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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seinem Inneren einschließen, oder aber Gorén öffnete ihm die Tür zu seiner Behausung.
    Er wartete nicht lange. Kurz entschlossen sammelte er seine Sachen ein und hing sich den Beutel mit den Artefakten über den Rücken, um forsch in den Gang zu treten.
    Er war erst wenige Schritte gegangen, als eine weitere Erschütterung durch den Tafelberg lief. Das steinerne Eingangstor schob sich unaufhaltsam vor den Nachthimmel. Die Sterne über dem Geborgenen Land blinkten dem Zwerg zum Abschied zu, dann saß er im Schwarzjoch gefangen.
     
     
     
     
     
     
     
    Das Geborgene Land, das Zauberreich Lios Nudin
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Frühsommer
     
    D ie majestätische Palastanlage wuchs weiß leuchtend in den stahlblauen Himmel; sandfarbene Türme erhoben sich über die Kuppeldächer und erstrahlten in der warmen Sonne. Ihr selbstbewusstes Blinken und ihre erhabene Größe wiesen den Reisenden auf fünfzig Meilen Entfernung den Weg; nur ein Blinder konnte Porista verfehlen, die Hauptstadt des Zauberreiches Lios Nudin.
    Lot-Ionan freute sich über den Anblick und das bevorstehende Wiedersehen mit den anderen, auch wenn ihn der Anlass der Zusammenkunft in Unruhe versetzte. Er zügelte Furo und ritt gemessen durch das Tor in die Stadt. Der Hengst schnaubte aufsässig, weil er lieber laufen und den Wind in der Mähne spüren wollte.
    Aus alter Tradition heraus tagte der Rat der Magi in diesem Prachtbau. So hielten es die Zauberkundigen seit mehr als zweitausend Sonnenzyklen. Die Gründe dafür waren verschiedener Natur. Zum einen lag die Stätte im Zentrum des Geborgenen Landes, zum anderen hatte Lios Nudin nicht umsonst die Umrisse eines menschlichen Herzens. Die Magiefelder, die in den fünf Zauberreichen auftraten, schienen hier ihren Ursprung zu nehmen; ähnlich einer Quelle speiste Lios Nudin die Reiche Ionandar, Turguria, Saborien, Oremaira und Brandôkai mit der Zaubermacht.
    Der Magus lachte und streichelte den Hals des unzufriedenen Fuchshengstes.»Du wirst auf dem Nachhauseweg genügend laufen dürfen«, versprach er ihm und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Treiben rings um ihn herum.
    Poristas Mauern boten vierzigtausend Menschen Schutz und Unterkunft. Da die Stadt in der Ebene der Gräser lag, die sich über hunderte von Meilen erstreckte, gingen die Bewohner einfacher Landwirtschaft und Viehzucht nach, und davon ließ es sich gut leben. Die Qualität ihrer Erzeugnisse konnte es beinahe mit der Tabaîns aufnehmen, das im Nordwesten des Geborgenen Landes lag und auch Ährenebene genannt wurde.
    Lot-Ionan lenkte Furo durch die Straßen der geschäftigen Stadt. Immer wieder musste er Karren und Wagen ausweichen und darauf achten, keine Passanten unter die Hufe zu bekommen. Schon bald sehnte er sich die Abgeschiedenheit des Stollens herbei.
    Endlich stand er vor dem Portal des Palasts, in den einfache Menschen nur auf Einladung des Rates gelangten. Tollkühne, die versuchten, ungesehen über die Mauern zu klettern, hielt eine unsichtbare Sperre auf; wie Fliegen auf Leimruten klebten sie an der Wand, bis sie verhungerten und verdursteten. Erst wenn von ihnen nichts mehr außer den Knochen übrig war, gab die Fessel sie frei. Die Magi kannten bei diesem Vergehen keine Gnade, denn im Palast hatte niemand außer den Sechs und ihrem Gefolge etwas zu suchen.
    Lot-Ionan rief die Formel, um die Torflügel zu öffnen. Von unsichtbaren Kräften bewegt, schwangen sie zurück und gewährten ihm den Zutritt.
    Vor der breiten Freitreppe aus chamoisfarbenem Marmor hieß er den Hengst anhalten und rutschte aus dem Sattel. Sein Weg führte ihn über die breiten Stufen und durch lichtdurchflutete Arkadengänge, deren Böden mit kunstvollen Mosaiken gestaltet waren. Die weißen Säulen leiteten das Licht, das durch die halbkugelförmigen Glasdächer fiel, geschickt um und hoben die akkurat gesetzte Farbvielfalt hervor. Der Gang erstreckte sich bis zur Beratungshalle, hinter deren Türen er erwartet wurde. Auf ein magisches Wort hin gaben sie den Durchlass frei.
    Da saßen sie, am mächtigen runden Malachittisch vereint: Nudin der Wissbegierige, Turgur der Schöne, Sabora die Schweigsame, Maira die Hüterin und Andôkai die Stürmische.
    Sie gehörten zu den mächtigen Sechs, die über geradezu unvorstellbare Kräfte verfügten. Jeder von ihnen strebte mithilfe der Magie nach dem Erreichen eines selbst gesteckten Ziels. Die sieben weltlichen Königinnen und Könige des Geborgenen Landes zu stürzen und die Länder zu

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