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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hochnäsigen Rasse wohl nicht mehr lange auf sich warten ließe. Er selbst würde mit seinen Scharen zur Stelle sein, um ihnen den Gnadenstoß zu geben. Sein Vater und sein Bruder waren durch die Hand der Elben getötet worden, doch jetzt nahte die Stunde seiner Rache. Die Scharmützel, die ständigen Anfeindungen haben bald für immer ein Ende. Es drängte ihn, die anderen in seine Pläne einzuweihen.
    »Beinahe? Es klingt, als hättest du etwas zu sagen«, meinte Balendilín stirnrunzelnd.
    »Hört mich an, ihr Stammesbesten und Clanoberhäupter«, hob Gandogar an. Seine Wangen glühten, und die braunen Augen sprühten vor Begeisterung. »Vraccas gab uns die Gelegenheit, die Schöpfung Sitalias zu vernichten!« Sein Zeigefinger legte sich auf das kleine Fleckchen auf der Landkarte, das vom Elbenreich übrig geblieben war. »Dort sind die Letzten versammelt. Ich sage euch: Bringen wir ein starkes Heer auf, marschieren in Âlandur ein und strafen die Elben ein für allemal für ihre ungesühnten Taten in den letzten Zyklen!«
    Die versammelten Zwerge starrten ihn an; die Überrumpelung war gelungen.
    »Gandogar, wir haben uns eingefunden, um dich zum neuen Großkönig zu wählen«, mahnte Balendilín mit ruhiger Stimme und bemühte sich, die Aufregung zu dämpfen, »und nicht, um Kriegspläne zu schmieden. Das ist nicht unsere Aufgabe.« An dem Gemurmel rundum aber merkte er, dass die Bemerkungen des Vierten auf fruchtbaren Boden gefallen waren. »Wir verteidigen die Völker des Geborgenen Landes und bekämpfen sie nicht! Erinnert euch an die Aufgabe, die uns Vraccas gab!«, beschwor er sie.
    Gandogar schaute sich um. Seine Brüder rangen mit dem Für und Wider. »Es geht um mehr! Ich bin im Besitz alter Aufzeichnungen unseres Volkes, die Bislipur fand und mir übergab. Hört selbst und entscheidet, was wir tun sollen.« Er holte tief Luft, nahm eine Abschrift auf Pergament hervor und zitierte feierlich:
     
    »Und die Elben wurden neidisch auf die Schätze der Zwerge.
    Sie überfielen den Stamm des Fünften, Giselbarts.
    Der Kampf in den Stollen und am Steinernen Torweg entbrannte.
    Giselbart schloss einige der verräterischen Elben in ein finsteres Labyrinth, aus dem sie nicht mehr entkamen.
    Aber die Elben setzten ihre Magie ein, um die Kinder des Schmiedes krank zu machen und zu schwächen.
    Danach metzelten sie die Fünften bis auf einige wenige des Stammes nieder.«
     
    Stille senkte sich auf die Halle herab. Die getragene Stimme des Königs hallte Ehrfurcht gebietend und erweckte die Worte zum Leben.
     
    »Als Trolle und Orks das Blut der Verwundeten und Getöteten rochen, machten sie sich auf und erschienen an der Pforte zum Geborgenen Land.
    Die Elben flüchteten feige und überließen den Torweg seinem Schicksal.
    Durch ihre List aber öffnete sich das Portal. Giselbart und seine letzten Getreuen fochten, wie es nur Zwerge vermögen.
    Aber die geschwächten Fünften konnten die Horden nicht aufhalten. Seither zieht das Böse durch das Land.«
     
    Er hielt inne, um die betroffenen Gesichter zu betrachten. Es bedurfte nur noch weniger Bemühungen, um sie auf seine Seite zu ziehen; lediglich der Einarmige schüttelte sachte den Kopf.
    »Ich zweifele an diesen Zeilen, König. Warum hat unser Volk sie so lange nicht entdeckt? Ist es nicht seltsam, dass Worte über die Schuld der Elben ausgerechnet jetzt auftauchen? So passend zu deinem Vorhaben?«
    »Sie wurden absichtlich verborgen, vielleicht von zaudernden Zwergen wie dir, um einen Krieg zu verhindern«, entgegnete Gandogar spöttisch, hob seine Axt und bohrte die Spitze in das auf der Karte eingezeichnete Âlandur. »Ihr habt meine Worte vernommen: Da sitzen die Schuldigen! Und sie sollen für ihre Taten und unsere Toten endlich bezahlen!«
    »Und dann?«, fragte Balendilín hart. »Was dann, König Gandogar? Wem tust du damit einen Gefallen? Doch nur dem Toten Land, aber uns und den Menschen nicht. Wenn man dich hört, könnte man meinen, wir sollten uns mit den Albae zusammentun, um die Elben zu schlagen«, führte ihn der Berater auf gefährliches Eis. »Entsinne dich, wer unsere Feinde sind, König Gandogar! Vraccas hat niemals gesagt, dass wir die Völker des Geborgenen Landes angreifen sollen. Keiner von uns kann die Elben ausstehen, die Götter haben es nicht so gewollt. Es gab Streit und Tote, gewiss.« Er legte die Rechte auf seinen Armstumpf. »Ich gab einen Teil meines Körpers, um vier Orks zu töten, doch in einem Krieg würde ich meine

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