Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
mich wissen!“
„Schade“, erwiderte die attraktive Kommissarin und verabschiedete sich mit einem zarten Wangenküsschen von ihrem väterlichen Freund.
Während Sabrina an der Weggabelung nach links zu ihrem Auto abzweigte, schlug Tannenberg den breiten Schotterweg hinunter ins Lautertal ein.
Nach ein paar Metern drehte sie sich jedoch nach Tannenberg um und rief ihm nach: „Ach, übrigens hab ich noch was Interessantes für dich. Etwas, dass dich sicherlich sehr freuen wird.“
Tannenberg blieb natürlich sofort stehen, wandte sich zu ihr um und ging ein paar Schritte auf die junge Frau zu. „Da bin ich aber mal gespannt.“
„Vorhin hat unter den Kollegen die Runde gemacht, dass Kriminaldirektor Eberle gestern im Innenministerium in Mainz war und etwas erfahren hat ...“
Tannenberg roch natürlich sofort den Braten. „Los, los, sag schon!“, drängte er deshalb mit Vehemenz.
„Der Innenminister hat sich angeblich gegen die Bewerberin aus den neuen Bundesländern entschieden.“
„Aha“, entgegnete der Leiter des K 1 mit offenem Mund. „Heißt das etwa ...?“
„Genau das heißt es, Wolf. Unser neuer Polizeipräsident wird wohl wieder ein Mann sein. Das freut dich doch bestimmt, oder?“
Scheinbar teilnahmslos zuckte Tannenberg mit den Schultern. „Findest du denn, dass mich diese Nachricht erfreuen sollte, liebes Sabrinalein?“
Als die junge Kommissarin das verschmitzte Lächeln in Tannenbergs Gesicht wahrnahm, musste sie ebenfalls schmunzeln.
„Na, aber damit können wir doch alle ganz gut leben, Sabrina, oder? Das ist wenigstens einer von uns, einer mit Stallgeruch, keiner von diesem aufgeblasenen Theoretikervolk!“
„Also ich hab keine Probleme mit euch Männern. Ich komme eigentlich immer sehr gut mit euch Wüstlingen aus.“ Kurz bevor sie auf dem Absatz kehrt machte, schickte sie noch einen Abschiedgruß in Richtung ihres Vorgesetzten: „Wenn’s einem der eine oder andere von euch manchmal auch gar nicht so leicht macht, ihn zu mögen! – Tschüss, mein liebes Wölfchen.“
Die mithin aufgeworfene Frage, wen Sabrina wohl mit ihrer ketzerischen Bemerkung gemeint haben könnte, entschied Tannenberg kurzer Hand zu seinen Gunsten und definierte als potentiellen Adressaten dieses rätselhaften Auswurfs eindeutig den Ehemann der Kriminalbeamtin.
Da Tannenbergs Stimmung durch diese überraschende Information nicht gerade ein Tiefschlag versetzt wurde, gestaltete sich sein Schritt zunehmend leichter und beschwingter. Entgegen sonstiger Gewohnheit grüßte er sogar überaus freundlich die ihm auf der Fußgängerbrücke über die Lauterstraße entgegenkommenden, völlig unbekannten Menschen, die an ihm vorbei zum Dinopark oder hoch zum Kaiserberg strömten.
Wie schon so oft in seinem bisherigen Leben war Tannenberg sofort, als sich seine innere Stimme oben auf dem Felsen mit einem für ihn verpflichtenden Auftrag zu Wort gemeldet hatte, klar gewesen, dass es überhaupt keinen Sinn machte, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Denn wenn sich sein innerer Quälgeist im wahrsten Wortsinne etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab dieser so lange keine Ruhe, bis Tannenbergs leibliche Hülle diese Order auch tatsächlich ausgeführt hatte. – Und dabei war ihm völlig egal, wie verrückt dieses Verhalten erscheinen mochte oder wie es von Tannenbergs näherer Umgebung kommentiert wurde.
Fröhlich vor sich hinpfeifend verließ er das Gartenschaugelände, schlenderte durch die Mühlstraße und erreichte wenig später den westlichen Teil der Fußgängerzone. Mit einem kurzen Blick ins Tchibo klärte er ab, ob sich sein Vater an einem der Stehtische aufhielt.
Obwohl er dessen oft recht aufdringliche Neugierde bezüglich der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit seines Sohnes normalerweise absolut nichts Positives abzugewinnen vermochte, hätte er ihm zu dieser späten Nachmittagsstunde die frohe Kunde über die unerwartet erfreuliche Wendung in seinem aktuellen Fall liebendgerne selbst überbracht.
Aber der alte Herr weilte zu diesem Zeitpunkt bereits todtraurig zu Hause.
Tannenberg passierte den Altenhof, überquerte den Schillerplatz, ließ das Spinnrädl rechts liegen und steuerte zielgerichtet zum ehemaligen Wertheim-Gebäude, das man vor einigen Jahren zu einer modernen Einkaufspassage umgebaut hatte. Und somit traf er nun genau an der Stelle ein, zu der er von einem unsichtbaren Gummiband die ganze Zeit über hingezogen worden war.
Er stattete dem Zeitschriftenlädchen, in dem er sich
Weitere Kostenlose Bücher