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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gegen die dunkelbraunen Haare zu kämpfen, die ihr nun mitten ins dickliche Gesicht hingen. »Halt fest, oder nicht einmal der Magus wird dich vor meinem Nudelholz retten können!« Ihre stattlichen Unterarme zuckten.
    Tungdil fand die Ursache, warum sich die Arretierung gelöst hatte, zögerte die Reparatur aber ein wenig hinaus, um dem Famulus wegen seiner Überheblichkeit, niedere Arbeiten nicht verrichten zu wollen, eins auszuwischen.
    »Oh, das sieht gar nicht gut aus«, sagte er laut und gab sich Mühe, besorgt zu klingen. Frala, die schwarzhaarige Magd mit den hübschen grünen Augen, durchschaute sein Spiel und kicherte, während sie die Kartoffeln schälte.
    Nach einigen geschickten Handgriffen nahm der Zwerg die Kette und klemmte sie wieder am Haken fest. Der Behälter hielt, das Gulasch war gerettet. »Du kannst loslassen.«
    Jolosin tat, wie ihm geheißen, und besah seine schmutzigen Hände; auch die kostbare dunkelblaue Robe hatte etwas abbekommen. Er blickte verunsichert zu Frala, die nun lauthals lachte, und wurde rot.
    »Du hast das absichtlich getan, du elende Missgeburt!«, fauchte er Tungdil an. Er machte einen drohenden Schritt auf ihn zu und wollte die Hand gegen ihn erheben, überlegte es sich angesichts der körperlichen Überlegenheit des Schmiedes aber anders und lief stattdessen erbost hinaus.
    Der Zwerg griente hinter ihm her und wischte sich die Hände an seinem Schurz ab. »Ich hätte mich auch mit ihm geprügelt. Schade, dass er gekniffen hat.«
    Frala warf ihm einen Apfel zu, den sie aus dem Korb neben sich geangelt hatte. »Der arme Jolosin«, lachte sie. »Jetzt hat er seine schöne Robe ganz schmutzig gemacht.«
    »Habe ich ihm gesagt, dass er sich einsauen soll?«, zuckte Tungdil mit den Schultern und trat zu der Magd, die wie er kleinere Besorgungen und Handreichungen in der Zauberschule Lot-Ionans erledigte. »Aber ich gönne es ihm schon«, fügte er hinzu, und die Heiterkeitsfältchen um seine warmen Augen wurden tiefer.
    »Ihr beide habt euch gesucht und gefunden«, seufzte Frala. »Eines Tages wird sich jemand bei euren Streitereien noch richtig verletzen.« Eine geschälte Kartoffel landete in einem mit Wasser gefüllten Bottich.
    »Wie man ins Bergwerk hineinruft, so schallt es heraus.« Tungdil strich sich über die kurzen Stoppeln am Kinn. »Seit er mir den Bart mit irgendeinem Zauberkram gefärbt hat, ist er mein Erzfeind. Ich habe ihn abrasieren müssen!«
    »Ich dachte immer, die Orks seien die Erzfeinde der Zwerge?«, bemerkte sie blinzelnd.
    »Bei ihm mache ich eine Ausnahme. Der Bart eines Zwerges ist sein Heiligtum, und ein echter Zwerg hätte ihn wahrscheinlich erschlagen. Ich bin einfach zu gutmütig.« Er biss herzhaft in den Apfel. Seine Linke glitt in die kleine Tasche an seinem Gürtel, dann drückte er sein Mitbringsel in Fralas Hand. »Hier. Für dich.«
    Sie öffnete die Finger und erblickte drei Hufnägel, die der Zwerg mit enormer Akribie zu einem Schutzsymbol zusammengeschmiedet hatte. Die Frau streichelte ihm gerührt über die Wange.
    »Das ist lieb von dir. Danke.« Sie stand auf, nahm ein Stück dickes Garn und fädelte den Anhänger ein. Rasch band sie einen Knoten, sodass Tungdils Geschenk nun auf ihrem Dekollete hing. »Steht es mir?«, fragte sie kokett.
    »Als wäre es nur für dich gemacht worden«, antwortete er glücklich, weil sich die Magd über den einfachen Schmuck freute, als wäre er das edelste Geschmeide des Geborgenen Landes.
    Die beiden verband etwas ganz Besonderes. Tungdil kannte Frala seit ihrem ersten Lebensjahr, er hatte sie aufwachsen und zu einer jungen Frau reifen sehen, deren Anblick den Zauberschülern den Kopf verdrehte. Inzwischen hatte sie selbst zwei Kinder, Sunja und eine einjährige Tochter namens Ikana.
    Frala bildete sich nichts auf ihr Äußeres ein und blieb im Umgang mit den Bewohnern des Stollens herzlich, was den Zwerg stets mit einschloss. Für sie war sein Anblick vertraut und so normal wie der eines Menschen, und diese Einstellung hatte sie an ihr ältestes Kind weitergegeben.
    Der Zwerg bemerkte den Unterschied sehr genau. Die Frauen und Männer, die ins Reich Ionandar zu Lot-Ionan kamen, um bei ihm die Hohe Kunst der Magie zu erlernen, betrachteten gewöhnlich ihn als Sonderling, als Kuriosum, das man sonst nur mit viel Glück in einer fahrenden Schmiede sah. Die Magd sprach dagegen mit ihm wie mit den Knechten oder der Köchin und gab ihm das Gefühl, angenommen und gemocht zu werden.
    Tungdil hatte ihr

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