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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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Hause lassen. Mama hatte aber meinen Hausarzt vorher um Erlaubnis gefragt. Sie trug jetzt nur noch einen schwarzen BH und den goldenen Slip. Die Jubelpfiffe wurden immer lauter. Sie wedelte mit einer schwarzen Federboa und warf sie nach mir, aber ich duckte mich. Ich wollte nicht, dass die Federn mir in der Nase kitzelten. Ihr BH öffnete sich. Der BH fiel herunter. Sie bedeckte ihre Brüste schnell mit ihrer Federboa. Jetzt konnte ich nicht mehr wegsehen. Es war zu aufregend. Sie lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Sie kam näher. Öffnete ihre Arme. Ich sah ihre Brüste. Der absolute Hammer! Über ihren Nippeln klebten silberne Herzchen. Mein Herz klopfte. Ich kreischte wieder. Ich war im Paradies gelandet. Alle jubelten. Sie warf mir einen Luftkuss zu. Ich sah weg. Ich sah wieder hin. Sie warf mir einen zweiten Luftkuss zu. Ich sah wieder weg. Und wieder hin. Aber dann war sie schon verschwunden. Ich brauchte dringend ein kaltes Bierchen.

    Die Party war im vollen Gange, als Anna mir ins Ohr flüsterte, mich in fünf Minuten draußen vor der Tür zu treffen. Dann ging sie. Sie ließ mich genauso ahnungslos stehen, wie ich sie vorhin hatte stehenlassen. Ich sah mich um, aber Lars war nirgends zu finden. Ruhig bleiben, sagte ich mir. Martin kam die Treppe hoch. Ich erzählte ihm schnell, was Anna gesagt hatte, und fragte ihn, was sie damit wohl gemeint haben könnte. Martin grinste und sagte, dass es wahrscheinlich auf eine wilde Knutscherei hinauslaufen werde. Ich trat ihm gegen sein Bein, weil ich das eklig fand. Dann zog ich meine Jacke und meinen Schal an, weil es draußen kalt war, und ging raus. Anna wartete schon. Ich nahm ihre Hand, weil ich heute ein Held sein wollte, und wir spazierten los. Direkt an Papa vorbei. Er stand etwas abseits von der Bar und rauchte. Zum Glück sagte er nichts. Anna und ich liefen einmal um den ganzen Block. Insgesamt blieben wir drei Mal stehen und … pssst, ein Gentleman genießt und schweigt. Das hatte ich vorher noch nie getan. Nicht so, nicht in einem fremden Stadtteil und schon gar nicht mitten in der Nacht. Als wir zurückkamen, stand niemand vor der Bar. Anna ging rein. Ich blieb noch vor der Tür stehen. Ich wollte einen Augenblick nur für mich sein. Der Schnee sah zauberhaft schön aus, wie er sanft und leise vom Himmel fiel. Ein Wunder irgendwie. Ich konnte meinen Atem sehen. Ich pustete Ringelwolken in die Luft, aber sie blieben nicht lange. Mir war kalt, doch ich wollte noch nicht rein. Ein lila Luftballon wehte im Wind, aber nicht wegen des Windes, es gab nämlich keinen, sonders wegen des Heliums. Der kleine Ballon war mit seinem roten Bändchen am Sattel eines alten verrosteten Fahrrades festgebunden. Ich band ihn ab und hielt ihn in meiner rechten Hand.
    »Ah, da bist du ja«, sagte Lars und schloss die Tür hinter sich. »Hab dich schon überall gesucht.«
    »Ich bin hier«, sagte ich.
    »Hmm, das sehe ich.«
    Lars lehnte sich neben mich an die Hauswand. Wir schauten zusammen in den Himmel. Viel zu sehen gab es nicht.
    »Wie war’s mit Anna?«
    »Schön.«
    »Ich verstehe.«
    »Du verstehst?«, fragte ich und sah ihn an.
    »Ja, ich verstehe. Wir sind Brüder, schon vergessen?«
    Das hatte ich nicht vergessen. Wie könnte ich? Mein lila Ballon flatterte über mir. Schneeflocken fielen herunter und verschwanden im Nichts. Sie erinnerten mich an meinen Geburtstagswunsch, den ich mir beim Kerzenausblasen still und heimlich gewünscht hatte. Lars schubste mich mit seiner Schulter, und ich schubste zurück. Ich sah zu ihm auf und sagte: »Danke für alles. Ich …«
    »Halt die Klappe!«, unterbrach er mich sofort. »Ich will nichts hören.«
    Ich sagte: »Okay.«
    Wir blieben noch eine Weile so stehen und schauten dem lila Ballon und den Schneeflocken zu. Dann fragte Lars: »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    Ich wollte nicht lügen und sagte: »Bestimmt werde ich es Mama verraten, morgen oder so, weil ich dann vergessen habe, dass es ein Geheimnis war. Du weißt doch.«
    »Ja, ich weiß«, lächelte Lars. »Ich sag’s dir trotzdem. Bereit?«
    »Bereit.«
    »Ich hab mich verliebt.«
    Ich kicherte und sagte: »Weiß ich doch.«
    »Echt, ja? Woher?«
    »Wir sind Brüder, schon vergessen?«
    Lars nahm mich in den Arm und drückte mich. Ich drückte ihn zurück. Ich musste aufpassen, dass mir die Schnur des Luftballons dabei nicht aus den Fingern glitt. Mein Herz klopfte ruhig und gleichmäßig. Hätte ich wirklich drei Wünsche frei, wie in

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