"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Schalker auf St. Pauli im Jahr zuvor hatte ich am darauffolgenden Morgen zu einem Treffen in meinem Café eingeladen – eine willkommene Gelegenheit, ein Wiedersehen mit vielen Freunden auch aus der Geschäftsstelle zu feiern. Es wurde ein netter Vormittag, aber als ich mich mit dem Manager unterhielt, fiel mir auf, wie sprunghaft er in seinen Gedanken war und dass er sich wirklich nicht gut konzentrieren konnte. Er wirkte anders als der einst so souveräne Mann, der alles überblicken konnte. Als seine Frau ihn zum Aufbruch aufforderte, fragte er sie, wie lange sie denn fahren würden. »Drei Stunden«, antwortete sie, woraufhin er entgegnete: »Wieso, es sind doch nur zehn Minuten!« Er glaubte, er sei in der Arena.
Danach sah ich ihn bei einem Treffen, um das mich seine Ärzte gebeten hatten. Man wollte sein Gedächtnis aktivieren und durch Gespräche mit vertrauten Personen seine Erinnerungen wecken. Das funktionierte gut, wir lachten sogar über einige Dinge. Er machte einen sehr wachen Eindruck. Allerdings war das nicht der Normalfall. Deshalb fehlte er auch, als am 3. Juni 2012 die Mitglieder des Vereins auf der Jahreshauptversammlung darüber entscheiden sollten, ob er und auch ich in die Schalker Ehrenkabine aufgenommen würden. Dieser königsblauen Ruhmeshalle gehörten bis zu jenem Tag 26 Personen an, darunter ehemalige Spieler wie Ernst Kuzorra, Klaus Fischer, Olaf Thon, Reinhard »Stan« Libuda oder Rolf Rüssmann. Auch Huub Stevens und der legendäre Mannschaftsbetreuer Charly Neumann waren Mitglieder. Wir würden also in beeindruckender Gesellschaft sein. Einstimmig votierten die Fans für Assauers und meine Aufnahme – und plötzlich fand ich mich am Rednerpult wieder. Ich hatte nichts vorbereitet, aber es sprudelte an diesem Tag nur so aus mir heraus. Denn ich war dankbar, dass mich der Verein damals so aufgenommen hatte, wie ich war. Er hatte mich akzeptiert, auch wenn andere mehr Talent hatten. Doch ich habe mich reingehängt und das Ergebnis kann nicht so schlecht gewesen sein, wenn die Fans der Meinung waren, dass ich damit zu den Großen des Vereins gehören sollte.
Aber ich war trotz der Ehrung traurig, dass der Manager nicht anwesend war als derjenige, der diese Würdigung durch meine Verpflichtung 1999 erst möglich gemacht hatte. Ich konnte es verstehen. Vielleicht wollte er so in Erinnerung behalten werden, wie er war. Als ich die Mitglieder aufforderte, aufzustehen und ihm zu applaudieren, gab es minutenlang Beifall. Ich war sehr gerührt und bin sicher, er wäre es auch gewesen. Als ich mich wieder in die erste Reihe neben meine Frau setzte, schaute sie mich an und fragte: »Hast du das geübt?« Kein bisschen! Gefühle sind doch immer noch der beste Redenschreiber.
Unaufhaltsam – ein Fußballleben geht weiter
Das Ende auf Schalke
So wie ich oft über den Beginn meiner Schalker Zeit nachdenke, sinniere ich auch beizeiten über das dortige Ende meiner Spieltätigkeit. Das war relativ unspektakulär und auch nicht wirklich ein Ende im Sinne eines endgültigen Schlussstrichs. Denn eines steht fest: Nicht als Spieler, aber in irgendeiner Funktion will ich dem Verein seinen Vertrauensvorschuss an mich zurückzahlen.
Seit 2006 hatte es auf Schalke für mich ein ständiges Auf und Ab gegeben. Der Beinbruch im Spiel gegen Nancy im September ist ein Beispiel dafür, dass eine Karriere nicht immer Glück bedeutet. Denn erst im März 2007 konnte ich wieder Fußball spielen. Ich lief gegen Stuttgart wieder auf, wir gewannen das Spiel 1:0, aber am Ende der Saison wurde der VfB Meister – auch weil wir in Lüdenscheid völlig versagt und am vorletzten Spieltag eine Derbyniederlage kassiert hatten. Das hieß für uns: Vizemeister, schon wieder und nicht das letzte Mal.
In der Champions League hingegen schlugen wir uns richtig gut und scheiterten erst im Viertelfinale am großen FC Barcelona. 2008 sicherten wir uns noch den dritten Platz in der Liga, aber anschließend wurde es auf Schalke ungemütlich. Im März 2009 wurde Andreas Müller als Manager entlassen, zusammen mit dem damaligen Trainer Fred Rutten. Dafür kam Felix Magath als Trainer und Manager. In der Liga am Ende nur Achter, schlitterte der Verein im Herbst desselben Jahres in arge Finanznöte, die wir aber mit einem dicken blauen Auge überstanden. Und als ob dies ein gutes Omen war, gab es am Ende der Saison – na, was schon – die Vizemeisterschaft.
Für mich war das keine gute Saison. Ich kam achtmal, und das auch nur
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