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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Umstände
plötzlich weniger vorteilhaft?«
    Der Gegner, dessen
Kiefer gerade zerschmettert worden war, mochte das vielleicht gedacht haben.
Seine Augen waren zwar geöffnet, doch er schien eher am Morgenhimmel umherwirbelnde
Sterne zu zählen, als die Umstände bedenken zu wollen.
    Aus der ständig
anwachsenden Menge der Zuschauer ertönte Beifallsgeschrei.
    Viscount Ravensberg
wirkte ohne Hemd weitaus vorteilhafter als mit Hemd. Als Gentleman mittlerer
Größe, schmal und graziös, schien er den drei Schurken, die vor wenigen Minuten
verächtlich und einfältig grinsend auf ihn losgegangen waren, zweifellos ein
leichtes Ziel. Aber die schlanken Beine, die in einer vornehmen ledernen
Reithose und hohen Stiefeln steckten, erwiesen sich nun, wo er aus dem Sattel
gestiegen war, als beeindruckend muskulös. Und seine nackte Brust, Schultern
und Arme waren die eines Mannes, der seinen Körper in jeder Weise trainiert und
geschliffen hatte. Die weißen Spuren zahlreicher Narben an Unterarmen, Brust
und entlang der linken Unterseite seines Kiefers verrieten, anders als seine
Kleidung, dass er Soldat gewesen war.
    »Eine grässliche
Sprache für einen öffentlichen Ort«, bemerkte der Marquis verächtlich. »Und
eine unziemliche Zurschaustellung von Haut. Und das alles wegen einer
Milchmagd, sagt Ihr? Ravensberg macht seinem Namen Schande. Es tut mir leid für
seinen Vater.«
    Aber niemand, nicht
einmal Mr. Rush, an den diese Bemerkungen gerichtet waren, beachtete ihn. Zwei
der Schurken, die sich damit hatten amüsieren wollen, einer Milchmagd ohne
Begleitung gegen ihren Willen im Park Küsse abzuschmeicheln, griffen den
Viscount nun abwechselnd an, der sie lachend jedes Mal, wenn sie in Reichweite
gelangten, mit Fausthieben abwehrte. Diejenigen, die ihn kannten, waren sich
sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er fast jeden Tag mehrere Stunden in
Jacksons Boxhalle verbrachte, wo er mit Partnern übte, die ihm in Größe und
Gewicht weit überlegen waren.
    »Früher oder
später«, sagte er im Plauderton, »werdet ihr eure beiden halben Gehirne zu
einem zusammenschließen und begreifen, dass ihr eine weitaus bessere Chance
gegen mich hättet, wenn ihr mich gleichzeitig angreifen würdet.«
    »Dies ist kein
Anblick für Ladys«, sagte der Marquis streng. »Die Duchess of Portfrey geht
gerade mit ihrer Nichte vorüber.«
    Bei Nennung des
Namens der Duchess löste sich ein Gentleman hastig - und vielleicht
widerwillig - aus der Menge; sonst jedoch wurde die missbilligende Stimme
seiner Lordschaft weitgehend von enthusiastischen Rufen übertönt, als die
beiden Angreifer Ravensbergs Rat befolgten und ihn gemeinsam angriffen,
woraufhin er die Arme ausstreckte und ihre Köpfe zusammenschlug. Als seien ihre
vier Beine auf einen Schlag zu Brei geworden, gingen sie zu Boden und blieben
liegen.
    »Bravo,
Ravensberg«, rief jemand über den Chor aus Pfiffen und jubel hinweg.
    »Der verdammte Kerl
hat mir den Kiefer gebrochen«, beschwerte sich der junge Mann, der sein Kinn
mit beiden Händen umklammerte und sich über den Rasen beugte, um Blut und
mindestens einen Zahn ins Gras zu spucken. Er zählte keine Sterne mehr, schien
den Kampf aber auch nicht wiederaufnehmen zu wollen.
    Der Viscount lachte
erneut, während er sich die Hände an der Hose abwischte. »Bei Zeus, das war zu
einfach. ich hätte mir von den drei vorzüglichsten Arbeitern von London in der
Tat bessere Unterhaltung erhofft. Sie haben es mir kaum gelohnt, dass ich vom
Pferd gestiegen bin, und waren es gewiss nicht wert, mich für sie zu entblößen.
Wären sie auf der Pyrenäenhalbinsel in meinem Regiment gewesen, hätte ich sie,
zum Donner, an die vorderste Front geschickt, um wertvolleren Männern hinter
ihnen Deckung zu geben.«
    Aber der Morgen
hatte noch einen weiteren interessanten Zwischenfall zu bieten - sowohl
für Ravensberg als auch für die jubelnden Zuschauer. Die Milchmagd, die
unabsichtlich der Grund für das Spektakel gewesen war, lief über das Gras auf
ihn zu - die Menge teilte sich zuvorkommend, um sie hindurchzulassen -
und warf sich ihm an die Brust.
    »Oh, ich danke
Euch, ich danke Euch, Euer Hochwürden«, rief sie inbrünstig, »dass Ihr die
Tugend eines Mädchens gerettet habt. Ich bin ein gutes Mädchen, das bin ich,
und sie hätt'n mir einen Kuss oder vielleich' mehr gestohl'n, wenn ihr nich'
zufällig vorbeigekommen wärt, um mich zu retten. Aber ich werd' Euch küssen,
das werd' ich. Sozusagen als Belohnung, weil Ihr es verdient habt un'

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