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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihren Mut wieder finden.«
    Doch Tungdil dachte sich seinen Teil. Solche Waffen denkt man sich nicht einfach aus, und schon gar nicht beherrscht man sie dann so gut wie Narmora.
    In den Gesichtern von Boëndal und Bavragor las er, dass sie ebenso dachten wie er. Diese Frau, glaubten sie, war eine echte und herausragende Kämpferin, die sich aus irgendwelchen Gründen lieber auf einer Bühne als auf dem Schlachtfeld aufhielt.
    Der Zwerg sah Zärtlichkeit in den Augen Furgas’, als er die Frau in die Arme schloss. Hat die Liebe zu dem Mann bewirkt, dass sie dem Krieg den Rücken kehrte?, grübelte er. Bei Gelegenheit würde er sie danach fragen. Sicherlich ist sie eine Söldnerin in Idoslân oder für Königin Umilante gewesen. Aber dafür sieht sie noch sehr jung aus.
    Furgas und Narmora halfen dem Schauspieler, aus der überlangen Hose zu steigen. Goїmgar kümmerte sich um seine verschreckten Ponys, die während des Kampfes erstaunlicherweise nicht Reißaus genommen hatten; Boїndil lag noch immer schnarchend über dem Rücken des kleinen Pferdes und schlief seinen Rausch aus.
    »Hört euch den an«, meinte Bavragor. »Er sägt den Hain nieder.«
    »Ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn er hört, dass er ein Scharmützel verpasst hat«, sagte Boëndal voller Schadenfreude. »Er wird aus Gram kein Bier mehr anrühren.«
    Wie in einer kleinen Prozession stiegen sie hinauf zum Plateau, von wo aus sie Mifurdania und die Umgebung sehen konnten. Dichter Rauch hing über der Stadt, kleine schwarze Punkte wimmelten um sie herum. Es sah nicht so aus, als könnten die Verteidiger einen Sieg gegen die Horden Nôd’onns erringen. Der bedrückende Anblick verdunkelte sogar das sonnige Gemüt des Schauspielers. Narmora stand unbeteiligt am Rand der Steinplattform und betrachtete aufmerksam den Wald unter ihnen, während Furgas zusammen mit den Zwergen zum Wasser ging, um sich das Blut der Bogglins von den Fingern zu waschen.
    »Wohin gehen wir jetzt?«, erkundigte er sich, als er bemerkte, dass es hier oben keinen weiteren Weg mehr gab.
    »Wieder hinunter, sobald wir etwas aufgeladen haben«, antwortete ihm Tungdil. »Ehe wir nach Mifurdania gingen, haben wir die Geschenke für die Ersten versteckt. Sie liegen in einer kleinen Höhle hinter dem Wasserfall.«
    »Sollen wir Euch helfen?«, bot Furgas sich an.
    »Nein, nicht nötig«, wehrte der Zwerg ab, um zu verhindern, dass sie das Geheimnis der Stollen erkundeten. »Rastet ein wenig, damit Ihr später Wache halten könnt, wenn wir uns ausruhen.« Er nickte ihm zu und kehrte zusammen mit Goїmgar, Bavragor und Boëndal in den Schacht zurück.
    Es wurde eine elende Plackerei. Sie schufteten Stunde um Stunde, bis die Barren aus Gold, Silber, Palandium, Vraccasium und Tionium nach oben geschafft waren. Die Anstrengungen der Schlacht und der Schlepperei sorgten dafür, dass sie bei Einbruch der Dunkelheit müde gegen den Fels sanken und einschliefen.
    Boїndil war kurz vor ihrer Nachtruhe aus seinem Rausch erwacht und schämte sich sehr – nicht, weil er so viel gesoffen hatte, sondern weil er so wenig vertrug, wie ihm Bavragor unmissverständlich klar machte.
    Die Schauspielertruppe betrachtete er mit äußerstem Misstrauen und zog es vor, nur wenige Worte mit ihnen zu wechseln. Da er die Schlacht gegen die Bogglins verpasst hatte, konnte er ihren Kampfgeist nicht einschätzen, und bis sie ihn nicht ebenso überzeugten wie die anderen, behielt er es sich vor, unfreundlich zu sein. Rodarios Charme prallte wirkungslos an ihm ab.
     
     
    Das Geborgene Land, das Zwergenreich des Zweiten, Beroїn, im Herbst des 6234sten Sonnenzyklus
     
    » D ein Reich gehört uns, Gundrabur«, sagte der Alb, der neben dem Bett des Großkönigs stand. Schwärze umspielte ihn und machte ihn beinahe unsichtbar. »Wir nehmen es uns einfach – so wie wir uns schon das Reich der Fünften nahmen.«
    »Und du wirst nichts dagegen tun können.« Ein zweites Albgesicht tauchte aus der Finsternis des Zimmers auf und schaute ihn an. Schwarz tätowierte Symbole, die seine fahle Haut noch mehr betonten, prangten in seinem Gesicht und verliehen ihm ein Furcht einflößendes Äußeres. »Du wirst tot sein und in der ewigen Schmiede bei deinem Gott Vraccas sitzen und jammern.«
    »Man wird dich vergessen, du schwächlicher alter Zwerg«, prophezeite ihm ein Dritter, der lautlos aus der Dunkelheit erschienen war und nun zu seinen Füßen stand. »Du bist der Großkönig, der in seinen letzten Tagen vieles

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