Dienstags ist sie nie da - Roman
die Eltern kennenzulernen. Er neckte sie mit ihrer hochgestochenen Welt der Werbung, und sie zog ihn damit auf, dass er Millionen von Ferienwochen im Jahr hatte und immer rechtzeitig zu Hause war, um Neighbours im Fernsehen anzusehen.
»Ohne Ansprüche, ohne Komplikationen und ohne Verpflichtung«, so hatte sie ihre vermeintliche Beziehung lachend einem amüsierten Daniel beschrieben. »Ich habe keine Ahnung, warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin, mich mit einem jüngeren Mann einzulassen«, fügte sie hinzu. »Er ist zu jung, um das Leben ernst zu nehmen, und deshalb haben wir Spaß. Und er ist nicht alt genug, um sesshaft werden zu wollen, also plane ich nicht dauernd, wie ich mich wieder verabschieden könnte. Es ist perfekt.«
Mit großer Erleichterung hatte sie ihre Treffen mit den Fitness-Häschen aufgegeben. Sie hatten angerufen und gebettelt, aber sie hatte sich herausgeredet. Somit hatte es seit einiger Zeit keine alkoholisierten Abende ohne Ben mehr gegeben, kein Herausgewinde nach Abenden mit Geknutsche oder noch mehr Herausgewinde nach einem One-Night-Stand.
»Scheiße! «, kreischte Katy plötzlich, setzte sich kerzengerade
auf und ließ den Kalender auf den Fußboden fallen. »Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!«, skandierte sie, als sie den Kalender wieder an sich riss.
»Bitte nicht. Wenn es dich gibt, lieber Gott, dann tu mir das bitte nicht an!«
Sie blätterte wieder zum Dezember zurück, und da standen, mit blauem Kugelschreiber hingekritzelt, zwei Wochen nach der Weihnachtsparty im Büro, die letzten Worte, die sie auf Erden lesen wollte: Dove Valley Schule – Schülertreffen – 20 Uhr .
Kate erschauderte, als sie sich an die Ereignisse rund um die Entdeckung ihrer Schwangerschaft erinnerte. Sie tat ihr Bestes, um ihren Verstand daran zu hindern, wieder durchzudrehen, jetzt, da sie nun endlich die Tür des Raumes erreicht hatten, in dem der Geburtsvorbereitungskurs stattfinden sollte.
Ben griff nach ihrer Hand. »Viel Glück, Partner«, sagte er und zwinkerte ihr zu.
Sie lächelte ihn dankbar an. Vielleicht würde ja doch noch alles in Ordnung kommen. Sie holte tief Luft und betrat den Raum.
Als Ben und Katy eintraten, drehten sich sieben erwartungsvolle Gesichter um und starrten die letzten beiden Teilnehmer an.
»Teufel noch mal, das darf ja nicht wahr sein! Kein Wunder, dass er nicht mehr beim Fußballtraining auftaucht! «, rief Ben aus und betrachtete einen jungen Burschen, der in einem Stuhl lümmelte.
Aber Katy hatte nichts gehört, da der Anblick von jemand anderem sie plötzlich nach Luft schnappen ließ und ihr die Beine den Gehorsam verweigerten. Wie konnte er
in diesem Kursraum sein? Er wohnte doch noch nicht mal in Leeds. Was verflucht war hier los? Sie griff nach einer Stuhllehne, um sich abzustützen. Plötzlich kam sie sich vor, als wäre sie in einem bizarren TV-Drama am Sonntagabend: Es waren erst alle zufrieden, wenn das Leben sämtlicher Beteiligten komplett ruiniert war.
»Die Leistung meiner U19-Mannschaft geht also komplett den Bach runter, weil mein bester Stürmer ein Mädchen geschwängert hat«, fuhr Ben fort, wobei er Katys Anspannung gar nicht bemerkte. »So ein Idiot. Schau ihn dir an. Er sollte auf dem Rasen sein und Elfmeter üben, anstatt hier mit einem Haufen alter, schwangerer Weiber herumzuhängen.«
Katy war zu verwirrt, um zu verstehen, was Ben da von sich gab. Sie registrierte gerade noch, dass sie auf die Gruppe zugingen, auf den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Sie wollte sich umdrehen und schnell davonrennen, aber es war ihr klar, dass sie nichts tun konnte, um dem Unausweichlichen zu entgehen. In diesem Moment blickte der letzte Mann, den sie auf Erden sehen wollte, auf, und sah sie an.
Matthew begann sofort zu lächeln, als er sie erkannte, doch sein Lächeln verschwand ebenso schnell, als er bemerkte, dass sie schwanger war.
Drei
Etwa acht Monate vorher
Der Tag war mies gewesen. Es hatte zwei nervtötende Stunden gedauert, nur um aus London herauszukommen, gefolgt von weiteren drei anstrengenden Stunden, um Leeds zu erreichen. Matthews Handy hatte ununterbrochen geklingelt. Klienten hatten angerufen, die Blut, Schweiß und Tränen, aber auch kleine Wunder von ihm erwarteten. Als Finanzberater zu arbeiten bedeutete nicht, einen Zauberstab zu schwenken und dann auf wundersame Weise einen Weg zu entdecken, damit man keinerlei Steuern zu zahlen brauchte; am liebsten hätte er sie alle angebrüllt. Er
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