesem Moment sprangen Pirscher und Bleich von beiden Seiten heran und schlugen den Freak beinahe in zwei Hälften. Sie hatten sich zu mir durchgekämpft, und hinter ihnen lagen jene, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten. Die morgendliche Sonne strahlte sie von hinten an, ich sah ihre dunklen Silhouetten vor gleißendem Licht, und jeder der beiden streckte mir eine blutverschmierte Hand entgegen.
    Ich nahm sie beide und ließ mich von ihnen auf die Beine ziehen, weg von dem Ort meiner Erniedrigung.
    Sie tadelten mich nicht, und Pirscher gab mir wortlos das heruntergefallene Messer zurück. Zu dritt stürzten wir uns wieder in den Kampf, und meine Konzentration kehrte zurück. Ich stieß zu, blockte ab, schlug und trat um mich, ohne Nachdenken, ohne Gnade.
    Als der letzte Angreifer zusammenbrach, hatten fünf weitere Wachen ihr Leben gelassen. Wenigstens hatten wir diesmal die Pflanzer beschützen können, und kein einziger Freak hatte es durch das Tor geschafft. Mehrere fürchterliche Minuten lang standen wir da, tropften vor Blut und Schweiß und warteten, bis der Tormechanismus endlich repariert war. Ich zitterte vor Erschöpfung.
    Bleich berührte mich sanft am Kinn und hob mein Gesicht ein Stück an. » Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
    Â» Es ging mir schon mal besser. Aber danke, dass ihr mich gerettet habt«, sagte ich zu beiden.
    Pirscher stand ein Stück abseits und nickte, kam aber nicht näher. Es tat mir weh, dass er sich so zurückgezogen hatte, nur weil ich Bleich wollte und nicht ihn. Wenn er mich nicht küssen durfte, schien er auch nicht mehr mein Freund sein zu wollen. Manchmal waren Männer mir ein Rätsel.
    Â» Rein mit euch!«, riefen die Torwächter schließlich.
    Bleich half mir, eines der gefallenen Patrouillenmitglieder nach drinnen zu tragen, und die anderen folgten unserem Beispiel. Heute würden wir unsere Toten nicht draußen liegen lassen, damit sie nicht genauso zugerichtet wurden wie beim letzten Mal. Eigenartig. Unten hatten wir die Leichen immer hinaus in die Tunnel getragen und sie den Freaks zum Fraß vorgeworfen. Aber Unten hatten sie auch nie die Köpfe übrig gelassen und sie auf Pfähle gespießt. Sie aßen, bis sie satt waren. Den Rest ließen sie für die anderen Aasfresser liegen. Vielleicht war es die tiefere Bedeutung der Pfähle, die mich so verstörte. Ich hatte immer geglaubt, Freaks wären zu keiner anderen Empfindung fähig als Hunger. Diese hier schon. Sie hassten uns, und das abgrundtief.
    Das Tor schloss sich, und die Wachen sicherten es zusätzlich mit einem dicken Balken. Ich sah diesen Balken zum ersten Mal, was eindrucksvoll unterstrich, wie einzigartig der Angriff gewesen war. Wir hatten Draufgänger gewarnt, dass die Freaks sich verändert hatten, aber nicht einmal ich hatte mit dieser Gerissenheit gerechnet.
    Mein Puls raste, sowohl als Reaktion auf den Kampf als auch wegen der Angst vor dieser neuen Bedrohung. Es schien, als würden die Freaks von Tag zu Tag klüger. Wie in aller Welt war das möglich? Nur ein Wesen wie dieser Gott, von dem hier alle sprachen, hätte diese Frage beantworten können. Mich fröstelte.
    Â» Was denkst du?«, fragte ich Bleich.
    Â» Wenn wir einen oder zwei von ihnen fangen könnten und ihr Verhalten studieren«, erwiderte er mit einem Kopfschütteln, » wären wir vielleicht schlauer.«
    Ich lachte erstickt. » Die braven Bürger von Erlösung wären sicher begeistert von deiner Idee.«
    Er streichelte meine Wange. Als er seine Hand wieder zurückzog, war sie voll Blut. » Deshalb sage ich das auch nur zu dir.«
    Â» Du willst mir aber nicht erzählen, dass du vorhast…«
    Â» Nein. Jedes Geschöpf hat das Recht, in Freiheit zu leben. Selbst die, die uns umbringen wollen.«
    Â» Und sie werden jeden Tag besser darin«, murmelte ich.
    Schweigend betrachtete ich die anderen Patrouillenmitglieder, sah ihre müden, niedergeschlagenen Mienen und dachte: Sie sind nicht bereit für einen Krieg wie diesen. Nicht einmal die Wachen.
    Und das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich teilnehmen durfte, obwohl ich eine Frau war. Draufgängers Unterstützung allein hätte nicht genügt. Sie hatten einfach nicht genug Kämpfer in ihren Reihen, um die Stadt und ihre Bewohner zu beschützen.
    Das ist deine

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