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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lot-Ionan sich gern gedrückt. »Ich habe den Beutel vergessen«, gestand er. »Wenn meine Famuli nach Porista kommen, wirst du sie erhalten.«
    Nudin grinste. »Immerhin, du hast sie gefunden. Keine Sorge, es eilt nicht. Das Tote Land hat Vorrang.«
    »Ich habe noch daran gedacht, in den Schrank meines Arbeitszimmers zu sehen und sie zusammenzupacken, aber die Unterredung mit dir hat mich so aufgewühlt, dass ich alles stehen und liegen ließ«, ärgerte er sich.
    Der Herr über Lios Nudin klopfte ihm auf die Schulter. »Lass es gut sein.« Er wankte leicht. »Und nun entschuldige mich. Ich muss mich ein wenig hinlegen«, verabschiedete er sich und schritt zum Ausgang. Sein weites Gewand rauschte leise, und das Ende seines Stabes prallte in regelmäßiger Folge hart auf den Boden.
    »Geh zu Sabora!«, rief Lot-Ionan ihm hinterher.
    Nachdenklich schaute er aus dem Fenster über die geschmackvoll angelegten Gärten des Palastes und die Dächer der Stadt und hob seinen Blick zum Horizont, wo das Grün der Felder und das Blau des Himmels zu einer Linie verschmolzen. Man erkannte von hier aus keinen Unterschied, doch es war da, das Tote Land, nur wenige Meilen von hier.
    Nach einer Weile spürte er eine sanfte Hand auf seiner Schulter, roch einen lange nicht mehr wahr genommenen Duft, und sein altes Herz schlug schneller. Er hob die Rechte und legte sie auf die Hand auf seiner Schulter. »Meine liebe Freundin«, sagte er und wandte sich zu Sabora um.
    »Mein lieber Freund«, antwortete sie und strahlte ihn an.
    Über den Anblick Saboras freute er sich jedes Mal von neuem. Sie hielt es mit dem Alter wie er, sie bekannten sich beide dazu. Es beruhigte ihn ungemein, nicht der einzige faltige Greis unter so vielen jungen Gesichtern zu sein.
    Er war nicht eitel, doch bei den Zusammenkünften kam er sich stets doppelt so alt vor. Andôkai sah mit ihren einhundertfünfzig Zyklen aus wie dreißig, Maira trotz ihrer dreihundert Zyklen wie eine Fünfzigjährige, und Turgur manipulierte sein Erscheinungsbild ohnehin und bewahrte sich die äußere Fassade eines stattlichen Mannes von vierzig.
    Sabora kannte seine Gedanken. »Sie werden auch älter, Lot-Ionan, gräme dich nicht«, sagte sie tröstend, und die beiden umarmten sich lange.
    »Was macht deine Kunst?«, fragte sie schließlich.
    »Ich arbeite eifrig daran, aber mein Gehilfe hat mir eine wertvolle Formel ruiniert, ehe ich dazu kam, sie anzuwenden«, berichtete er. »Bald wird es mir gelingen, Magie in Dingen und Menschen sichtbar zu machen, was uns in der Erforschung wesentlich weiter bringen wird. Und du? Sind deine Heilkräfte bald so weit gediehen, dass du sämtliche Krankheiten besiegen kannst?«
    Sabora hakte sich bei ihm unter. Gemeinsam schlenderten sie die Arkaden entlang. »Einfache Verletzungen bedeuteten schon lange keine Herausforderung mehr für mich. Derzeit kümmere ich mich darum, die Pest auszumerzen«, berichtete sie. »Und das mit beachtlichem Erfolg. Aber es kommen immer noch genügend Menschen zu mir, die an rätselhaften Erkrankungen leiden. Die Götter denken sich täglich neue Plagen aus.«
    »Du wirst es schaffen, dass die Menschen eines Tages ohne Beschwerden leben«, sprach er ihr Mut zu. »Hat Nudin schon mit dir geredet? Er sieht schrecklich aus.«
    Die Maga schüttelte das Haupt. »Nein. Er ging an mir vorüber, ohne etwas zu sagen.« Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. »Aber gegen sein Übergewicht bin ich machtlos. Turgur ist derjenige, der seinen Leib und sein Gesicht durch die Magie nachträglich modelliert hat.«
    »Er muss seinem Ziel näher gerückt sein, seine Wohlgestaltetheit im Alter nicht zu verlieren. Ich hatte ihn mit mehr Unebenheiten und Falten im Gesicht in Erinnerung.«
    Sie machten in einem der vielen Gärten Halt und setzten sich.
    Die Frau lehnte sich an Lot-Ionan. »Es ist erstaunlich«, sagte sie leise. »Wir haben alle so unterschiedliche Ziele und sind uns dennoch einig.«
    »Hast du geglaubt, dass Maira als Älteste von uns etwas dagegen haben würde? Sie kennt die Auswirkungen des Toten Landes genau und versammelt die edelsten, reinsten Geschöpfe in ihren Wäldern, um ihnen eine sichere Bleibe vor den Orks zu bieten.«
    »Ja, ich habe gehört, dass sich die letzten Einhörner in ihrem Reich versammeln. Dort sind sie vor den Bestien geschützt«, stimmte sie zu. »Wir sind auf dem besten Weg, dass es bald im ganzen Geborgenen Land wieder so sicher wie vor elfhundert Zyklen sein wird. Es wird auch

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