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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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beobachtet, kann er feststellen, dass es nun zügig damit bergab geht. Lange können wir da nicht zusehen, dann muss etwas geschehen, das steht für uns fest.
    Wir sitzen am Tisch, Peter versucht zu essen und wir führen ein Gespräch über „aktive Sterbehilfe“. Dieses Gespräch führen wir immer wieder mal, wenn es einen äußeren Anlass dazu gibt. Und da ein entsprechender Artikel über einen Arzt in der Zeitung steht, der eben diese Hilfe leistet, ist für uns fast normal, darüber zu diskutieren. Ich selbst bin seit sehr langer Zeit eine Befürworterin dieser Hilfe, Peter dagegen lehnt diese Art der Hilfe strikt ab. Er ist - wie viele Menschen - der Meinung, außer Gott hätte niemand das Recht, ein Leben zu beenden. Das sehe ich ganz anders. Eines meiner Argumente ist, wenn ein Tier so leidet, wie mancher Mensch leiden muss, dann bekommt man große Schwierigkeiten mit dem Tierschutz, wenn man es nicht einschläfern lässt. Wird eventuell mit einer Strafe belegt. Einem Menschen aber muten dieselben Menschen zu, weiter zu leben. Das hat für mich keinen Sinn. Und woher wollen wir wissen, dass Gott nicht möchte, dass wir es beenden, wenn das Leben nur noch Leiden ist? Vielleicht sitzt er oben - oder wo auch immer - und schüttelt entsetzt den Kopf über unsere „Verbohrtheit“? Wir kommen niemals auf einen Nenner bei diesen Unterhaltungen, führen sie jedoch immer wieder einmal. Wichtig ist nicht eine gemeinsame Meinung zu finden, wichtiger fü r uns ist das Gespräch an sich.

Kapitel 21

    Sonntag, es ist der 1. Mai 2012, - ich versuche gerade zum wiederholten Male mein Yoga zu machen – da spüre ich plötzlich, dass Peter in der Wohnzimmertür steht. Ich öffne meine Augen und schaue ihn fragend an.
    „Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen und denen gesagt, dass ich nichts mehr essen kann, mir alles wieder aus dem Mund läuft und dass mein Bauch so dick ist. Ich soll sofort kommen.“
    Ich springe sofort auf, gehe unter die Dusche, ziehe mich an. Seit einiger Zeit lassen wir den Koffer von Peter immer halb gepackt, so dass er nur noch sein Waschzeug dazulegen muss. Schnell fahren wir los.
    Das Wetter zeigt sich, wie es sich für diesen Tag gehört, von seiner besten Seite. Es grünt und blüht überall, Menschen sind zum Maispaziergang unterwegs, der Himmel leuchtet richtig.
    Auf der Fahrt sagt Peter:
    „Ach, es könnte alles so schön sein. Wenn nur „Das“ nicht wäre.“
    Was soll ich antworten? Ich kann einfach kein Wort herausbringen. Die Sorge schnürt mir den Hals zu. Mein Mund ist vor Aufregung ganz trocken. So greife ich nur nach seiner Hand und drücke sie leicht.
    Als wir in der Klinik ankommen, werden wir sofort zu „seiner“ Station geschickt, wo er schon erwartet wird. Er belegt das ihm zugewiesene Zimmer und dann warten wir. Lange müssen wir nicht warten, schon kommt die diensthabende Ärztin, die ihn rasch untersucht. Sein Bauch ist dick geschwollen und fühlt sich sehr hart an, fast scheint es, als glänze die gespannte Haut ein wenig. Nach der Untersuchung teilt die Ärztin uns mit, dass sich im Bauchraum Wasser gebildet hat, dass man mittels Punktion holen muss. Durch den Druck des Wassers von unten, kann sich der Magen oben nicht mehr schließen und deshalb ist alles, was Peter geschluckt hat, einfach wieder aus ihm heraus geflossen. So einfach ist das. Man muss es nur wissen. Wieder einmal wird uns klar wie wenig wir doch wissen, was alles geschehen kann, womit wir nie gerechnet haben. Wir haben uns den Verlauf der Krankheit einfach nicht vorstellen können.
    Nachdem klar ist wie es weitergehen wird, schickt mich Peter nach Hause. Er meint, es ist nicht nötig, dass ich warte, bis er punktiert wird. Ich ziehe also wieder los. Es geht mir elend. Auch wenn ich es all die Zeit gewesen bin die klar erkannt hat, dass sich dieser Tumor nicht besiegen lassen wird, so ist es nun doch etwas anderes zu erleben, wie sich alles entwickelt.
    Daheim angekommen unterrichte ich die Kinder über die Situation. Wir sind alle niedergeschlagen. Mittlerweile sind wir alle ein klein wenig an die jeweilige Grenze unserer Belastbarkeit gekommen.
    Am Abend rufe ich bei Peter an, der mir mitteilt, dass es ihm „prächtig“ geht. Das Wasser ist geholt, der Druck hat selbstverständlich nachgelassen und er hat schon wieder gegessen. Am kommenden Tag will der Chefarzt kommen und ihn untersuchen. Wichtig ist jetzt zu beobachten, ob das Wasser wieder kommt.
    Und das Wasser kommt wieder! Bereits am

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