"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
möglich gewesen war, kümmerte mich um mein Hotel in Ghana und hielt mich mit einem personal trainer fit. Es kamen Angebote aus dem Ausland, unter anderem aus England. Aber ich wollte unbedingt die bestmögliche Lösung. Und blieb ruhig. Meine Frau und meine Kinder genossen das Leben mit mir, wobei Linda schon manchmal die eine oder andere Bemerkung machte, wenn ich zu lange auf der Couch herumlümmelte. »Gerald, das passt nicht zu dir, du solltest wieder spielen«, war ihre eindeutige Botschaft. Und sie hatte sicher recht. Denn es fehlte irgendetwas. Zeit zum Chillen würde es noch genug in meinem Leben geben.
Ich wurde langsam ungeduldig, alle bisher eingegangenen Angebote entsprachen nicht meinen Vorstellungen. Dabei ging es weniger um das Geld als um die Ziele, die ich mit ihnen verband. Einfach irgendwo spielen wäre kein Problem gewesen, aber das wollte ich nicht. Ich hoffte, es würde den optimalen Weg für mich geben. Duisburg und Bochum klopften an. Ruhrgebietsklubs, auch noch in der Nähe, aber mich schreckte die zweite Liga. Und welche Perspektiven hatten diese Teams? Die Zeit verging. Tag um Tag, Woche um Woche. Um nicht völlig aus der Form zu kommen, hielt ich mich beim VfB Hüls fit, ein Verein quasi um die Ecke meines Wohnorts, bei dem mein ehemaliger Schalker Kollege Olaf Thon als Trainer tätig war. Sicher, ich wollte nie in der NRW-Liga spielen, doch das Training mit anderen Fußballern bereitete mir Spaß und brachte mich auch auf andere Gedanken. Denn das Schlimmste waren die ständigen Fragen: »Was ist los?«, »Was machst du?«, »Wohin gehst du?«. Alle machten sich Sorgen und ich hatte keine Antwort.
Ich werde Fürther
Über meinen Berater verhandelte ich, wie gesagt, auch mit dem MSV Duisburg und dem VfL Bochum. Die Gespräche fanden zu einem traurigen Zeitpunkt statt. Die Mutter meines Vaters war gestorben und ich unterwegs nach Ghana. Die Beerdigung ging mir sehr nahe, denn die Familie bedeutet mir alles.
Plötzlich ging das Telefon und mein alter Teamkollege Mike Büskens war dran. Ich dachte erst, er wollte nur fragen, wie es mir ging. Aber er hatte nicht nur das im Sinne: »Kannst du dir vorstellen, für uns in Fürth zu spielen?«, platzte es schließlich aus ihm heraus. Ich war nicht so recht im Thema und hatte gerade nicht parat, wo Fürth in der Tabelle stand, doch ich schlug ihm ein Treffen vor. Der Verein schien es ernst zu meinen, denn auch der Präsident meldete sich sodann bei mir. Auch er versuchte mir die »Unaufsteigbaren« schmackhaft zu machen.
Das war schon eine tolle Geschichte mit diesem Verein. Er war so oft in den letzten Jahren am Aufstieg gescheitert, dass dieser Makel schon fast zur Marke gehörte. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: »Ist doch klar, dass wir das wieder nicht schaffen, so wie sonst auch immer!« Aber diesmal stand Fürth an der Tabellenspitze, hatte ein tolles junges Team und spielte einen begeisternden Fußball, diesmal sollte es klappen.
Als ich mich mit Mike Büskens in einer Eisdiele in Gelsenkirchen traf, war das natürlich auch das Gesprächsthema. Mike oder besser »Buyo«, wie er aus seiner Schalker Zeit heißt, wollte ebendiesen Teufelskreis unterbrechen. Es ging bereits in die Rückrunde, also dem Endspurt und dem Ziel entgegen. Alles wollte er dafür tun, dass der Pessimismus keine Chance bekam. Er hatte ein klares Ziel, eine Vision und mich damit eigentlich sofort gefangen. Denn für mich hatte er eine perfekte Rolle vorgesehen. Ich sollte der Mannschaft mit meiner spielerischen Erfahrung helfen und womöglich auch mental etwas bewegen können. Denn die Mentalität ist gerade in der Endphase der Saison extrem wichtig. Fokussiert bleiben, optimistisch sein, an die eigenen Stärken glauben. Da kommt es auf Kleinigkeiten an, man muss den Druck kennen und ihn vor allem auch aushalten. Kurz und gut, Buyo lieferte eine optimale Stellenbeschreibung für mich! Und so ging ich das Wagnis Fürth ein und hatte das Gefühl, dass ich den für mich besten Weg einschlug.
Die Erwartungen, die an mich gestellt wurden, waren hoch, als ich in Fürth ankam. Natürlich hatte der Trainer mir bescheinigt, ich sei in einem vernünftigen Zustand, aber wie fit ich wirklich war, würde sich erst auf dem Platz zeigen. Außerdem: Wie würden die jungen Spieler reagieren? Freuten sie sich auf den alten Sack oder waren sie skeptisch und stellten sich die Frage, ob ich meinen Zenit nicht schon überschritten habe.
Eines spürte ich im Umgang mit
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