Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
habe eine Vorahnung. Daniel, wenn du das bekommst, woran ich gerade denke, dann gibt es Millionen Fans auf der ganzen Welt, die gleich neidisch auf dich sein werden!«
»Echt, ja?«
»Boah, bin ich aufgeregt«, sagte Martin und saugte nervös an seiner Bierflasche.
Lars legte seinen Arm um meine Schulter und fragte, ob wir das Geheimnis lüften wollten, und ich sagte: »Und wie!«
»Wollen wir das Geschenk hier unter uns auspacken? Nur Martin, du und ich, oder möchtest du, dass es alle sehen?«
»Ist es wirklich sehr cool?«, fragte ich nach kurzer Überlegung und Lars sagte: »Sehr, sehr cool.«
»Nicht peinlich?«
»Ganz im Gegenteil.«
Ich setzte mich auf einen freien Stuhl und sagte: »Okay, dann dürfen es alle mitbekommen.«
Lars nickte und rief: »RUHE BITTE. Das Geburtstagskind ist jetzt bereit für das nächste Geschenk.«
Ich stand auf und verbeugte mich dreimal. Ich hatte das einmal im Kindertheater gesehen. Keine Ahnung warum, aber diese Erinnerung fegte gerade durch meinen Kopf, also verbeugte ich mich so, wie die Kinder es damals nach der Aufführung taten. Anscheinend fanden die anderen das lustig, denn ich erntete viele Lacher dafür. Schon eigenartig, dachte ich mir. Woran merkt man denn, ob etwas witzig ist, oder nicht?
»Weißt du noch, Daniel«, begann Lars seine kleine Ansprache, und ich war froh, mir keine Gedanken mehr über lustige Witze machen zu müssen. »Als wir vor ein paar Wochen, im Januar, vor diesem Musikgeschäft standen? Wir liefen zuerst daran vorbei, aber dann bist du plötzlich stehengeblieben, hast dich umgedreht und irgendwie schien es so, als hätten dich die Gitarren magisch angezogen. Du hast wirklich mit einem Funkeln in den Augen in dieses Schaufenster gestarrt, als seien dort gerade Marsmännchen gelandet.«
»Ich kenne das«, rief Martin und alle lachten.
Ich wurde wieder müde.
»Ein guter Kumpel von mir ist Gitarrist einer ganz bekannten Rockband, und als ich ihm von deinem Geburtstag erzählt habe, hat er mir ein Geschenk für dich mitgegeben.«
Lars machte einen Schritt zur Seite und zog etwas aus seiner Geschenktüte, das von der Form her wie eine Gitarre aussah, aber ich war mir nicht sicher. Es hätte auch eine Geige sein können.
»Ich will auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden«, grinste Lars, worüber ich sehr froh war. »Hier für dich, eine speziell angefertigte Kindergitarre in Form einer Flying V von Rudolf Schenker, dem Gitarristen der Scorpions. Diese Gitarre kann man nicht kaufen. Die gibt es nur einmal auf der Welt. Und jetzt gehört sie dir. Ach ja, eine Sache noch, Daniel. Du weißt ja, dass ich nicht an Zufälle glaube. Hast du gewusst, dass deine Eltern zu einem Lied der Scorpions geheiratet haben? Es ist nämlich die Lieblingsband deiner Mama. So schließt sich der Kreis. Ist das nicht unglaublich?«
Ich drehte mich zu Mama, aber sie lag wieder weinend in Papas Armen. Papa weinte auch. Lars überreichte mir die Gitarre, und ich wusste wieder nicht, wie ich reagieren sollte, aber weil alle aufstanden, um zu sehen, wie ich sie aus der schwarzen Umhängetasche auspackte, und richtig laut klatschten, hielt ich sie in die Luft und schrie: »ROCK’N’ROLL FOREVER!«
Plötzlich ging das Licht aus und eine große dreistöckige Torte wurde hereingetragen, auf der viele Wunderkerzen brannten. Wahrscheinlich waren es sechzehn, aber es war zu dunkel, um sie zu zählen. Das sah richtig schön aus. Wie auf dem Traumschiff. Als dann zum dritten Mal Happy Birthday gesungen wurde, sang ich sogar mit. Meinem Kopf und meinem Herzen ging es besser.
»Wünsch dir was, Daniel«, hörte ich jemanden rufen, aber ich wollte meinen Wunsch nicht in der Öffentlichkeit aussprechen. Ich behielt ihn für mich. Trotzdem blies ich die Kerzen aus. Ich musste dafür einmal um die Torte herumlaufen und sieben Mal pusten, aber ich schaffte es. Dann schnitt ich sie an und jeder, der wollte, bekam ein schönes großes Stück. Ein bisschen fühlte es sich an, wie in einem richtigen Café zu arbeiten. Das machte viel Spaß. Viel mehr Spaß, als in die langweilige Schule zu gehen. Ich brachte Alexej einen Teller mit Nuss-Nougat-Creme-Torte an seinen Tisch und drückte ihn. Mir war es egal, dass die anderen das sehen konnten. Ich wollte einfach, dass es ihm gut ging. Anna kam zu mir und nahm mich wieder an die Hand. Wir liefen durch die Bar, tranken heimlich Alkohol und lachten zusammen. Egal, wo ich hinging, sie folgte mir. Ich fand das schön, dachte
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