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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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nie wissen.«
    Peter nickte. » Augen überall, Major.«
    Greer gestattete sich sein seltenes Lächeln. » Ich muss gestehen, es gefällt mir, wie das klingt. Wer weiß? Vielleicht nehmen sie mich ja doch noch mal zurück.«
    Der Augenblick des Abschieds war da. Peter legte knirschend den Gang ein, und unter dem Dröhnen schwerer Motoren rollte der Konvoi durch das Tor hinaus. Im Rückspiegel sah Peter, wie die Gebäude des Homelands langsam hinter ihnen verschwanden und sich im winterlichen Weiß auflösten.
    » Ich bin sicher, sie ist irgendwo, Peter«, sagte Hollis.
    Peter fragte sich, wen er meinte.
    Aus ihrem Versteck im Graben sah Alicia zu, wie der Konvoi wegfuhr. Tagelang hatte sie diesen Augenblick im Voraus durchlebt und versucht, sich darauf vorzubereiten. Was für ein Gefühl würde es sein? Aber sie wusste es nicht einmal jetzt. Endgültig, das war alles. Endgültig fühlte es sich an. Die Kolonne der Trucks fuhr im weiten Bogen um die Umzäunung der Stadt und dann weiter Richtung Süden. Lange schaute Alicia ihnen nach. Die Wagen wurden kleiner, und das Motorengeräusch verklang. Sie schaute immer noch, als sie schon verschwunden waren.
    Jetzt blieb nur noch eins zu tun.
    Sie hatte das Blut aus dem Krankenhaus mitgenommen, hatte den gluckernden Plastikbeutel unter dem Hemd versteckt, als Sara ihr den Rücken zuwandte. Schon da hatte es ihre ganze Entschlossenheit erfordert, nicht die Zähne hineinzuschlagen und Gesicht und Mund und Zunge in der süßen Flüssigkeit zu baden. Aber der Gedanke an Peter, Amy, Michael und die anderen hatte ihr die Kraft zum Warten gegeben.
    Sie hatte den Beutel im Schnee vergraben und die Stelle mit einem Stein markiert. Jetzt grub sie ihn aus, einen Block aus rotem Eis, der schwer in ihrer Hand lag. Soldier beobachtete sie vom Rand des Grabens aus. Alicia hätte ihn weggeschickt, aber natürlich ging er nicht; sie gehörten zueinander bis zum Schluss. Sie zündete ein knisterndes Reisigfeuer an, schmolz etwas Schnee in einem Topf, wartete, bis die Blasen aufstiegen, und senkte den Beutel ins dampfende Wasser– fast so, als brühe sie Tee auf, dachte sie. Nach und nach wurde der Inhalt dickflüssig. Als das Blut ganz aufgetaut war, nahm Alicia den Beutel aus dem Wasser, legte sich in den Schnee und schmiegte ihn wie ein warmes Kissen an die Brust. In der Plastikhülle lag eine aufgeschobene Bestimmung. Seit jenem Tag vor fünf Jahren, als der Viral sie auf dem Berg gebissen hatte, lag das Wissen um ihr Schicksal in ihr, und jetzt würde sie ihm ins Gesicht sehen. Ihm ins Gesicht sehen und sterben.
    Die Morgensonne stieg in den wolkenlosen Winterhimmel hinauf. Die Sonne. Alicia blinzelte im grellen Licht. Die Sonne, dachte sie. Meine Freundin, meine Feindin, meine Erlösung. Die Sonne würde sie fortschwemmen. Sie würde ihre Asche im Wind verstreuen. Tu es schnell, sagte Alicia zur Sonne, aber nicht zu schnell. Ich will fühlen, wie es aus mir herausfährt.
    Sie hob den Beutel an die Lippen, riss den Verschluss ab und trank.
    Als der Abend dämmerte, hatte der Konvoi sechzig Meilen zurückgelegt. Die Stadt hieß Grinnell. Sie sicherten den Umkreis und zogen sich in ein verlassenes Geschäft am Stadtrand zurück, in dem früher anscheinend Schuhe verkauft worden waren; zahllose Kartons standen in den Regalen. Es würde sich lohnen, hier eines Tages noch einmal vorbeizukommen. Jetzt aßen sie ihre Rationen, legten sich hin und schliefen.
    Das heißt, sie versuchten es. Es lag nicht an der Kälte– daran war Peter gewöhnt, und außerdem sorgten dreißig dicht beieinanderliegende Körper für Wärme. Er war einfach zu aufgedreht. Was im Stadion vorgefallen war, war so gewaltig gewesen, dass es nicht auf einmal verarbeitet werden konnte; noch drei Wochen später war die Erregung nicht restlos vergangen, und die Bilder des Geschehens flackerten durch seinen rastlosen Geist.
    Peter zog Parka und Stiefel an und ging hinaus. Sie hatten einen einzigen Wachtposten aufgestellt, der auf einem metallenen Klappstuhl saß, den sie aus dem Geschäft nach draußen gebracht hatten. Peter nahm dem Mann das Gewehr ab und schickte ihn ins Bett. Der Mond schien, und die Luft war wie Eis in seiner Lunge. Still stand er da und trank die harte Klarheit der Nacht in sich hinein. In den Tagen seit dem Aufstand hatte Peter sich immer wieder um ein Gefühl bemüht, das der Größe der Ereignisse entsprach– Glück, Triumph oder wenigstens Erleichterung–, aber er empfand nur Einsamkeit. Er dachte

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