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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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sie nämlich nach London zu ihrem Vater, um dort die Schule weiterzumachen. In den Ferien aber besuchte sie natürlich immer ihre Mutter. Und wo wohnte diese? In Hannover mit uns in einer Wohnung. Und so kam Linda oft zu uns zu Besuch, konnte zwar mit Fußball nichts anfangen, ich aber immer mehr mit Mädchen. Das führte irgendwann zu ersten Annäherungen und schließlich zu einer ersten kleinen Liebelei. Verschossen wie ich war, schrieb ich ihr Liebesbriefe nach London, sie antwortete nach Hannover. Das war nicht nur ein sehr aufregendes Hin und Her, sondern auch intellektuell ein sehr anstrengendes, denn die Briefe wurden auf Englisch verfasst. Deutsch konnte Linda nicht und mit unserer Heimatsprache taten wir uns beide ebenfalls schwer. Dann also doch besser Englisch! Unsere Eltern wussten nichts von unserer kleinen Liebelei, was auch besser so war. Denn sie hätten uns sicher für zu jung gehalten. Sie waren, einfach ausgedrückt, etwas prüde und stellten sich das mit der ersten Freundin ihres ältesten Sohnes etwas anders vor. Und vor allem später. Meine Schwester allerdings ahnte schon etwas und als Lindas Bruder meine Briefe fand, kam alles raus, als ich 15 war. Überraschenderweise hatten meine Eltern nichts gegen unsere Beziehung einzuwenden, da sich meine und Lindas Mutter gut kannten. Es wurde sogar einfacher für uns. Die Geheimniskrämerei hatte ein Ende.
    Solange ich in Hannover lebte, sahen wir uns natürlich immer dort. Manchmal flog ich auch nach London, um sie zu besuchen. Erst als ich dann zum FC Schalke 04 wechselte, zogen wir zusammen. Wie süß das war: Sie dachte zu Anfang, sie würde nach Schalke ziehen. Denn für sie hieß die Stadt, in der ich Fußball spielte, Schalke. Wir richteten uns aber in Marl unser Zuhause ein. Die Gegend um Marl ist eine schöne ländliche Ecke im Ruhrgebiet und nicht weit von Gelsenkirchen entfernt. Ich freute mich auf das Haus und den Garten, der demnächst von Kindern bevölkert sein sollte. Und so gab Linda, die Pharmazie studierte, ihr Leben für mich auf und begann ein Fußballerfrauenleben an meiner Seite – und das als jemand, der für Fußball im Grunde nicht so viel übrighatte.
    Wir heiraten – ohne uns!
    Die Frage »Heiraten – ja oder nein?« schwebte lange über allem. Nicht, dass wir Zweifel gehabt hätten, es fehlte eher die Initialzündung zu diesem Schritt. Diese kam, als ich mir eines Tages ein Herz fasste und Linda bat, sich mit mir zu verloben. Natürlich freute ich mich über ihr Ja. Aber dann wurde es sehr schwierig. Denn jetzt mussten Tradition aus Ghana und unser Leben in Deutschland zusammengebracht werden und was uns dabei vor allem fehlte, war Zeit. Als Profifußballer bei Schalke 04 konnte ich nicht mal eben so aus dem Spiel- und Trainingsplan ausscheren, um die nötigen Formalitäten in Ghana zu erledigen. So kam es zu der wohl skurrilsten Hochzeit zumindest eines Schalker Fußballprofis. Während ich am 11. November 2000 im Gelsenkirchener Parkstadion mit meinen Teamkollegen gegen Bayern München spielte und meine Noch-Freundin Linda auf der Tribüne saß und mir dabei zusah, wurden wir in Ghana verheiratet und waren gar nicht dabei.
    Aber der Reihe nach. An diesem Nachmittag machten wir ein gigantisches Spiel. Ich saß während der ersten Halbzeit auf der Bank und musste mit ansehen, wie die Bayern durch Giovane Elber mit 1:0 in Führung gingen. Doch die zweite Halbzeit wurde ein echtes Spektakel. Andreas Möller glich für uns in der 58. Minute aus, sein erstes Tor für Schalke 04 überhaupt. Beinahe im Gegenzug trafen dann die Bayern mit Sergio. Wir waren zum zweiten Mal im Rückstand. Während diese beiden Tore fielen, war ich schon im Spiel, eingewechselt für Radoslav Latal. Und dann kam mein Moment: Emile Mpenza flankt von der linken Strafraumgrenze scharf in die Mitte und ich hechte mich in den Ball und erziele mit dem Kopf den Ausgleich. Das war die Wende! Denn nur drei Minuten später erzielte Ebbe Sand das 3:2. Wir hatten die Bayern geschlagen! Zumindest in diesem Spiel, denn am Ende der Saison waren sie uns dann doch vier Minuten voraus. Aber davon wurde an anderer Stelle schon erzählt.
    Jeder kann jetzt ermessen, warum ich an diesem Tag nach dem Spiel nichts anderes im Kopf hatte, obwohl zur gleichen Zeit in Accra eine Riesenparty stattfand – nicht wegen des Sieges der Schalker,

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