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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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von fünftausend Mark durfte er wegen der erbrachten Teilleistung behalten. Im Gesicht des Body Guards stand ein breites Grinsen, als er Subins Gepäck mit einem Fußtritt vor die Tür beförderte. In dieses Gesicht hätte Moskito hineinschlagen mögen, aber Geld und Macht waren nicht auf seiner Seite.
    »Du hast nichts, aber auch gar nichts begriffen«, sagte Moskito grimmig und stieß Subin auf den Beifahrersitz. »Jetzt wirst du im Akkord arbeiten und deine Schulden abtragen. Das geht am schnellsten im ›Babylon‹ in St. Georg; da ist immer junges Fleisch gefragt. Du bekommst dort ein Zimmer und wirst so lange anschaffen, bis deine Schulden getilgt sind. Laß dir bloß nicht einfallen, auch nur einen einzigen Mann abzuweisen. – Du mußt hart ran, mein Kind. – Und vergiß niemals, daß ich ein Dokument mit deiner Unterschrift habe. Wer nicht zahlt, muß ins Gefängnis.«
    »Aber Stewardeß…«
    »Halt’s Maul, du dummes Huhn. Was hast du dir bloß gedacht?! Naval ist ein reicher, ein schwerreicher Mann, und du schaffst es nicht, ihn scharf zu halten. Damit hast du dir deine Chance versaut – und mir das Geschäft. Du lebst jetzt ganz freiwillig – hörst du: freiwillig – im Babylon, um Geld zu verdienen.«
    »Stewardeß muß auch Geld…« schluchzte Subin.
    »Ja, ja, für die kassiere ich mit. Mein Freund und Boß vom Babylon sagt dir die Preise. Du wirst jede Mark und jeden Dollar bei ihm abliefern. Er gibt dir zu essen und zu trinken und wird dich mit Koks kräftig anheizen; das macht die lahmsten Hühner wild.«
    Sein Blick streifte Subins zusammengesunkene Gestalt.
    »Es ist doch nicht zu fassen – wie kann eine Frau nur so dämlich sein?«
    Während der Fahrt nach St. Georg saß Subin stumm auf dem Beifahrersitz. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um eine Telefonnummer, die sie sich notiert hatte, um dort eines Tages ihr Glück an der Seite eines reichen Mannes zu verkünden und zur Hochzeitsfeier einzuladen. – Der Traum würde nie mehr in Erfüllung gehen, und unter den jetzigen Umständen fehlte ihr für einen Anruf der Mut. Für ihre Sippe war sie verloren.

 
    3
     
     
     
    Dr. Botho von Campen hatte schon als Student sehr fundierte anthropologische Arbeiten veröffentlicht, die eine vielversprechende Laufbahn als Wissenschaftler erwarten ließen. Nach seiner Promotion an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hatte er jedoch seinem Leben eine neue Richtung gegeben und war nach glänzend bestandener Prüfung in den Auswärtigen Dienst getreten. In der Abteilung für auswärtige Kulturpolitik sah er bessere Möglichkeiten, die Wissenschaft vom Menschen mit allen biologischen, philosophischen und theologischen Aspekten im praktischen Handeln zu erproben. Er brauchte und suchte den Kontakt zum Mitmenschen als »biologischer Organismus« im weiten Feld der Evolution.
    Es war daher nicht verwunderlich, daß er bei seinen Auslandsstationen immer wieder in den Kulturabteilungen der jeweiligen deutschen Botschaften eingesetzt wurde. Obwohl ihm Beförderungen wenig bedeuteten, hatte er doch anläßlich eines kurzfristigen Aufenthalts in Bonn die Ernennungsurkunde zum Vortragenden Legationsrat mit Dank und einem gewissen Stolz entgegengenommen. Die ihm von neidischen Kollegen nachgesagten Frauengeschichten waren in der Zentrale jedenfalls bisher nicht karrierehemmend bewertet worden. Schließlich war er immer bemüht gewesen, seine anthropologisch interessanten Partnerschaften entweder zu legalisieren oder so zu gestalten, daß sie dem Ansehen des Auswärtigen Dienstes nicht schadeten.
    Bei aller wissenschaftlicher Qualität seiner Leistungen war Botho von Campen kein Büchermensch, eher ein sportlicher Typ. In den Personalakten stand zur Person vermerkt: »Mittelgroß, blond, blaue Augen, markantes Gesicht, spielt Golf und Tennis, vorzügliche Umgangsformen, umfassende Sprachkenntnisse in Französisch, Englisch, Spanisch, Grundkenntnisse in südostasiatischen Sprachen, insbesondere Bahasa, Thai und Tagalog; einzusetzen in allen Ländern der Welt, vorrangig Lateinamerika, Südostasien und Afrika.« Den Dienst in der Zentrale in Bonn hatte er nie besonders geschätzt, daher war er froh, seit einem halben Jahr wieder draußen zu sein.
    Sein Aussehen, seine Ausstrahlung und seine Sprachbegabung machten es Botho von Campen leicht, schnell Rontakt zu den Menschen der Länder zu bekommen, denen er deutsches Kulturgut vermitteln durfte.
    Seine Rückreise nach Swirnabad, wo er seine dritte

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