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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Namen von den Insidern nur »Moskito« genannt wurde, war selbst zum Flughafen gekommen, um diesen besonderen Paradiesvogel der oberen Klasse persönlich in Empfang zu nehmen. Für Subin Tairong würde er die Vermittlungsgebühr von fünfzehntausend Mark kassieren. – Und der erste Eindruck übertraf alles, was der Katalog über sie aussagte. Er mußte die »Virgo intacta« unbeschädigt seinem Abnehmer übergeben – schließlich wollte er den Vertrag korrekt erfüllen.
    Mit einem »Hallo« und einem Wangenkuß begrüßte die Stewardeß ihren Auftraggeber. »Das ist Subin, die hier ihr Glück machen wird«, sagte sie langsam und deutlich, damit Subin sie verstehen konnte. »Sie hat schon etwas Deutsch gelernt.«
    »Wie war die Reise?« fragte der Chef von Felicidad beiläufig.
    »Pas de problemes! Hier ist ihr Paß mit dem Touristenvisum.«
    Der Mann nickte und murmelte: »Danke, see you later, Alligator«, und zu Subin gewandt: »Willkommen in Deutschland. Wir fahren gleich los – man erwartet uns.«
    Er ließ Subin im Fond des Wagens Platz nehmen. Der billige Schalenkoffer und die Reisetasche kamen in den Kofferraum. Das Bordcase behielt Subin fest in der Hand, so, als brauche sie einen Halt. Sie hatte darin hundert Dollar »für den Notfall«, wie ihre Mutter beim tränenreichen Abschied gemeint hatte, ohne zu wissen, daß man mit umgerechnet hundertfünfzig Mark in Hamburg nicht viel anfangen konnte.
    Moskito nahm den Weg zur Alsterkrugchaussee, dann über Eppendorf, Elmsbüttel, Altona. Er mußte sich auf den starken Verkehr konzentrieren und sprach kein Wort. Subin saß kerzengerade und schaute nach vorn. Die Eindrücke der Fahrt durch die Stadt waren sehr verwirrend. Das Chaos hier war zwar lange nicht so groß wie in Bangkok mit seinen lärmenden und stinkenden Autos, in seiner Fremdheit jedoch bedrückend.
    Der unbekannte Mann am Steuer drehte sich kurz zu ihr und sagte: »Herr Naval ist sehr anspruchsvoll!«
    Sie verstand die Bedeutung der Worte nicht und fragte: »Was ist?«
    »Schon gut«, kam die kurze Antwort. Sie hatte nicht einmal erfaßt, daß sie als »Katalogware« gehandelt wurde. Sie wußte nur, daß sie der Stewardeß dankbar sein mußte und ihr viel Geld schuldete.
    Moskito zog den BMW nach links zum Millerntor und fuhr von dort im Schrittempo über die Reeperbahn. Die ersten Lichter deuteten an, daß es Nacht wurde. Sie waren im Rotlichtviertel – das erkannte Subin sofort. Auch hier gab es Coffee-Shops, Go-Go-Theken und Massagesalons. Allerdings sah sie keine der aquariumähnlichen Glaskästen, in denen in ihrer Heimat ganz junge Frauen und Kinder zur Schau gestellt wurden.
    Subin fühlte aufkommendes Unbehagen, das noch verstärkt wurde, als der Fahrer sagte: »Hier ist schon manches Girl gelandet, das seine Pflichten nicht erfüllt hat. Und die Hühner müssen hart arbeiten fürs Geld.«
    Subin ahnte die Bedeutung der Worte und die Drohung, die darin lag. »Nicht gut für Frau«, radebrechte sie. »Viel böse Sex wie in Patpong.«
    »Hier ist immer frisches Blut willkommen, je jünger, um so besser.« Moskitos Grinsen sah sie nicht. »Aber jetzt fahren wir zur Villa. – Und merk dir: Der Mann ist sehr anspruchsvoll!«
    »Ich – kann – dienen«, formulierte Subin langsam. – Und sie hatte Angst.
     
     
    Die Villa am Jenischpark war einer dieser klassizistisch angehauchten Altbauten, die Hamburgs Prominentenviertel so distinguiert und verschlossen erscheinen lassen. Hinter hohen Gittern verwehrten stark gewachsene Rhododendronbüsche den Blick auf die hellgelb gestrichene Fassade. Die Villa lag zwar in einer feinen Umgebung, gehörte jedoch nicht zu den besten Adressen der Hansestadt. Sie hatte seit Jahrzehnten immer mal wieder den Besitzer gewechselt, und es wurde gemunkelt, daß sie durch eine Frau mit Strohmann-Funktionen einem der ungekrönten Könige des Kiez gehörte, der aber nicht hier wohnte, sondern das Objekt an Größen des Kokainkartells vermietete, wenn ihnen der Boden in Südamerika zu heiß wurde und sie für einige Jahre in Europa untertauchen mußten. An Geld hatte es den jeweiligen Mietern des Hauses nie gefehlt.
    Das Tor war geöffnet. In einigen Räumen und in der Eingangshalle brannte Licht. Schwere Eisengitter sicherten die Fenster bis zur ersten Etage. Moskito stoppte den Wagen seitlich des Hauses und schaltete die Innenbeleuchtung an. »Wir sind da. Ich werde Sie noch mit Alexander Naval bekannt machen und dann wieder fahren.«
    »Und ich?« fragte Subin

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