Diese Lippen muss man küssen
Und schon gar nicht mit Brad Price, ihrem ewigen Rivalen – selbst wenn er der beste Küsser in Südwesttexas war.
2. KAPITEL
„Zeke, ist Sheila zu Hause?“, fragte Brad, kaum dass sein bester Freund das Telefon abgenommen hatte.
„Hallo, Brad! Wie geht’s dir?“ Zeke Travers war offensichtlich bestens gelaunt.
Brad rieb sich nervös den verspannten Nacken. „Im Moment nicht so gut.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Zeke lachte. „Hört sich so an, als schreie Sunnie das ganze Haus zusammen. Wo ist denn Juanita?“
„Verreist und …“
„Und nun bist du ganz allein mit Sunnie.“
„Ja, und sie hört nicht auf zu schreien.“ Immer noch konnte Brad nicht begreifen, dass so ein kleines Baby solch einen Riesenkrach machen konnte. Ein Wunder, dass die Hunde in Royal noch nicht in ihr Geheul eingestimmt hatten. „Ich hatte gehofft, dass Sheila vielleicht weiß, was mit der Kleinen los ist.“
„Tut mir leid, Brad. Sheila macht mit Abby Langley Einkäufe für die Weihnachtsparty nächste Woche. Für die Kinder, die mit ihren Müttern im Frauenhaus drüben in Somerset leben. Meinst du, Sunnie hat Hunger? Als Sheila damals für die Kleine gesorgt hat, fiel mir auf, dass sie sich sehr lautstark meldete, wenn sie ihre Flasche haben wollte.“
„Nein, das kann es nicht sein. Die Flasche hat sie erst vor kurzer Zeit bekommen. Bis vor zehn Minuten das Geschrei anfing, war auch alles in Ordnung.“ Brad seufzte schwer.
„Vielleicht braucht sie eine neue Windel?“
„Daran kann es auch nicht liegen. Ich habe sie gerade noch gewickelt.“ Mit sorgenvoller Miene näherte Brad sich dem Schwingstuhl, in dem Sunnie saß und aus Leibeskräften schrie. „Ich habe sie geschaukelt, habe sie mir über die Schulter gelegt und bin mit ihr hin und her gegangen. Aber sie lässt sich durch nichts beruhigen. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“
„Und ich weiß nicht, was ich dir raten soll. Moment mal …“ Zeke schwieg kurz. „Ich glaube, Abby ist gerade in die Einfahrt gefahren. Ich werde Sheila schnell erzählen, was bei dir los ist. Sie ruft dich dann gleich zurück.“
„Danke, Zeke. Mir fällt ein Stein vom Herzen.“ Brad beendete das Gespräch, warf das Handy auf die Couch und nahm Sunnie wieder hoch. Langsam ging er mit ihr im Zimmer auf und ab. Es passte ihm gar nicht, dass er bei Zeke hatte anrufen müssen. Zeke und Sheila waren frisch verheiratet und hatten sicher Besseres zu tun, als sich mit den Babyproblemen ihres Freundes zu beschäftigen. Aber er wusste einfach nicht, was er mit dem schreienden Kind anfangen sollte. „Beruhige dich doch, mein Mäuschen“, flüsterte er und klopfte ihr leicht auf den Rücken. „Gleich kommt Hilfe.“
Doch die Kleine schrie unentwegt und war inzwischen krebsrot im Gesicht. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Brad sich absolut hilflos. Und dabei war er doch vollkommen davon überzeugt gewesen, das Richtige zu tun, als er das Kind seines verstorbenen Bruders adoptiert hatte. Aber hatte er wirklich die Qualitäten, die ein Vater haben sollte? Das schreiende Bündel in seinen Armen ließ ihn daran zweifeln. Auch wenn er inzwischen wusste, wie er die Kleine füttern und wickeln musste, war er total aufgeschmissen, wenn es darum ging, sie zu beruhigen.
Warum rief Sheila denn nicht zurück? Das Gespräch mit Zeke war doch mindestens schon zehn Minuten her. Aber war das nicht eben die Türklingel gewesen? Bei Sunnies Geschrei war das nicht leicht zu hören. Es klingelte noch einmal. Das mussten Zeke und Sheila sein. „Gott sei Dank“, stieß Brad leise aus und lief zur Tür. „Ich finde es wirklich sehr nett von Euch …“, sagte er, während er die Tür aufriss.
Doch statt der beiden Travers stand Abigail Langley vor der Tür und lächelte ihn freundlich an.
Ausgerechnet Abby, wie peinlich! Wieder wurde sie Zeuge davon, dass er keine Ahnung hatte, wie mit einem Baby umzugehen war.
„Beruhige dich, Price.“ Ganz selbstverständlich trat sie an ihm vorbei in den Flur. „Ich weiß, du willst mich hier nicht haben. Und ich habe mich auch nicht danach gesehnt. Aber Sheila fühlt sich nicht gut und hat mich gebeten, bei dir vorbeizufahren.“
Offenbar hatte er seine Gefühle etwas zu deutlich gezeigt … wie unangenehm … Aber Abbys Hilfe ist besser als keine, dachte er erleichtert, als Sunnie wieder ein mächtiges Gebrüll anstimmte. Schnell schilderte er, was er alles unternommen hatte, um die Kleine zu beruhigen. „Aber nichts
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