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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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Sie nicht gerade eine Behandlung bei einem Medizinmann wählen, dann übernehmen wir alles. Ich werde sofort Ihre sämtlichen Unterlagen in die Klinik schicken und auch die Zusage für die Kostenübernahme beilegen.“
    Daraufhin ruft Peter sofort im Krankenhaus an und bittet um einen Termin. Für einen ambulanten Termin müsste er drei Wochen warten - da er jedoch bereit ist, stationär aufgenommen zu werden, wird ein Termin für die darauffolgende Woche vereinbart. Und sofort darauf informiert er die Tagesklinik in Stuttgart, dass er vorerst nicht interessiert ist, eine neue Chemo zu beginnen.
    „Weißt du“, sagt Peter zu mir, „ich befinde mich auf den letzten Metern meines Lebens und ich finde, ich habe ein Recht darauf anständig behandelt zu werden. Ich will mich wohlfühlen können. Es ist nichts mehr zu ändern an der Krankheit, aber man kann doch mit einem Menschen anständig umgehen. Das will ich, mehr eigentlich nicht.“
    Ich nehme ihn in den Arm:
    „Richtig, mach ab jetzt nur noch das, was du für richtig hältst. Mach alles so, dass du dich gut fühlst.“

Kapitel 20

    Wir packen also wieder seinen Koffer. Die letzten Tage, die er daheim ist, frühstücken wir regelmäßig in unserem kleinen Erker und meist bei Sonnenschein. Und hier haben wir auch die besten Gespräche. Der Tag liegt vor uns, morgens geht es ihm relativ gut, der Körper ist noch ausgeruht von der Nacht. Das alles gibt uns Gelegenheit zum Reden.
    An einem dieser Morgen frage ich ihn nochmals wegen des Autos:
    „Hör mal, ich muss nochmal fragen, ob es wirklich nötig ist, dieses Auto zu kaufen. Also ich finde ja es ist gesponnen, für EINE Person so ein großes Auto. Mir wäre ein kleines „Rutscherle“ einfach lieber. Es geht ja auch um Steuer und Versicherung. Ich muss das alles schließlich nachher zahlen können.“
    Peter schaut mich einen Augenblick an, bevor er antwortet:
    „Das Auto kostet nicht viel Versicherung. Du fährst ja auch schon ewig. Und außerdem ist es so bequem. Wenn wir in Urlaub fahren, wie nächstes Jahr wieder nach Wien, dann will ich es bequem haben während der Fahrt.“
    Ich bin fassungslos, kann es nicht glauben. Mir kommen die Tränen und ich hasse mich selbst dafür, aber ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt schweige, dann werde ich ersticken. Und deshalb sage ich:
    „Liebes, bitte schau dich an. Schau mal ganz genau hin. Wir werden nicht mehr nach Wien fahren, auch nicht mehr in Urlaub. Ich wünschte, es wäre anders, aber wir dürfen doch nicht die Augen verschließen. Siehst du denn nicht, was los ist?“
    Ach, wie ich mich schäme für diese Worte! Aber ich kann nicht mehr so tun, als wäre hier noch irgendetwas zu retten. Als hätte er noch Jahre vor sich. Meine Nerven liegen am Boden. Ich kann nicht mehr richtig essen, nicht mehr richtig schlafen, kaum noch einen klaren Gedanken fassen. So lange habe ich nichts gesagt, bin immer darauf bedacht, ihm nicht den Mut zu nehmen. Er kämpft ja buchstäblich um sein Leben. Aber nun, das ist so klar ersichtlich für jeden, der ihn an sieht, ist der Kampf fast zu Ende.
    Trotzig widerspricht er mir:
    „Warum nicht? Wenn es mir wieder besser geht, dann können wir noch viel gemeinsam unternehmen.“
    Dann schaut er betreten vor sich hin.
    „Wir werden sehen“, ist alles, was er abschließend zu meinem Ausbruch sagt.
    „Entschuldige bitte“, antworte ich, „es ist ja nicht so, dass ich mir nicht wünschen würde, dass alles in Ordnung kommt. Aber ich sehe doch, wie du täglich weniger wirst. Manchmal könnte ich einfach weglaufen. Laut schreiend weglaufen. Ja, du hast recht, wir werden sehen, wie es weitergeht.“
    Selbstverständlich fahre ich ihn in die Klinik, denn Peter hat plötzlich aufgehört, selbst Auto zu fahren. Er will das nicht mehr. Die Strecke ist nicht weit, Bad Liebenzell liegt lediglich knappe 25 km von uns zu Hause weg.
    Bei der Anmel dung erwartet man ihn schon und nach kurzer Zeit sind die Formalitäten erledigt und wir werden von einer Stationsschwester abgeholt und zu seinem Zimmer gebracht. Auch das Zimmer wirkt wie die ganze Klinik. Nicht wie ein Krankenzimmer. Auch hier herrscht Gemütlichkeit vor. Die Patienten sollen sich wohl fühlen. Es stehen Blumen auf einem Tisch und lassen den Raum freundlich wirken. Die großen Fenster gehen zum hinteren Garten hinaus, man blickt ins Grüne. Es sind Dreibett-Zimmer und sogleich macht sich Peter mit seinem neuen Zimmernachbarn bekannt. Nachdem wir ausgepackt haben und Peter

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