Dienstags ist sie nie da - Roman
an einem der schlimmsten Tage ihres Lebens kennengelernt hatten.
Zwei
Als Katy sich in den schmuddeligen Spiegeln der Toilette des Pink Coconut sah, wusste sie sofort, dass diese Nacht eine Katastrophe war, die nur darauf wartete, über sie hereinzubrechen. Umgeben von den aufreizenden Körpern und dem frischem Teint der unter fünfundzwanzigjährigen Ausgeh-Freaks, wurde ihr klar, dass sie in ihrem Schulmädchen-Look absolut lächerlich aussah.
Wie, um Himmels willen, hatte es so weit kommen können, dachte sie wütend, als sie ihre verschmierten, aufgemalten Sommersprossen und die aufgelösten Zöpfe ansah, die sie mit pinkfarbenen Schleifen zusammengebunden hatte. Sie hatte akzeptiert, dass sie erhebliche Abstriche von ihren gewohnten Standards machen musste, um, nachdem ihre Freundinnen geheiratet hatten, weiterhin soziale Kontakte mit Singles pflegen zu können. Aber es war absolut unfair, dass sie sich derart erniedrigen musste. Anfangs war sie noch entsetzt, wenn eine Freundin nach der anderen die deprimierendsten Worte gemurmelt hatte, die eine Frau nur antworten konnte, wenn sie gefragt wurde, ob sie abends mit Bekannten einen draufmachen wolle: »Da muss ich David fragen.«
Oder noch schlimmer: »Nur, wenn Steve nichts dagegen hat.«
Oder absolut fürchterlich: »Nur, wenn Edward mitkommen kann.«
Katy hatte sich gewünscht, ihre Freundinnen buchstäblich zu schütteln, diese Frauen mit ihren traurigen Gesichtern, die um Vergebung heischten. Doch anstatt ihren Freundinnen beim Anstieg in die heimische Hölle zuzuschauen, hatte sie die Frauen sich selbst überlassen und traf sie nur noch zu seltenen Gelegenheiten; dann führten sie merkwürdig hölzerne Unterhaltungen, wobei sie weiter und weiter auseinanderdrifteten.
Irgendwie deprimiert über diese Veränderung bei ihren sozialen Kontakten, stellte Katy zudem fest, dass sie zu viel Zeit zur Verfügung hatte. Daher hatte sie sich in ihre Karriere gestürzt und nach neuen Verbündeten ohne eheliche Bindungen gesucht. Schließlich hatte sie sich mit erheblicher Anstrengung gezwungen, die Gesellschaft einiger Gymnastik-Häschen schätzen zu lernen, an die sie irgendwie bei einem bunten Abend in ihrem Studio Fitness Forever geraten war.
Sie hatte zu ihrer eigenen Überraschung festgestellt, dass sie ihre perfekten, mit Selbstbräuner getönten Körper, ihr frühlingsfrisches Make-up nach neunzig Minuten Step and Thrust -Workout und das endloses Gekicher, in das sie ausbrachen, sobald einer der muskulösen Personal Trainer in einem Umkreis von weniger als zehn Metern auftauchte, ertragen konnte. Sie vermutete, dass die Mädchen sie erst akzeptiert hatten, nachdem sie mitbekommen hatten, dass sie Account-Direktorin in der Werbebranche war – womöglich weil sie annahmen, dass Katy sie eines Tages zu einem Casting für Shampoo-Werbung einladen würde. Trotzdem, nach ein paar hochprozentigen Bombay Sapphires fand sie die Mädchen
sogar recht unterhaltsam, und mit Sicherheit war es ein Aufschwung im Vergleich zu der absoluten Demütigung, an einem Samstagabend allein zu Hause zu sitzen.
Das war allerdings, bevor die Sache irgendwie ausuferte. Die Fitness-Häschen hatten sich vor Aufregung beinahe in ihre Gymnastikanzüge gemacht, als ihr Lieblingsnachtclub entschied, eine Schuldisco-Nacht zu veranstalten. Katy war enttäuscht gewesen, hatte aber zögernd zugestimmt mitzugehen; schließlich lag es nicht jenseits aller Möglichkeiten, dass sie einen interessanten Typen kennenlernen könnte, selbst wenn er aussah wie der dicke, fette Billy Bunter.
An besagtem Abend kamen alle in ihre Wohnung am Fluss ein Stück vom Zentrum von Leeds entfernt – eine Wolke von Designer-Parfüm, eine Kakophonie unerträglich schrillen, mädchenhaften Gekreisches und das laute Klackern fünfzehn Zentimeter hoher Stilettos. Katy zuckte zusammen, als die Mädels hereinmarschierten. Ihr wurde bewusst, dass sie mit einer Ausrede wie »die Katze des Nachbarn ist gestorben« telefonisch hätte absagen sollen.
Innerhalb von Minuten lagen Strapse, Seidenstrümpfe, Make-up-Utensilien, Haarteile, falsche Wimpern, Haarglätter, Lockenwickler, Push-up-BHs, Dekolleté-BHs, Büstenhalter, die einen Brustansatz sehen ließen, der noch aus dem Weltall erkennbar war, und was man sich sonst noch so alles vorstellen konnte, quer über Katys Wohnung verstreut. Sie betrachtete ihren wundervollen Retro-Kaffeetisch aus den Zwanzigerjahren, den sie an einem Wochenende mit einem Typen namens Jonny
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