Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
Fisch. „Gillian Grayson? Paul Graysons Tochter?“
Gillians Gesicht leuchtete. „Sie kennen meinen Vater?“
„Nun … nun ja“, stammelte McCann. „Wir waren zur selben Zeit auf einer Raumstation von Cerberus.“
Der Blick aus Gillians rabenschwarzen Augen schien Löcher in ihn zu brennen. „Wo? Was ist dort geschehen?“
McCann wurde schlagartig klar, dass das Mädchen nicht wusste, dass sein Vater tot war. Er musste vorsichtig sein, wollte er seine Freiheit zurückerlangen. „Die Turianer griffen uns an. Wir taten, was wir konnten, wurden jedoch besiegt. Ich wurde genau hier getroffen.“
Während seiner letzten Worte schob McCann sein langes ungekämmtes Haar beiseite, damit die beiden das streifenförmige Narbengewebe sehen konnten. „Das Geschoss hat mich umgeworfen. Als ich wieder erwachte, lag ein Leichnam auf mir. Die Turianer haben ihn durchsucht und nahmen mit, was ihnen nützlich erschien. Ich stellte mich tot, und bei dem vielen Blut auf meinem Gesicht klappte das auch.
Schließlich brachten sie alle Leichen und mich von der Station fort und auf ein Shuttle. Nach allem, was ich hörte, sollten die Toten alle auf ein Schiff verladen werden. Doch ich wollte da nicht mit. Sobald das Shuttle unterwegs war, befreite ich mich von den Leichen, nahm eine der Waffen, die die Turianer von uns erbeutet hatten, und stürmte vor. Es gab einen Piloten und einen Copiloten. Ich schoss den beiden in den Hinterkopf.“
„Aber was ist mit meinem Vater?“, wollte Gillian wissen. „Was ist mit ihm geschehen?“
„Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht“, antwortete McCann. „Das Shuttle hatte einen einfachen ÜLG-Antrieb, und ich konnte es nur zum nächsten Masserelais fliegen und nach Omega aufbrechen. Ich dachte, das wäre der beste Ort, wo ich hinkonnte, weil ich nicht wusste, ob der Unbekannte noch lebte. Außerdem war das ein gestohlenes Shuttle. Wo sonst hätte ich mich also hinwenden können?
Dieser Teil meiner Flucht verlief gut“, fuhr McCann fort. „Ich verkaufte das Shuttle mit einem gepfefferten Preisnachlass, hatte aber trotzdem gutes Geld in der Tasche.“
„Und was geschah dann?“, wollte Hendel wissen. Seine Skepsis war nicht zu überhören.
McCann blickte auf seine schmutzverkrusteten Stiefel. „Ich dachte, ich könnte das Geld beim ‚Star Cluster’-Spiel verdoppeln oder verdreifachen. Also ging ich in einen batarianischen Club, der Fortune’s Den hieß.“
„Sagen Sie nichts“, meinte Hendel angewidert. „Sie haben Ihr gesamtes Geld verloren.“
„Richtig“, gestand McCann voller Scham ein. „Aber ich habe mehr als das verloren. Ich verwettete meine Freiheit und verlor sie prompt.“
„Mein Vater!“, drängte Gillian. „Erzählen Sie mir von meinem Vater.“
„Dort habe ich von ihm gehört“, berichtete McCann. „Aria T’Loak ließ ihre Leute in allen Bars auf Omega nach ihm suchen. Als sie das Fortune’s Den betraten und nach einem Menschen suchten, brachten die Batarianer mich aus dem Erdgeschoss herauf. Geld wechselte den Besitzer, und ich stand plötzlich vor T’Loak. Aber da war die ganze Sache auch schon vorbei. T’Loak zufolge wurde Ihr Vater auf einer Raumstation im Orbit von Elysium getötet.“
Gillians Augen wurden größer. „Die Grissom-Akademie. Dort bin ich zur Schule gegangen. Sind Sie sich sicher? Mein Vater ist tot?“
McCann zuckte mit den Schultern. „Nein, wie könnte ich mir sicher sein? Aber Aria hatte keinen Grund zu lügen, wo ich doch zwei Tage später an einen batarianischen Sklavenhändler verkauft wurde.“
♦ ♦ ♦
Das erste Gefühl, das Gillian verspürte, war eine tiefe und lang anhaltende Trauer. Sie war für immer von der einzigen Person getrennt worden, die nicht dafür bezahlt wurde, sich um sie zu kümmern. Paul Grayson war absolut nicht perfekt gewesen. Schließlich waren sie und Hendel gezwungen gewesen, sich an Bord der Idenna zu verstecken, um ihm und demjenigen zu entkommen, der ihn kontrollierte – wer oder was auch immer das war.
Aber sie hatte angenommen, dass er sie dennoch liebte -so sehr, wie ein solcher Mensch eine andere Person lieben konnte. Sie jedenfalls liebte ihn trotz allem, was er getan hatte. Gillian fingerte an dem Edelstein herum, den sie um den Hals trug. Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Wer hat ihn getötet? Und warum?“
♦ ♦ ♦
McCann war dabei gewesen. Er hatte schreckliche Dinge gesehen, die der Unbekannte und die Leute, die für ihn arbeiteten,
Weitere Kostenlose Bücher