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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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und der Ausbildung, die er ihm gab, konnte Illwar mit seinen kleinen und großen Problemen zu ihm kommen. Nicht, dass er jemals mit ihm über seine Magie geredet hätte, aber es gab auch so genug Gelegenheiten, um sich die Seele leer zu reden.
    Erst jetzt merkte er, wie unfair er gegenüber Elldrig gewesen war. Illwar hatte immer Elldrig seine Probleme erzählt und ihn damit belästigt. Umgekehrt hatte er nie solchen Anteil an Elldrigs Leben genommen. Vielleicht hätte er das tun sollen. Möglicherweise hätte er dann schon vorher erfahren, dass Elldrig seinetwegen Probleme mit den Dorfbewohnern hatte. Jetzt war es zu spät. Nun hatte er niemanden mehr, an den er sich wenden konnte. Niemanden mit dem er seine Erfahrungen teilen und Rat holen konnte; mit dem man lachen und auch weinen konnte. Niemanden mehr, der wie ein Vater für ihn war – ja ein Vater.
    Sein Vater, seine Eltern, er vermisste sie. Auch sie kamen nicht wieder. Er wünschte sich so sehr, dass ihre Körper nach all den Jahren noch erhalten waren und er sie finden konnte; dann wären sie wieder vereint. Mit seinen Fähigkeiten hätte er es schaffen können. Aber all dies blieb nur Wunschtraum. Ihre Körper waren längst verrottet. Er hatte das Gefühl, mit Elldrig seinen Vater zum zweiten Mal verloren zu haben. Alles, was ihm blieb, war die Leere. Und die Sehnsucht. Er drehte sich zu Xarna um und blickte in ihre Augen.

7
    Obwohl sie mit dem Pferd unterwegs waren, hatte Ludewig die feste Überzeugung, dass die Nachricht über das Ende des Fettsacks vor ihnen in der Stadt ankam. Obgleich man von seinem Ende eigentlich nicht sprechen konnte. Er hatte noch gelebt, als sie wieder losritten. Na ja, ›gelebt‹ war vermutlich etwas übertrieben, aber zumindest geatmet.
    Die anatomischen Details faszinierten Ludewig immer wieder, nachdem man die Hautlappen halb abgezogen und den Brustkorb eines Menschen geöffnet hatte. Die Hautlappen pflockte man fest, um das Kerlchen am Wegrobben zu hindern. Dieses Exemplar hatte stark vergrößerte Organe zur Schau gestellt, aber besonders faszinierend war dieses unscheinbare pochende Herz, das all dieses unwürdige Leben nährte, so viel Arbeit verrichtete und doch so schnell, so kläglich versagen konnte. Er grinste bei dem Gedanken. Ja, vielleicht wurde diese Patrouille doch nicht ganz so langweilig, wie er zuerst vermutete.
    * * *
    Das nächste Dorf, an dem sie vorbeigekommen waren, hatte er vorbehaltlos niederbrennen lassen. Die Leute sollten nicht denken, dass er weich wurde. Langsam begann er, seinem Gebieter dankbar zu sein. Nur in der drögen Festung zu hocken und Pläne auszubrüten, war auf die Dauer nicht gut für ihn. Hier hatte er endlich mal wieder eine Aufgabe, bei der er den Erfolg seines handwerklichen Geschicks sofort vor Augen hatte. Es war eine nette Abwechslung. So beschloss Ludewig nicht direkt nach Kargendein zu reiten, sondern die einzelnen Dörfer abzuklappern, um die Bewohner zu verhören. Er hatte eine Aufgabe und Aufgaben erledigte er gründlich.
    Sein Feldwebel ritt neben ihm und sie plauderten miteinander. Normalerweise beschäftigte er sich gar nicht mehr mit den unteren Diensträngen, aber bei dieser Mission war der Feldwebel der nächsthöhere Offizier nach ihm. Und er musste sich eingestehen, dass es sehr erfrischend war, mal wieder die Meinung der Niederen zu Ohr zu bekommen. Allmählich schien sich der Feldwebel zu den unangenehmeren Fragen vorzutrauen. Sie ritten eine Weile wortlos nebeneinander, als er mit gedämpfter Stimme wissen wollte »Warum Ihr, Oberst?«
    »Bitte?« Ludewig wusste genau, was er meinte und er hatte mit so einer Frage gerechnet. Aber es machte ihm Spaß, den Feldwebel zappeln zu lassen.
    Dieser räusperte sich und fasste sich ein Herz. »Warum Ihr? Warum führt Ihr diese Patrouille an? Schon allein Euer Name lässt jeden in Hörweite zusammenzucken. Bei Eurem Anblick vergessen sie sogar zu fliehen und sind starr wie die Kaninchen vor der Schlange. Die Lage ist ruhig. Wir haben sie doch unter Kontrolle, oder? Was fürchtet unser Gebieter, dass er Euch schickt?«
    »Unser Gebieter fürchtet nichts!«, raunzte Ludewig ihn an. Der Feldwebel zuckte sofort zusammen. Ludewig verstand die Frage, da er sie sich selbst gestellt hatte, aber es durfte nicht der Anschein entstehen, dass sie einen schwachen Herrscher hatten, der sich in seiner Festung wie in ein Schneckenhaus verkroch.
    Danach senkte er die Stimme und gab die Antwort, die er sich zurechtgelegt hatte.

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