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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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steht das durch?«
    Bongo zuckte die Schultern. »Zugenommen hat sie nicht. Aber ihre Schulden kann sie abarbeiten, da bin ich sicher.«
    »War sie schon mal draußen?«
    »Auch das. Nach ihrer Rückkehr hat sie jedesmal einen Schock. ›Draußen‹ ist für sie die feindliche Welt. Sie ist richtig gern wieder ins Babylon zurückgekommen und war noch fleißiger als vorher.«
    »Und die übrige Truppe – alle gesund?«
    »Null Aids, wenn du das meinst. Aber ich habe zwei Puten, die aufmüpfig werden. Die solltest du besser umsetzen.«
    Moskito nickte. »Okay, ich werd’ sie meinen Freunden vom Spielbudenplatz überstellen; da drängeln sich die Gastarbeiter.«
    »Das wird den beiden guttun«, bekräftigte Bongo das Vorhaben.
    »Wie ist’s um die Kunst bestellt?«
    Moskito hatte es nicht so gern, wenn die Clique vom Kiez sich um sein »zweites Bein« kümmerte. Der Handel mit asiatischer Kunst erforderte eine andere Klientel als die zwischen Steindamm und Alster oder gar zwischen Großer Freiheit und Millerntor.
    Die »Asiatica« GmbH und Co. KG war ein feines Unternehmen, das in Hamburgs besseren Kreisen durchaus Ansehen genoß. Auch die Filialen in Düsseldorf und Bonn boten Exquisites für Liebhaber.
    Paolo Muskitus hatte sich auf kleine Stücke spezialisiert. Größere Kunstwerke wie Skulpturen und Bilder traten im Sortiment zurück. Er hatte auf die Transportkapazität von Amara und ihren Helferinnen Rücksicht zu nehmen. Damit waren beide bisher gut gefahren. Der Handel mit »Asiatica« hatte ihnen zu einem Ferienhaus in Holland und einem Motorboot mit Schlafkabinen und allem Komfort verholfen.
    Bongo merkte sehr schnell, daß Moskito nicht daran dachte, mit ihm über die besseren Geschäfte zu reden, und lenkte gleich ab. »Nun, das Babylon ist interessant genug, und die Freier zahlen satt. – Wie lange kann das Hühnchen in Deutschland bleiben? Ich möchte nicht, daß wir Ärger mit der Polizei bekommen. Subin muß ganz legal hier leben dürfen.«
    »Sie hat ein Touristenvisum«, erklärte Moskito nachdenklich. »Wenn die Eheschließung geklappt hätte, wären wir das Problem losgewesen, aber so… Wenn es mit dem Tourismus aus ist, muß man sie zur Studentin machen. Nicht gerade an der Universität, aber irgendein Ausbildungsschuppen wird sich schon finden lassen, wo man sie anmelden kann. Wann läuft das Visum ab?«
    Bongo war aufgestanden. Aus dem Schreibtischsafe holte er Subins Reisepaß und schlug die Seite mit der eingestempelten Aufenthaltserlaubnis auf. »Wir haben noch fast zwei Monate Zeit, etwas zu unternehmen. Der Paß muß erst mal hierbleiben. Wenn die Schnüffler kommen, muß sich unser Prachtstück ausweisen können; sonst meint man noch, hier würden Kinder vermarktet.«
    Moskito nickte. »Okay. Ich komme rechtzeitig darauf zurück. Wenn es mit der Verlängerung nicht läuft, verfrachten wir sie in einen der Bums-Bomber, und ab geht die Post. Mit ihrer Praxis wird sie bis zur Landung schon einen Freier angemacht haben.«
    Bongo ließ die Seiten des Passes über die Finger schnippen. Dann sah er das letzte Blatt genauer an. »Nanu, was soll denn das? Hat sich unsere Jungfrau hier eine Kontonummer notiert?« Mit einem feinen Kugelschreiber war in hauchdünner Schrift in der Paginierung eine zehnstellige Zahlenreihe vermerkt. Bongo las vor: »022836…«
    »Gib her«, unterbrach Moskito und nahm ihm den Paß aus der Hand. »Das Nümmerchen will ich mir mal notieren und nachsehen, was dahintersteckt.«
    Nachdem Moskito die Ziffernreihe in sein Notizbuch übertragen hatte, gab er den Paß zurück. »Nun schließ das Zeugnis der Reife schön wieder ein. Ich sehe schon – hier läuft alles glatt, da kann ich ja ein paar Tage Urlaub genießen. In vier Wochen werde ich mich um die Verlängerung des Visums kümmern. Bis dahin kann unser Goldkind noch manche Mark reinholen.«

 
    5
     
     
     
    Wieder einmal war es so weit. Am frühen Vormittag hatte die Beueler Platte ihren Jahrestribut gefordert. Auf dem Rhein ankerten über zweihundert Motorfrachter und Schubverbände, die weder die Talfahrt noch die Bergfahrt fortsetzen konnten. Vom Polizeihubschrauber Hummel 2 aus wirkte der Fluß wie eine Perlenkette mit seltsamen Einschlüssen. Der Bonner Hafen war restlos verstopft. Zahlreiche Neugierige beugten sich über das Geländer der Kennedybrücke und sahen dem Schauspiel zu.
    Geschehen war das bei Niedrigwasser Übliche. Wie der telefonisch abrufbare »Pegel Bonn« in Höhe der Oper am Rhein

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