Die Zwerge
Porista, daher trabte er in diese Richtung los.
Bald entdeckte er einen hölzernen, bunten Wohnwagen, der schräg neben dem Weg stand. Auf den Wänden prangten aufgemalte Scheren, Messer, Beile und Äxte, die Zugtiere waren ausgespannt, das Gefährt hastig abgestellt worden.
»Ho?« Die Tür am Heck schloss nicht richtig und gewährte einen schmalen Einblick in das finstere Wageninnere. Das erschien ihm dubios. »Seid Ihr wohlauf?«
Vorsichtshalber griff er nach seiner Axt. Womöglich war der Besitzer des Wagens Opfer von Orks geworden, und die Plattnasen hielten sich immer noch in der Nähe auf. Wo stecken Boїndil und Bo ëndal?
»Hallo?«, rief er nochmals und betrat die schmale, zweistufige Holzleiter, die zum Eingang führte. Er schob die Tür mit dem Axtkopf auf und blickte in eine kleine Werkstatt. Die Schubladen waren herausgezogen, die Türen der Spinde geöffnet, in der hinteren Ecke der Gefährtes sah er zwei Schuhe unter einem Schrank hervorschauen.
Tungdil betrat den Wohnwagen. »Sprecht mit mir. Ich will Euch nichts Böses.« Es roch metallisch, süß. Blut. Er ahnte, dass wer auch immer vor ihm lag, nicht mehr unter den Lebenden weilte. Nun war er sich sicher: Die Götter verfluchten seine Wanderung, anders ließen sich die ständigen furchtbaren Geschehnisse um ihn herum nicht erklären.
Er verstaute seine Waffe im Gürtel, seine Hände berührten die Stiefelsohlen und rüttelten an ihnen. »Seid Ihr verletzt?« Weil keine Reaktion erfolgte, stemmte er den Schrank in die Höhe, um den Eingeklemmten zu befreien. Da bemerkte er, dass es sich um den Körper eines Zwerges handelte, und zwar nur um den Körper. Unbekannte hatten ihm den Kopf abgetrennt, vom Schädel fehlte jede Spur, die Wundränder am Hals schimmerten noch feucht und waren kaum getrocknet. Die Mordtat musste sich vor nicht allzu langer Zeit ereignet haben.
»Was, bei Vraccas, geht hier vor?« In seinem Schrecken glitt ihm der Schrank aus den Händen und fiel auf die Leiche. Tungdil wich zurück und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er bedauerte den fahrenden Zwerg, der mit seiner rollenden Schmiede das Opfer von brutalen Verbrechern geworden war. Die Gier der Menschen nach Gold und Münzen hatte sein Schicksal besiegelt.
Ich sollte ihn nicht so liegen lassen, sagte er sich, packte die Füße und zerrte den Leichnam unter dem Schrank hervor, als etwas klirrend auf die Holzdielen fiel.
»Nanu?« Er betrachtete den Gegenstand genauer. Es war ein blutbesudelter Dolch, und wenn ihn das Zwielicht nicht zu sehr trog, handelte es sich um die Waffe des Söldners, dem er vor Wochen auf dem Gehöft das Pferd beschlagen hatte.
Tungdil hörte Hufgetrappel. Vorsichtig lugte er aus dem schmalen Fenster, einen derben zwergischen Fluch auf den Lippen. Fünf Gerüstete erreichten soeben den Wohnwagen, also blieb er stehen und presste sich hinter die Tür gegen das Holz. Gegen die erfahrenen Kämpfer würde er zweifellos als Verlierer dastehen, daher musste er sich verbergen, wollte er überleben. Noch fühlte er sich nicht bereit, gegen eine Übermacht zu bestehen, wie es Boїndil und Boëndal spielerisch gelang.
Schwere Schritte näherten sich dem Gefährt, Stiefel betraten die knarrende Leiter, der Wagen wippte, dann schob sich ein Schatten vor das Licht, das durch den Eingang fiel.
Der Zwerg packte den Axtstiel mit beiden Händen.
Der Mann murmelte etwas und ging neben dem Toten in die Hocke. »Es war jemand hier«, rief er. »Der Kurze liegt anders da als vorher. Passt auf, dass mich niemand überrascht.« Er suchte nach seinem Messer. »Und versteckt den Honigtopf mit dem Kopf darin gut«, befahl er. »Ich möchte niemandem erklären, warum wir den hässlichen Schädel eines Unterirdischen darin aufbewahren.«
»Das ist doch einfach. Weil es Gold dafür gibt«, lachte einer seiner Kumpane von draußen rau.
»Das geht niemanden was an«, antwortete der Mörder. »Es ist schon schwierig genug, an die Kerlchen heranzukommen, da brauchen wir keine Nebenbuhler.« Er entdeckte den Dolch. »Da bist du ja.« Gründlich wischte er ihn an den Kleidern des Getöteten ab, verstaute ihn in der Scheide und erhob sich.
Seine Rüstung reflektierte den Sonnenschein, der durch das Seitenfenster hereinleuchtete, und der Strahl traf auf die Schneide von Tungdils Axt, die prompt aufblitzte. »Was …« Der Mörder drehte sich um.
Tungdil musste handeln, solange er durch die Überraschung noch einen Vorteil besaß. Er sprang nach vorn, stieß die
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