"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Geleitwort von Manuel Neuer
»Gerald ist Mr. 100 Prozent«
Ich stand als 13-Jähriger mit meinen Freunden im alten Gelsenkirchener Parkstadion, als eines Tages bei Schalke Gerald Asamoah auflief. Er hatte für uns Jungs sofort das Zeug zum Idol. Wir spielten in der Jugend von Schalke 04 und konnten uns nicht satt sehen an der Art, wie er spielte.
Gerald war kein »feiner Fußballer« und sich somit für nichts zu schade. Ein kraftvoller Stürmer, der mit seinem Einsatz alle überzeugte. Besonders mich. Denn ich war in Gelsenkirchen-Buer aufgewachsen. Dort war man froh über jeden, der sich für unseren Verein auf dem Platz zerriss.
Dann lernte ich ihn persönlich kennen. Denn sein Bruder spielte ebenfalls mit mir in der Jugend und Gerald kümmerte sich rührend um ihn, war wie ein zweiter Vater. Er besuchte auch seine Spiele und so sah ich schnell, wie Gerald war: hilfsbereit, ohne Allüren, mit einem großen Herzen für den Fußball und auch für seine Mitmenschen.
Später, nachdem sein Sommermärchen mit der Fußballnationalmannschaft 2006 zu Ende war, wurde ich bei Schalke Stammkeeper und setzte mich durch. Nicht zuletzt wegen Gerald, der mir und allen jungen Spielern in der Anfangszeit viele wichtige Tipps gab. Er war so etwas wie ein Mentor. Zu ihm konnte man immer kommen.
Ich erinnere mich gut an eine Geschichte: Gerald hatte wohl gemerkt, dass ich es mit meinem Talent einmal weit bringen könnte, und bot mir an, mich zu managen. Üblicherweise für 15 Prozent. Ich überlegte und schlug ihm daraufhin folgenden Deal vor: Ich würde ihm alles abtreten, was ich in der Zukunft so verdiente, wenn er mir alles gäbe, was er hat. Da hat Gerald einen Rückzieher gemacht. Vielleicht, weil er sich meiner Karriere doch nicht ganz so sicher sein konnte? Wir lachen noch heute darüber und flachsen, was für das Konto des jeweils anderen wohl besser gewesen wäre.
Wir hatten auf Schalke eine tolle Zeit zusammen, auch wenn er dort manch schwere Phase zu überstehen hatte – mal weil er verletzt war, mal weil er beim Trainer keine Berücksichtigung fand. Aber mit seinem Optimismus überwand er nicht nur seine persönlichen Krisen, sondern steckte uns damit meist noch an.
Als er Schalke verließ, riss das Band unserer Freundschaft nicht ab. Und als er eine Zeit lang ohne Verein dastand, habe ich den Hut gezogen, wie er mit seinem ureigenen Willen und voller Zuversicht davon überzeugt war, dass seine Karriere noch nicht zu Ende ist. Ich bin wirklich froh darüber, dass Gerald noch spielt. Das ist ein Typ, der durch seine Spielweise und seine Ausstrahlung die Liga prägt.
Ich hoffe, dass unsere Freundschaft bestehen bleibt. Und noch eines soll sich nicht verändern: dass Gerald, wenn er gegen mich spielt, nicht ins Tor trifft. Das hat er nämlich bisher noch nicht geschafft!
»Glück auf«, Gerald!
Dein Manuel Neuer
Vorwort
»Dieser Weg wird kein leichter sein« – als ich dieses Lied von Xavier Naidoo erstmals 2006 in der Kabine der deutschen Fußballnationalmannschaft auflegte, hatte ich einige meiner Wege schon hinter mir. Als erster Schwarzafrikaner überhaupt war ich Fußballnationalspieler und zudem Teil des Teams, als Deutschland ein Sommermärchen feierte. Ich war der DJ für diejenigen, die den Adler trugen, hatte immer gute Laune und war selbst stolz wie Bolle. Schließlich war ja auch ich ein Adler! So manchen Moment wollte man für immer festhalten, nicht mehr loslassen. Ein großes Ziel war erreicht. Beinahe wären wir Weltmeister geworden. Wir! Deutschland mit mir.
Aber in der großen Euphorie dieser Tage gab es auch nachdenkliche Momente. Denn tatsächlich waren nicht alle meine Wege leicht, sondern mitunter auch steinig und schwer. Es gab Menschen, die haben mich sofort gemocht, andere haben mich gehasst, zum Teil wegen meiner Hautfarbe, meistens aber wegen meines blau-weißen Trikots. Ganz so wie in Xaviers Lied. Und dennoch ist dieses Leben ein unglaubliches Glück.
Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, weil das Leben schon zu Ende ist. Wie auch mit 34 Jahren und noch viel Zukunft? Nein, ich wollte einfach alles loswerden, was mich als Mensch glücklich und traurig gemacht hat. Ich möchte erzählen von meiner Kindheit in Ghana, meiner Karriere als Fußballer, von den Anfeindungen, denen ich ausgesetzt war, nur weil ich schwarz bin, von meiner Krankheit und meinem Glauben an Gott. Ich denke, dass ich etwas weitergeben kann – in der Hoffnung, dass man versteht, dass Dinge, die passieren, nie
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