"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
dass ich noch motivierter war als sonst. Denn es sollte auf dem Platz eine Antwort auf den unschönen Abgang beim Kiez-Klub werden. Wir gewannen 2:1, ich machte das 2:0 und viel wichtiger als meine persönliche Abrechnung war die Tatsache, dass wir mit diesem Sieg den Aufstieg quasi in der Tasche hatten. Bei drei ausstehenden Spielen war der Vorsprung auf den Tabellenvierten Düsseldorf auf zehn Punkte angewachsen und die Fortuna musste am folgenden Montag nach Dresden. Nur bei einem Sieg konnte sie uns noch mal gefährlich werden, bei einer Niederlage würden wir neun Punkte vor dem Dritten Paderborn liegen. Und unser Torverhältnis war wesentlich besser. Das hieß im Klartext: Zwar musste man noch auf die Feierbremse treten, aber heimlich wurde schon mal angestoßen.
Anlässlich des großen Tags hatte sich die komplette Mannschaft an jenem Montag im Vip-Raum des Fürther Stadions versammelt, der Trainer war mit dem Manager nach Dresden gefahren, um das Spiel im Stadion zu erleben. So ist Buyo – pflichtbewusst bis zum Letzten, da wir später noch gegen die Fortuna spielen mussten. Aber trotz der »Arbeit« war natürlich das Ergebnis entscheidend. Und die Dresdner taten uns den Gefallen und schlugen die Fortuna mit 2:1. Wir waren tatsächlich in der ersten Liga!
Während sich Trainer und Manager auf den langen Weg von Dresden nach Fürth begaben, brach bei uns die Hölle los. Vom Jahrhunderttraum, der in Erfüllung gegangen sei, sprach der Bürgermeister. Tausende von Fans machten mit uns die Gustavstraße, die sogenannte Feiermeile, unsicher. Die Fans skandierten »Nie mehr zweite Liga!«, Raketen stiegen in die Luft, es war ein Freudentanz in Grün und Weiß. Eine tolle Party, umso schöner, weil sie ein Stück weit spontan war. Kurz nach Mitternacht stießen der Trainer und der Manager zu uns und feierten mit bis zum frühen Morgen. Stephan Schröck versprach sogar so lange zu trinken, bis er sich an keine Trainingslehre mehr erinnern könnte. Wir alle folgten ihm. Es dämmerte schon, als Mike Büskens und ich uns nochmals zuprosteten. Eines stand fest: Es war einer der schönsten Tage unseres Lebens. Seine Idee, seine Ziele hatte er perfekt umgesetzt und ich durfte ein Teil davon sein – und war stolz wie Oskar. Ich erinnere mich noch an seine Worte: »So viele haben gemeint, die wollen nicht, die können nicht. Und jetzt haben wir es denen allen gezeigt!« Und ich, der alte DJ, habe ab und an die Musik dazu aufgelegt!
Auch die offizielle Feier nach dem letzten Heimspiel gegen Düsseldorf war eine Überraschung. »Da werden sicher ein paar Tausend kommen!«, sagten die meisten Spieler voller Erwartung. Nach dem 1:1 fuhren wir vom Stadion durch die Stadt zum Rathaus. Unfassbar, wie viele Menschen im Freudentaumel unterwegs waren. Als wir am 29. April 2012 um 19.00 Uhr den Balkon betraten, haute es uns tatsächlich um. Über 20 000 Fans waren gekommen, um uns zu feiern, und vielleicht dachten sie insgeheim schon an die kommende Saison in der ersten Liga. Da kann eigentlich nichts schiefgehen. Denn es hatte an diesem Tag sogar einen Gottesdienst für die Kleeblätter gegeben. Dort wurde um göttlichen Beistand für die neue Saison gebeten. Nicht wenige hatten dabei Tränen in den Augen.
Unerschütterlich – was mich stark macht
Ich glaube daran
Tränen in den Augen – das habe ich auch manchmal in der Kirche. Denn wenn ich mein Leben betrachte, muss ich sagen, dass ich meistens auf der Sonnenseite stand. Selbst bei vermeintlichen Rückschlägen wie zum Beispiel dem Abstieg mit St. Pauli habe ich die positive Sicht der Dinge nicht vergessen. Denn der Mensch kann aus solchen Situationen lernen und erkennen, wo die eigenen Fehler liegen. Der Glaube daran, dass man Dinge beeinflussen kann, der Glaube an die eigene Stärke bestärkt mich darin, dass da jemand ist, der wiederum an mich glaubt, der mein Leben steuert und plant. Gott ist für mich diese Navigation.
Ich bin christlich erzogen, in Ghana hat der Glaube einen hohen Stellenwert. Der Sonntag gehörte dem Prediger, dem Gottesdienst. Dort habe ich gelernt, auf Gott zu vertrauen, mich bei allem, was ich tue, auf ihn zu verlassen. Er ist meine Sicherheit und mein Anker. Ich hänge das nicht an die große Glocke, vieles läuft für Fremde eher versteckt ab. Aber ich bete viel, auch vor den Spielen, und habe gelernt, um Beistand zu bitten. Manchmal frage ich nach dem Sinn dessen, was Gott für mich vorgesehen hat. Doch alles hat seine Botschaft. Geht eine
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