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sie Schlösser, Herrenhäuser und Gutshöfe im süddeutschen Raum aufstöbert. Die frühere Journalistin hat sich als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht, und auch die Verbreitung dieses Geschäftsmodells – allein in München gibt es etwa ein Dutzend Dienstleisterinnen wie sie – zeigt, wie aus einem Familienfest eine Eventbranche wurde. Grove ist in Eile: Gleich nach unserem Gespräch im kleinen Frühstücksitaliener »Bar Centrale« ist sie im Fünf-Sterne-Hotel Mandarin Oriental zur Vorbereitung eines Banketts verabredet – viele ihrer Kunden sind gut betucht.
Zwölf Hochzeiten organisiert die Münchnerin derzeit parallel. »Wenn die Einladungen verschickt werden – bei Sommerhochzeiten im ersten Drittel des Jahres –, sind die meisten Entscheidungen für das Fest schon gefallen. Auf jeden Fall die der Hochzeitslocation: Am häufigsten wünschen sich Paare ein Schloss, das gut hergerichtet ist und am besten noch über einen Loungebereich verfügt«, sagt Melanie Grove. Je exquisiter der Ort, desto besser.
Die Hochzeitsplanerin hat alles im Angebot, wovon Bräute im Jahr 2012 träumen. Seifenblasen in Champagnerfläschchen-Form. Effektbrillen, mit denen man Herzchen sehen kann. Weiße Mandeln als Gastgeschenk. Darüber hinaus verfügt sie über eine Armada an Dienstleistern, die den vielleicht schönsten Tag im Leben zum definitiv teuersten machen: Solisten für die Kirche, Streichquartette für den Sektempfang, Bands, DJ s, Caterer, Einladungskartendesigner, Pyrotechniker, Floristen, Konditoren, Visagisten, Friseure, Fotografen. Und Pfarrer, die das Sakrament der Ehe auch unter Wasser oder auf einem Berggipfel spenden.
Weiße Tauben oder Herzluftballons waren übrigens gestern. Das neueste Must-have sind lebendige Schmetterlinge, die vom Brautpaar gen Himmel geschickt werden. (Es ist anzunehmen, dass dieser Trend in dem Moment nach Deutschland kam, als im Film »Bridesmaides« eine Hochzeitseinladung in einer Schachtel verschickt wurde, aus der beim Öffnen ein handflächengroßer Schmetterling flatterte.)
Sicher ist: Das Romantik-Accessoire Schmetterling gibt’s erst ab 200 Euro – und ab Temperaturen von 20 Grad, denn darunter fliegt der Kohlweißling, die dafür auserkorene Schmetterlingsart, nicht und verharrt in Schockstarre. Wie bitter muss das sein: Da hat man als Brautpaar einen kühlen Tag erwischt UND die teuren Tierchen bleiben symbolträchtig in ihrer Unfreiheit hocken!
Den Coup mit den Schmetterlingen hat Barbara auf den vielen Hochzeiten ihrer Freunde und Verwandten noch nicht gesehen, aber »sonst ungefähr alles, was man sich denken kann. Auch Feuerschlucker.« Diesen Sommer ist sie nur auf fünf Hochzeiten eingeladen. Vor zwei Jahren, 2010, waren es insgesamt acht – davon drei im Ausland.
»Wenn sich im Sommer eine Hochzeit an die andere reiht, drehen sich die Gespräche mit meinen Freundinnen fast nur darum, wer sich wie seine eigene Hochzeit ausmalt. Sogar die, die schon geheiratet haben, zählen dann auf, was sie wieder machen würden und was auf keinen Fall. ›Ich möchte unbedingt Herzluftballons‹, ›Eine Kutsche brauch ich nicht, dafür springt vielleicht ein Feuerwerk heraus.‹« Barbara bestätigt, was eine Wedding-Planerin aus Hamburg kürzlich der Zeitschrift NEON verriet: »Sogar toughe Geschäftsfrauen haben den Wunsch, einmal im Leben Prinzessin zu sein.«
Was für ein Geschäftsmodell: Hochzeitsplanerinnen wie Melanie Grove können auf eine nie endende, stetig nachwachsende Klientel zählen. Nicht nur Barbara, auch ich bekomme jedes Jahr aufs Neue Diamantringe unter die Nase gehalten, natürlich mit der dazugehörigen Geschichte garniert. Der ist von Tiffany’s / steckte im Dessert / stammt aus einer südafrikanischen Fair-Trade-Mine. Der Antrag erfolgte auf einer Dachterrasse in Paris / vor den Viktoria-Fällen / im Over-Water-Bungalow auf den Malediven. Drunter geht’s nicht.
Und ein Zurück zu bescheideneren Festen ist nicht zu erwarten: Die kostspielige Inszenierung des Jaworts ist zum Bestandteil des modernen Wohlstandsideals geworden. Hochzeiten sind Statussymbole, man belohnt sich damit zu heiraten – und streckt der Scheidungsstatistik die Zunge heraus. Psychologisch ist das nachvollziehbar: Was unsicherer geworden ist, wird stärker bekräftigt. Die Skepsis und Neugier, die aus den Gesichtern der Brautpaare auf alten Fotografien spricht, gibt es nicht mehr. Von den Dankeskarten der heutigen Paare strahlen Sieger ob des Erfolgs ihrer Liebe, die
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