Diplomat Im Abseits
heiraten?«
Paulette hob die Schultern und winkte mit einer mehrdeutigen Handbewegung ab. Was sollte sie auch erklären? Für Subin würden schon morgen die ärztlichen Zeugnisse keine Bedeutung mehr haben, und ihr Katalogwert würde ganz nach unten rutschen, wenn sie das Haus in ein paar Wochen verlassen sollte. Nach einem Mann für die Hochzeit würde sie vergeblich suchen; dafür hätte sie allerdings die ausgefeiltesten Sexpraktiken gelernt.
Das Zimmer sah nicht so aus, als ob hier eine Hausangestellte untergebracht werden sollte; es wirkte wie ein kleiner Salon, dem das französische Bett die Bestimmung gab. Aus der anschließenden Teeküche holte Paulette einige vorbereitete Sandwiches. Vom Beistelltisch nahm sie zwei Gläser und mixte für jeden einen Gin-Orange.
»No alcohol. – Kann ich Wasser trinken, bitte? Ich habe viel Durst.«
»Hier ist auch Wasser; aber dann trinkst du einen doppelstöckigen Gin. Wie willst du das sonst durchstehen?«
»Was ist ›durchstehen‹?«
Paulette winkte abermals ab. »Nun komm, iß und trink. Morgen brauche ich dir das alles nicht mehr zu erklären. Herr Naval wird auch schon ein paar aufmunternde Drinks genommen haben, bevor er sich zu dir legt. Mach nicht den Fehler zu schreien, wenn es mal weh tut, sonst kannst du deine Knochen einzeln zählen. Und nun paß auf, ich erzähle dir, wie das ablaufen wird. Wenn du klug bist, läßt du Lustgefühle erkennen und machst genau das, was von dir verlangt wird. Versuch aber nicht, die erfahrene Frau zu spielen – Naval will dein Lehrer sein. Hast du verstanden?«
Von Paulettes Erklärungen verstand Subin nur wenig.
»Auch mit Mund?« fragte sie verstört.
»Ja, mit allem, was du hast. Und es gibt mehr Wege für einen Mann, als du dir jetzt noch träumen läßt.«
Subin hatte nur ein Sandwich gegessen; das zweite schob sie zurück.
»Hier, trink das«, sagte Paulette energisch. »Wir müssen rüber zum Boß. Du hast noch zehn Minuten, um dich nebenan schön zu machen.«
Subin trank mit einem Zug das Glas leer und schüttelte sich.
Paulette führte Subin in das luxuriös ausgestattete Bad und verfolgte jede Bewegung, als Subin sich auszog, wusch und neues Make-up auflegte. »Du bist ein schönes, zartes Mädchen«, stellte sie bewundernd fest. »Ich denke, wir werden uns gut verstehen, nachdem du Navals Männerwelt kennengelernt hast.«
Auf dieses »Frauenwunder aus Südostasien« hatte Alexander Naval mit Spannung gewartet. Die letzte Lieferung vor einem Vierteljahr war die reine Katastrophe gewesen. Er war auf eine raffiniert aufbereitete Prostituierte hereingefallen, die schon als Kind in Bangkok im »Aquarium« für Touristen gearbeitet hatte, wie Moskito später gestand. Keine müde Mark hatte das Geschäft der Agentur Felicidad eingebracht. Aber der kleine Fisch arbeitete jetzt fleißig im Seemannsbordell, um seine Schulden abzutragen. Moskito hatte dem Mädchen sogar die Möglichkeit gegeben, regelmäßig ein paar in Dollar umgetauschte D-Mark den Eltern und Geschwistern zukommen zu lassen, damit sein Ruf als Vermittler nicht geschädigt wurde. Dank einschlägiger Erfahrungen und einer guten Nachtleistung dieses »Schützlings« würde das Schuldenkonto bald ausgeglichen sein. Bisher hatte die Agentur noch keine Verluste erlitten, auch wenn mal ein Mädchen zurückgenommen werden mußte.
Für Alexander Naval waren das keine Fragen von Belang. Er war Geschäftsmann genug, um auf Mängel der »Kolonialware« kühl und sachlich zu reagieren. Jetzt saß er in einem schweren Ledersessel in einem Arbeits- und Wohnraum, um noch einmal den Katalog und die von seinem Bodygard hereingereichten Testate zu studieren. Die Papierform des Neuzugangs war jedenfalls in Ordnung. In wenigen Minuten würde er wissen, ob die Agentur Felicidad – was ja wohl »Glückseligkeit« bedeutet – nun endlich Qualität geliefert hatte. In Erwartung besonderer Freuden strich er sich einige Male über das glatt rasierte Kinn, dem der starke Bartwuchs einen blauschwarzen Schimmer gab. Um seinen schon recht kahl gewordenen kugelrunden Kopf nicht wie einen Reflektor wirken zu lassen, drehte er den Dimmer auf halbe Lichtstärke. Den zusätzlichen Strahler hatte er so ausgerichtet, daß mit einem Druck auf den Schaltknopf die vor ihm stehende Person voll ausgeleuchtet wurde.
Er wußte, daß er sich beim Gin-Tonic zurückhalten mußte, wenn diese Nacht das halten sollte, was er von ihr erwartete. Paulette hatte noch Pralinen und
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