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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Messer aus dieser Garnitur abholen und ins Labor bringen.»
    Geltman war verwirrt.
    «Noch mal in meine Wohnung? Einer Ihrer Leute? Was heißt denn das?»
    «Ach», entschuldigte sich Delaney leichthin und schnippte mit den Fingern, «ich vergaß ganz, Ihnen zu sagen, daß wir einen Durchsuchungsbefehl haben, auch für Ihr Büro. Wir suchen nach den drei Skizzen, die wir aus Maitlands Atelier mitgenommen und die Sie mir inzwischen gestohlen haben. Meinen Sie, wir finden die Dinger, Mr. Geltman?»
    «Ich sage nichts mehr», entschied der Kunsthändler.
    «Meine Töchter haben Sie im Schrank eingesperrt, Sie Schwein!» brüllte Delaney ihn unvermittelt an.
    Geltman preßte die Lippen zusammen, schlug die Beine übereinander, trommelte mit den Fingern auf dem Knie. Er wich Delaneys Blick aus und starrte durchs offene Fenster auf das Dach des Nachbarhauses und einen Streifen blauen Himmels, durch den träge eine weiße Wolke segelte.
    Delaney fuhr unerbittlich fort: «Motiv. Gelegenheit. Tatwaffe. Und nun auch noch versuchte Zeugenbeeinflussung. Die haben wir auf Band. Und nicht genug damit, Mordversuch mit einer tödlichen Waffe. Wie hört sich das an, Mr. Geltman?»
    Keine Antwort. Delaney brach das Schweigen nicht. Es wurde bedrückend. Er betrachtete mit gerunzelter Stirn seine Hand, die er immer wieder zur Faust ballte. Jason trat von einem Bein aufs andere. Sergeant Boone saß reglos, den Blick unverwandt auf Geltman gerichtet.
    Endlich sagte Delaney: «Ich will Ihnen ganz offen sagen, Mr. Geltman, die Anklage wird nicht auf Mord lauten.»
    Geltman zuckte zusammen, setzte sich aufrecht, schaute endlich Delaney an, Hoffnung im Blick.
    «Ich stelle mir vor, Sie nehmen sich einen geschickten Anwalt, es kommt zu einem Handel zwischen ihm und der Staatsanwaltschaft, und Sie erklären sich eines weniger schweren Verbrechens für schuldig. Totschlag zum Beispiel. Das spart allen eine Menge Zeit und Energie. Aber eines müssen Sie sich klarmachen, eingesperrt werden Sie auf alle Fälle, daran führt kein Weg vorbei. Schätzen Sie mal, wie viele Jahre er bekommen wird, Jason.»
    «Zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Jahren, Chief», dröhnte Jason.
    «Sergeant? Was schätzen Sie?»
    «Acht bis zehn», sagte Boone.
    «Ich tippe auf etwas dazwischen», sagte Delaney nachdenklich. «In etwa zehn bis fünfzehn Jahren wird Entlassung auf Bewährung erwogen. Fünfzehn Jahre, Mr. Geltman. Im Zuchthaus von Great Meadows nehme ich an, oder in Attica … Jedenfalls unter verschärften Haftbedingungen.»
    Saul Geltman gab ein Winseln von sich, das tief aus seinem Innern kam. Sein Blick wanderte von Delaney zur Decke, zum Fenster, blieb dann an dem Streifen blauen Himmels haften, der jenseits des geöffneten Fensters zu sehen war.
    «Zehn bis fünfzehn Jahre, wenn Sie einen sehr geschickten Anwalt finden», wiederholte Delaney. «Einen geschickten und auch sehr teuren Anwalt, selbstverständlich. Das bedeutet das Ende Ihrer Galerie. Die hätten Sie ohne Maitland natürlich auch nicht halten können, das ist uns bekannt. Und Ihre wunderschöne Wohnung mit all den herrlichen Dingen darin, die geht auch drauf dabei. Wissen Sie, Mr. Geltman, ich glaube fast, ich habe nie im Leben eine so wunderschöne Wohnung gesehen wie die Ihre. Wahr und wahrhaftig nicht. Diese weichen Teppiche in herrlichen Pastelltönen, die hochbeinige Kommode aus Ulme, das glänzende Messing, die polierten Holzflächen. Das alles war so harmonisch aufeinander abgestimmt. Sie hatten recht, es war ein Traum, ein schöner Traum. Aber damit ist es nun vorbei. Der Fiskus bringt alles unter den Hammer, um zu seinem Geld zu kommen, oder Sie selber müssen verkaufen, um den Anwalt bezahlen zu können. Dann gelangen diese Prachtstücke in andere Hände, und Ihre herrliche Wohnung ist zerstört, der Traum ausgeträumt.»
    Das alles kam als ein eigentümlicher Sing-Sang heraus, seine Stimme klang fast melodiös. Delaney hörte gedämpften Straßenlärm, Hupen, Rufe, doch die anderen vernahmen nur das sanfte, monotone Plätschern seiner Stimme, hörten Wörter, die Bilder vor sie hinzauberten, die sie faszinierten.
    «Nichts von alldem bleibt», wiederholte der Chief. «Nichts von der Schönheit, dem Luxus, der Behaglichkeit. Da, wo Sie hinkommen, sieht alles sehr anders aus, Mr. Geltman. Fünfzehn Jahre werden Sie mit zwei anderen Sträflingen eine drei mal drei Meter große Betonzelle und das Klosett teilen. Ihre Mithäftlinge sind Tiere, Mr. Geltman. Brutale Burschen. Die

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