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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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schlug mir entgegen und zerraufte mir die Haare. Es nieselte.
    Über mir ein schwarzer Himmel, öde bis zum Horizont; unter mir und um mich herum, im Licht der noch brennenden Straßenlampen, die Dächer und Straßen von Mailand, ein Panorama, das ich nach sechs Monaten ganz gut kannte. Die immer gleiche Farbe des Himmels, mit Variationen von Schmutzgrau bis Asphaltnass. Nah, immer viel zu nah, die gelblichen Lichter des Flughafens, ein riesiger radioaktiver Strahlenkranz, der sich auf der Oberfläche der Wolken spiegelte und sie noch niedriger erscheinen ließ.
    Guten Morgen, Leben! Ein weiterer wunderbarer Tag im Herzen der Metropole, eine ganze Schulwoche vor mir, die Weihnachtsferien seit einem Monat vorbei und der Sommer so weit entfernt wie ein fremder Stern.
    Ich schloss das Fenster und lehnte mich mit dem Rücken an die Scheibe. Die Übelkeit war zurückgekehrt.
    Ich schleppte mich in mein privates Badezimmer – der einzige Luxus in dieser mit jedem Tag kleiner erscheinenden Wohnung – und schaltete das Neonlicht über dem Spiegel an. Veronica starrte mir entgegen: schwarze, zerzauste Locken, gerötete Augen mit Augenringen, eine fast bläuliche Haut. Ich wusste genau, dass es der sicherste Weg in eine Depression war, sich am Montagmorgen um sieben Uhr mit kritischem Blick im Spiegel zu betrachten, aber ich schaffte es einfach nicht, es bleiben zu lassen. Ich schaffte es kein einziges Mal.
    Ich wusch mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser und sah erneut hin, aber die Veronica, die ich kannte, war noch immer da, mit ihrem zu spitzen Kinn, den zu vollen Lippen und den Haaren, die nicht einmal mit Hilfe von Eisendraht in eine Form zu bringen wären.
    Ich hüpfte zurück ins Zimmer. Da ein harter Tag in Sicht war, war Kampfkleidung das Richtige. Ich riss mir den Schlafanzug vom Leib und zog einen schwarzen Rollkragenpullover mit engem Kragen an, weiße Jeans, Springerstiefel, Ohrringe aus Silber und Obsidian, nichts am Hals.
    Ich ging zurück zum Spiegel, kämpfte drei Minuten mit der Bürste, packte dann die Schere und schnitt die paar Büschel, die nicht gehorchen wollten, einfach ab. Meine Haare waren sowieso kurz, es war die einzige Möglichkeit, sie einigermaßen im Zaum zu halten; zwei Büschel weniger würde niemand bemerken. Außerdem gefielen sie mir so: kurze Haare wie eine Kriegerin.
    Ich sah mir tief in die Augen und härtete den Blick: s tählerne Veronica. Du machst sie alle fertig, du bist unbesiegbar!
    Ich löschte das Neonlicht. Einen Moment lang wurde mir wieder schwindelig. Ich machte vor der Badtür halt und versuchte, mit dem verletzten Fuß aufzutreten, aber er hielt mich nicht: Die Springerstiefel kamen mir sechs Kilo schwerer vor als sonst.
    Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit: niemand im Flur. Hüpfend gelangte ich zur Küche, aus der Kaffeeduft, eine schnatternde Frauenstimme und weiße Lichtwellen drangen, verursacht von den lächerlichen vertikalen Neonleuchtern, die meine Mutter in jeder Ecke installiert hatte. Ein vorsichtiger Blick zeigte mir, dass meine Mutter mit dem Rücken zu mir am Herd stand und mein Vater, in seinem Sessel sitzend, in seine Zeitung vertieft war. Mit einem Ruck hievte ich mich in die Küche, erreichte mit zwei Hüpfern den erstbesten Stuhl und setzte mich, bevor mich irgendjemand genauer unter die Lupe nehmen konnte. Der Rückweg würde schwieriger werden, aber eins nach dem anderen.
    Meine Mutter trug eines der farbenfrohen Kleider, die sie von ihrer letzten Indienreise mitgebracht hatte, eine Wolke aus gelben, grünen und blauen Falten; meinem Vater und mir gegenüber behauptete sie immer, dass sie die Dinger nur zu Hause anzog, aber ich war mir nicht sicher, wie weit ich ihr das glauben konnte. Mit ihren eins achtundfünfzig, die ich unglücklicherweise geerbt hatte, ihrer Lockenpracht, die der meinen ähnelte, nur dass sie honigfarben war und ihr bis zur Mitte des Rückens reichte, und mit ihrer runden Brille auf der Nase sah sie absolut aus wie ein tropischer Papagei, und sie hatte auch die Stimme dazu. Heute Morgen roch sie nach Patschuli, auch nichts Neues.
    Mit einem Lächeln drehte sie sich zu mir um – lächeln um sieben Uhr morgens! … – und servierte mir das Frühstück.
    »Guten Morgen! Gut geschlafen?« Sie musterte mich mit zur Seite geneigtem Kopf wie ein kleines Mädchen. »Anscheinend bist du gestern Abend spät nach Hause gekommen: Ich hab dich nicht mal gehört.«
    »Ich bin ganz leise gewesen.« Ich starrte auf den Kaffee und die

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