Die Zusammenkunft
Gebrüll.
Sequana schlug oft zu und traf immer. Viele Gegner erlagen Ychan und sie stob immer weiter nach vorn. Dann erzitterte Anope und stürzte. Sequana sah die Wunden in seiner Flanke und nahm ihm mit einem barmherzigen, schnellen Hieb das Leben und damit den Schmerz. Sie kämpfte zu Fuß weiter und schlug zu, bis schließlich er vor ihr stand. Sie spürte seine Macht und seine Wut, und plötzlich stand die Zeit still.
Sequana hob ihren Kopf und blickte in den Himmel. Das Licht, das sie stärkte und schützte, brach durch die Wolken und traf sie mit einem Strahl, der sie erschauern ließ. Sie atmete tief durch, dann blickte sie in seine A ugen. Sie waren sehr dunkel, sehr böse, und ihr fast schwarzes Blau ließ nichts von dem Licht erahnen, das sie in der Nacht zuvor in ihm entdeckt hatte.
Hasserfüllt starrte er sie an.
Der Lärm um sie herum war für Sequana verstummt, alle Bewegung erstarrt und alles, was sie spürte, während sie ihm in die Augen sah, war tiefe und grenzenlose Liebe.
So plötzlich, wie die Welt in Stille versunken war, so plötzlich erwachte sie wieder und Sequana spürte, wie ihr Schwert Ychan ihren Arm in die Höhe riss und sie zuschlug. Sie spürte, wie sie sein Fleisch traf und es durchbohrte, aber dann glitt Ychan von dem Körperschutz ihres Gegners ab, und in demselben Augenblick, in dem sie dies wahrnahm, spürte sie bereits den Schmerz in ihrer Brust. Sie spürte, wie sich ihre Lungen mit Blut füllten und den Sauerstoff verdrängten. Sie spürte, wie sie den Halt verlor. Sie sah das Licht, das sie zuvor berührt hatte, und wurde von tiefer, unendlicher Liebe überwältigt.
Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
»Verdammnis«, flüsterte sie, als eine wohlige Wärme durch ihren Körper strömte.
Sie spürte kaum, wie sie aufschlug, sah aber, wie sein Blick sich veränderte. Aus Wut wurde Trauer, aus Hass Begierde. Wie aus weiter Ferne hörte sie ein Brüllen, dann ließ sie sich forttragen in das Licht und seine fu nkelnde Wärme. Sie war glücklich und leicht, sie lachte und tanzte. Sequana spürte die Wiese mit Blumen unter ihren Füßen und wiegte sich im Takt der süßen Musik. Glücklich ließ sie sich in das hohe Gras sinken, genoss den Duft der Blumen und schloss die Augen. Sie wollte ruhen, wollte schlafen und begann zu träumen. Sie träumte von ihm.
Er stand umgeben von Mauern vor ihr. Sie sah, wie er gegen die Mauern kämpfte und verlor. Dann drehte er sich zu ihr um und rannte auf sie zu. Er schnaubte wie ein Pferd, das zu lange im Galopp über die Wiese getrieben worden war. Er hatte Schaum vor dem Mund .
»Warum?«, brüllte er ihr immer wieder entgegen, »w arum?«
Sequana lachte und tanzte um ihn herum und sagte: »Verdammt bist du auf ewig! Dein Blut wurde vom heil igen Schwert berührt. Dein Volk, das aus deinem Blute entsteht, wird dich in die Verdammnis begleiten und nur du kannst ihr Erlöser sein. So, wie ich dir die Verdammnis gab, kann nur ich sie dir nehmen. Denn ich bin der Geist der Weißmagie aus dem Haus der Götter und wenn du weißt zu lieben, wird meine Seele dich erreichen und beherrschen, ist sie bereit, dich grenzenlos und mit Freiheit zu lieben.«
Sie tanzte weiter über die Wiese und ließ ihn zurück in seinen Mauern, kämpfend, vor Wut schäumend und allein. Das Letzte, was sie ihm schenkte, war ihr Lachen.
Im Jahr 2009
Sirona lag auf ihrem weinroten Sofa und hielt ein Glas Wein von derselben Farbe in der Hand. Ihre Augen waren geschlossen. Da war es wieder, dieses Gefühl. Dieses Gefühl, einfach nicht aufgeben zu wollen, einfach nicht verlieren zu können, aber auch die Gewissheit, dass es wieder Veränderungen geben würde und sie all ihre Kraft nur auf diese Veränderungen konzentrieren musste. Jeder Kampf, den sie in ihrem Leben gekämpft hatte, war erfolgreicher, aber auch härter als der vorangegangene gewesen.
Es war bereits kurz vor Mitternacht. Im oberen Stoc kwerk lag ihre 13-jährige Tochter, so zart und verletzlich, so schwach und so sehr auf ihre Stärke angewiesen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Ja dieses Kind würde ihr Meisterstück werden, war sie doch so ganz anders als sie selbst.
Auf der anderen Seite des Hauses schlief ihre Mutter. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie sie zu sich geno mmen. Sie wollte sie nicht ganz ihrem eigenen Schicksal überlassen, sondern ihr wenigstens einen schönen Lebensabend gönnen, denn das Leben ihrer Mutter war alles andere als schön gewesen.
Sirona war sowohl als
Weitere Kostenlose Bücher