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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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einmal ein neues Auto zu kaufen. Außerdem so meint er, sei es gut für mich. Ich brauche mir dann keine Sorgen zu machen wegen Reparaturen. Und natürlich kommt für ihn nur ein Daimler in Frage. Er hat sich kundig gemacht, mit mir alles besprochen und so fahren wir also, nachdem er einen Termin vereinbart hat, zu dem Vertragshändler. Ja, schön ist das Auto schon, aber für mich alleine? Viel zu groß. Dennoch, Peter lässt sich nicht abbringen und so wird das Auto bestellt. Es soll im Mai geliefert werden. Selbstverständlich wird auch ausgemacht, dass wir das Auto in Rastatt abholen werden und da auch gleich eine Werksbesichtigung machen können. Peter fährt ganz beseelt nach Hause. Ich habe die Farbe aussuchen dürfen, immerhin. Alles andere ist mir ansonsten egal. Für mich ist ein Auto ein Fortbewegungsmittel, mehr nicht. Aber soll ich mich mit ihm streiten? Ich bezweifele, dass Peter so lange leben wird, dass die Frage ob und wie das Auto abgeholt wird, überhaupt relevant wird.

    Der März ist außergewöhnlich mild und eines Sonntags fragt Peter, ob wir nicht nach dem Frühstück wegfahren können. Natürlich können wir! Und so starten wir am Vormittag und Peter fährt zügig in Richtung Bad Liebenzell. Wir sind schon früher dort gewesen, kennen den Park in dem man spazieren kann. Alles ist dort eben. Mittlerweile ist es so, dass Peter - der immer schwächer wird - nicht mehr auf unebenem Gelände laufen kann, ohne dabei völlig außer Atem zu geraten. Dort angekommen finden wir auch sogleich einen Parkplatz. Der Himmel ist blau, es ist dennoch etwas kühl, aber für einen Spaziergang doch optimal. Wir laufen Hand in Hand, reden über viele Dinge, machen uns gegenseitig auf Dinge aufmerksam, die uns auffallen. Wir marschieren den „Planetenweg“ ab und als wir den Park einmal umrundet haben, setzen wir uns, auf Peters Bitte hin, auf eine Bank. Es ist sehr angenehm in der Sonne zu sitzen. Peter blickt mich an und sagt:
    „Vor kurzem habe ich in unserem Dritten eine Sen dung gesehen. Dort ist ein Arzt aus einer Klinik gewesen und der hat mir sehr gefallen. In der Klinik, in der er tätig ist, werden auch Krebspatienten behandelt. Aber nicht nur mit schulmedizinischen Therapien, sondern es werden dort auch Misteltherapien angeboten. Weißt du, ich hab mir gedacht, ich könnte doch dort mal hingehen. Was meinst du? Ich muss natürlich erst mit Herrn Schneider von der BG reden, ob die die Kosten übernehmen.“
    „Mal angenommen die BG zahlt nicht, würde es dich ärmer machen, wenn du es selbst zahlen würdest? Ich bin der Ansicht, jetzt ist die Zeit gekommen, da solltest du nur noch an dich selbst denken. Die Kinder hast du versorgt, hast ja alles geregelt. Ich komme nachher schon klar, das wird kein Problem sein. Wichtig bist jetzt du. Also mach das, wenn du es willst. Natürlich kannst du bei Herrn Schneider nachfragen, aber nicht hingehen, nur weil die BG die Kosten nicht übernimmt, das würde ich nicht machen.“
    Er drückt meine Hand und gibt mir Recht. Dann fragt er schüchtern:
    „Du, die Klinik ist hier ganz in der Nähe. Meinst du … wir können sie uns mal anschauen? Nur so von außen, meine ich.“
    Ich bin einen Moment ver dutzt, dann lache ich laut heraus:
    „Na du bist mir vielleicht Einer. Das ist doch die Höhe. Du hast wohl alles gut geplant? Natürlich fahren wir da sofort hin. Kein Problem für mich.“
    Kurz darauf stehen wir vor der Klinik. Sie liegt sehr idyllisch etwas oberhalb von Bad Liebenzell, macht einen geradezu heimeligen Eindruck. Wirkt gar nicht wie eine Klinik - mehr wie ein kleines, verträumtes Hotel. Wir sitzen im Auto und Peter blickt das Haus intensiv an. Dann dreht er sich zu mir und sagt:
    „Hier will ich hin. Und ich werde, wenn die mich aufnehmen, sofort die Chemo in Stuttgart absagen. Ich will nicht mehr das Gefühl haben, ich bin nur eine Nummer. Kein Mensch interes siert sich dort für mich. Es ist denen egal, völlig egal, wie ich mich fühle.“
    Was soll ich sagen? Natürlich ist er in Stuttgart keine Nummer, aber die Ärzte haben einfach zu viel zu tun, um auf jeden Patienten einzugehen. Ich verstehe beide Seiten. Wobei mir natürlich Peters Wohl wesentlich wichtiger ist als die Probleme der Ärzte.
    Wir fahren nach Hause und gleich am darauffolgenden Montag ruft Peter bei der BG an und fragt nach, ob die Kosten für eine Behandlung in diesem Krankenhaus übernommen werden.
    „Ja selbstverständlich übernehmen wir die Kosten Herr Scholze. Wenn

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