Dieses unendliche Verlangen
Hoffnung, dass die Hintertür offen war. Doch die Tür war genauso verschlossen wie alles andere, also blieb ihm nur die Pappel.
Doch auch diese Aktion ging nicht ohne Publikum ab. Murph und Earl waren ihm um das Haus herum gefolgt und lehnten nun an der Hintertreppe, als ob sie nur darauf warten würden, dass die Vorstellung endlich anfing.
“Habt ihr beide nichts anderes zu tun?”, fragte er sie.
“Nein”, erwiderten beide zugleich.
“Die Pferde im Stall müssen noch gefüttert werden.”
“Schon erledigt.”
“Und was ist mit dem Zaun beim Rock Creek, der ausgebessert werden muss?”
“Später.”
Es war reine Zeitverschwendung, mit den beiden herumzustreiten. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, Tracy könnte verschwinden. Dafür hatte sie sich zu gut im Haus eingeschlossen. Aber am Ende kam sie doch noch auf den Gedanken, ihre Sachen zu packen und abzureisen, so empört, wie sie nun mal war. Wenn er jetzt weiter wartete, würde er hinter ihr herlaufen müssen. Egal was er tat, er würde sich so oder so zum Narren machen.
Wenn er also nicht darum herumkam, bei Tracy um Gnade zu betteln, wollte er es lieber auf heimischem Gelände tun. Also schritt er um den Baum herum und suchte nach einem Ast, an dem er sich hochziehen konnte. Wann war er wohl das letzte Mal hochgeklettert? Vor zwanzig Jahren?
“Falls du dich wunderst”, sagte Murph hinter ihm, “dein Vater hat den untersten Ast vor einigen Jahren abgesägt.”
“Toll”, murmelte Zane. Das fing ja gut an.
“Sollen wir dir helfen?”, fragte Earl freundlich.
Obwohl sich alles in Zane gegen dieses Angebot sträubte, so blieb ihm doch kaum eine andere Wahl. Ob sie ihn nun ausgelacht hatten oder nicht.
“Ich bin größer, also sollte ich ihm hochhelfen”, meinte Murph.
“Ich bin aber stärker”, wandte Earl ein. “Also übernehme ich das.”
“Es ist mir völlig egal, wer von euch beiden mir hilft”, unterbrach Zane sie ungeduldig. “Aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr anfangen würdet, bevor ich fünfzig werde.”
Sie einigten sich darauf, dass Zane den Fuß auf Earls Hände stellte und sich dann an Murphs Schulter festhielt. Von dort gelang es ihm, einen Ast zu fassen und sich hochzuhangeln.
Ast um Ast kletterte er höher, bis er schließlich auf der Höhe des Gästezimmers angekommen war, und bewegte sich vorsichtig auf dem Ast entlang.
“Pass bloß auf!”, rief ihm Earl zu. “Der Ast ist dünner, als du denkst. Und du bist auch schwerer als früher.”
Kaum dass er das gesagt hatte, brach auch schon der Ast unter ihm, und Zane baumelte für einen Moment hilflos in der Luft, bevor er sich auf einen anderen Ast retten konnte. War er schon so alt, dass er das Klettern verlernt hatte?
Sehr vorsichtig näherte er sich aufs Neue dem Fenster. Es war nicht verschlossen und ließ sich einfach öffnen.
Das Hereinklettern erwies sich als wesentlich schwieriger. Kaum, dass er seinen Oberkörper hineingehievt hatte, da verhakte sich eine Gürtelschlaufe seiner Jeans an etwas. Jetzt hing er zwischen Himmel und Erde, hilflos zappelnd wie ein Fisch auf dem Trockenem.
Murph und Earl begleiteten diese Aktion mit nicht endend wollendem Gelächter. Aber ein anderes Geräusch mischte sich unter das Gelächter. Das Rauschen einer Dusche. Tracy war also unten in ihrem Badezimmer.
Das Blut schoss ihm in den Kopf, und er versuchte verzweifelt, seine Jeans loszubekommen. Umsonst. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, denn er wollte nicht, dass Tracy ihn in dieser misslichen Lage vorfand.
Manchmal musste ein Cowboy tun, was ein Cowboy tun musste. Zane öffnete den Knopf seiner Jeans und ließ sich kopfüber aus der Hose in das Zimmer fallen. Immerhin ging es um die Liebe seines Lebens.
Tracy war noch unter der Dusche und er wollte sich zu ihr gesellen. Im Nu war er im Bad und riss den Duschvorhang zurück. “Du meinst also, dass du mich wirklich liebst, hm?”
12. KAPITEL
Tracys Schrei hallte so laut im gekachelten Bad wider, dass Zane und sie im ersten Moment taub zu werden glaubten.
Nach ihrem großen Wutausbruch hatte sie eine Dusche nehmen wollen, um sich abzukühlen. Damit, dass er zu ihr kommen würde, hätte sie nie im Leben gerechnet! Immerhin hatte sie ihn ausgeschlossen.
Allerdings hatte sie nur die Außentüren verschlossen und nicht die im Haus. Ein taktischer Fehler.
“Was willst du hier?”, fragte sie ihn barsch, als sei es völlig natürlich, dass er genauso nackt wie sie war.
“Bei dir sein.” Er trat
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