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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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interessante Stunden, denn Peter bleibt bis fast 14.00 Uhr. Nachdem wir die Politik hinter uns gelassen haben, reden wir über Gott, über Religionen, über Menschen, eigentlich über alle Themen, die uns gerade einfallen. Es ist angenehm mit ihm, leicht, überhaupt nicht mühsam. Niemand muss krampfhaft nach einem neuen Thema suchen. Ein Gespräch fließt in das nächste, ganz von alleine. Ich bin überrascht, dass es tatsächlich einen Mann gibt, der reden kann. Dem es nichts auszumachen scheint meinen - hin und wieder doch recht eigenartigen Gedankensprüngen - zu folgen. Ein Mann, der zuhört, nachdenkt, etwas stehen lassen kann, bevor er antwortet. Ein Unikat, so kann man das nennen.
    Die Zeit vergeht wie im Flug und ich bin mehr als erstaunt, als ich bemerke, dass mittlerweile tatsächlich 4 Stunden vergangen sind, seit er angekommen ist.
    „Hast du Urlaub?“, frage ich ihn, denn irgendwie kommt es mir schon seltsam vor, dass er so viel Zeit hat.
    „Nein, keinen Urlaub, aber ich bin in der glücklichen Lage, mir meine Zeit selber einteilen zu können. Aber jetzt muss ich auf jeden Fall wieder los, die Mittagszeit ist mittlerweile auch um und mein Chef sollte mich doch wenigstens einmal am Tag kurz sehen. Sonst wird er ärgerlich, kommt eventuell auf den Gedanken, dass ich meine Arbeit nicht ernst nehme“, erklärt er lachend.
    Mir ist das einerseits gar nicht unrecht, denn wir haben so viele Themen besprochen, da habe ich viel zu überlegen, nachzudenken, mir durch den Kopf gehen zu lassen. Auf der anderen Seite finde ich es schade, ich habe mich schon sehr lange nicht mehr so entspannt mit jemandem unterhalten. Aber natürlich verstehe ich sein Argument, finde es eigentlich ungeheuerlich, dass jemand während der Arbeitszeit so lange verschwinden kann.
    Und so bringe ich ihn zur Tür, gebe ihm seinen Mantel. Als er in der Tür steht, dreht er sich um und fragt, ob er wieder kommen darf.
    „Was für eine Frage!! Natürlich kannst du jederzeit wiederkommen. Ich freue mich, habe die Zeit mit dir sehr interessant gefunden. Wenn du also Zeit hast, ruf an, komm her. Du bekommst jederzeit einen Kaffee.“
    „Danke, ich melde mich also wieder.“ Mit diesen Worten verschwindet er.
    Diesmal vergesse ich ihn nicht. Nicht etwa, dass ich laufend an ihn denke, aber doch an alles, worüber wir geredet haben. Es ist nämlich so, dass ich oftmals erst lange über etwas nachdenken muss, es sozusagen „sacken“ lassen muss. Ich drehe neue Gedanken im Kopf hin und her, suche die Schwachstellen in Gedankengängen bei anderen, oder auch nach Ergänzungen zu diesen Gedanken. Es werden auf jeden Fall einige sehr unterhaltsame Tage für mich, n achdem Peter weggegangen ist.

Kapitel 3

    Ich höre lange Zeit nichts mehr von ihm und natürlich entschwindet er langsam auch aus meinem Gedächtnis. Aber nach weiteren 6 Wochen meldet er sich tatsächlich wieder, will zum Kaffee herkommen und ich sage begeistert zu.
    Es wird wieder ein sehr schöner Vor- und Nachmittag. Diesmal bleibt Peter noch länger, worüber ich irgendwie gar nicht weiter erstaunt bin. Ich erfahre, dass er verheiratet ist, was ich mir schon gedacht habe. Dass er drei Kinder hat, an denen er sehr hängt. Auch die Namen der Kinder erfahre ich, und eines der ersten Dinge, die er über seinen ältesten Sohn erzählt, ist, dass dieser sich gemeinsam mit zwei Freunden ein Motorrad gekauft hat. Peter ist außer sich. Nicht dass es ihn erstaunt, dass Thomas fahren will, auch dass er sich das Motorrad nicht alleine leisten kann und so auf diese merkwürdige Idee gekommen ist, den fahrbaren Untersatz mit zwei Freunden zu „teilen“. Was ihn aufregt ist mehr die Tatsache, dass Thomas nicht zu ihm gekommen ist und ihn gefragt hat, ob er ihm das Geld leihen würde. Das findet Peter unerhört. Außerdem ist er der Überzeugung, dass so ein „Dreiergespann“ einfach nicht klappen kann. Aber das ist nicht das Thema für ihn.
    Peter hat ein ganz eigenes Bild vom Sein und Handeln eines Vaters. Ein Vater soll immer Verständnis haben, immer da sein, wenn es Probleme gibt. Immer alles in Ordnung bringen, wenn etwas für das Kind schief läuft. Das Bild ist für mich weit ab jeder Realität. Aber er bemüht sich, für seine Kinder alles zu tun, was in seiner Macht steht. Und wenn möglich, Wünsche, die von den Kindern an ihn herangetragen werden, auch zu erfüllen. Zumindest jedoch immer zu unterstützen. Und nun das!! ER wird umgangen, wird nicht gefragt. Thomas hat einen

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